Der Magdeburger Kommunalwahlkampf tobt als wäre nächste Woche Wahl. Tatsächlich ist sie rein zeitlich maximal als kleines Staubwölkchen am Horizont auszumachen.
Zunächst nominierte nun auch noch future seine Kandidaten. Mit 22 Willigen wird im inoffiziellen "wer-hat-die Meisten"-Wettbewerb Platz 6 vor dem Bund für Magdeburg belegt. Überraschende Personalie ist das Antreten von Oliver Wendenkampf, Geschäftsführer des BUND Sachsen-Anhalts, gedächtnisstärkeren Lesern noch als Bundeschef der Spasspartei geläufig. Vor allem für die Magdeburger Grünen dürfte die prominente Gegnerschaft aus den Reihen eines Umweltschutzverbandes einige Kopfschmerzen auslösen.
Während sich die Presse etwas über den für eine ehemalige Jugendpartei biblischen Altersdurchschnitt belustigt, fällt vor allem eine gewisse Verwirrung bei Zahl und Art der genutzten Wahlslogans ins Auge. Einerseits werden "Visionen statt Resignation" gefordert. (Der bei dem Begriff Visionen traditionell erforderliche Helmut Schmidt-Witz, wonach Visionen und Arztbesuch in einem kausalen Verhältnis stehen, gilt hiermit als gemacht.) Einige Zeilen weiter berichtete die Volksstimme jedoch von einem weiteren "provokanten" Motto: "Ausmisten - Alternative wählen". Tatsächlich sind im Straßenbild zwischenzeitlich Plakate aufgetaucht, die das bisherige absenderlose "Alternative wählen" näher erläutern wollen. Der obere orangefarbene Strich stellt sich bei näherer Betrachtung ebenfalls als das Ausmisten-Motto heraus.
Soso. Ausmisten. Inhaltsleerer und populistischer wird es wohl nicht mehr werden. Zwischen den demokratischen Parteien gibt es so etwas wie einen unausgesprochenen Kodex. 1. Die Gegenseite entstammt nicht dem Tierreich. 2. Das zu wählende demokratische Gremium als solches wird nicht abgewertet. Ausmisten. Ob die Reinigung eines Stalls von tierischen Exkrementen als bildliches Wahlziel diesen hehren Ansätzen noch gerecht wird, mag jeder selbst entscheiden.
Enddreist ist jedoch die nicht näher belegte Behauptung, diese Reinigung wäre nötig. Da man mit "Ausmisten" wohl kaum lediglich anderweitige politische Ansichten meinen wird, werden Vetternwirtschaft, Klüngel etc. gemeint sein. Nun mag es da auch die ein oder andere betrübliche Erscheinung geben, größere Skandale sind jedoch nicht bekannt geworden. Als seit 10 Jahren im Rat vertretene Partei mit recht einseitiger familiärer Verankerung, sich jetzt ohne Veranlassung als Ausmister hinzustellen und aus Eigennutz antidemokratische Ressentiments der Bevölkerung zu schüren, ist extrem daneben. Diese Sätze waren in diesem Wahlkampf zwar erwartet worden, ab doch eher von der NPD.
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