Dienstag, November 27, 2007

Parteiflucht

Austreten ist scheinbar derzeit In. Um diese Mode mitmachen zu können, sollen bereits Leute extra noch schnell in eine ihnen verhasste Partei eingetreten sein.

Promintester Flüchtling ist Oswald Metzger (Ex-Grüner). Gerade hatte er noch das soziale Profil der Grünen mit griffigen Einschätzungen zu Hartz IV-Beziehern geschärft. Die sehen danach ihren "Lebenssinn darin, Kohlehydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das Gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu lassen". (Unter Sozialpolitikern war dieser Ansatz nicht ganz einhellig begrüßt worden.) Auf Metzgers Schreibtisch stapeln sich allerdings schon Bewerbungen anderer Parteien (CDU und FDP) um seine Mitgliedschaft.

Die Austrittswelle ist aber keineswegs auf die Grünen beschränkt. Auch im Großraum Magdeburg sind Parteibücher derzeit günstig zu haben. Thomas Lübke (Ex-CDU und Ex-Vorsitzender der Jungen Union Schönebeck) folgt seinen ehemaligen Parteifreunden Haase und Buchwald in die Emigration. Ob das gut durchdacht ist? Der tiefere Sinn einer Mitgliedschaft bei der Jungen Union dürfte doch wohl eine nette Karriere als Hinterbänkler im Landtag etc. sein. Die ist bei Hans-Jürgen Haase eher nicht zu erhalten.

Auch die FDP Sachsen-Anhalts kann ein prominentes Ex-Mitglied aufweisen. Nein - nicht Herrn Paqué. Das kommt erst 2008. Rainhard Lukowitz, ehemaliger Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts vermisst das Vorleben liberalen Gedankenguts, ohne uns allerdings nähere Details zu geben, wer da was vorleben soll. Zumindest will er nun mit Hilfe der scheinbar sehr liberal lebenden Quedlinburger CDU den dortigen Bürgermeisterposten erklimmen.

Aus Gründen der Ausgewogenheit kann auch die SPD ein Ex-Mitglied verzeichnen. Erich Wasserthal, Beherrscher des Sülzetals, kehrt seiner Partei den Rücken. Die örtliche Presse feiert Wasserthal prompt nochmal als den Heilsbringer der lokalen Wirtschaft, wobei sich sein Verdienst eigentlich im günstigen Verschleudern ehemaliger landwirtschaftlicher Nutzflächen vor den Toren der Landeshauptstadt Magdeburg erschöpft. Die Ex-Partei umschmeichelt ihn noch mit Einschätzungen wie "stur" und "unpolitisch". Man darf die Einschätzung wagen, dass die Genossen vom Kreis dem Weggang auch positive Seiten abgewinnen können.

Da fehlt ja eigentlich nur noch jemand von der Linkspartei. Na, wer will?

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Sonntag, November 25, 2007

Sturmtief

Wenn man mal die allseits beliebten maritimen Vergleiche bemühen will, ist festzustellen, dass der Großsegler des Oberbürgermeisters Lutz Trümper (SPD) in schlechtes Wetter geraten ist. Brecher fegen über das Deck, das Schiff hat sogar etwas Schlagseite und auch schon eine Idee Wasser genommen.

Gleich zwei Probleme aus Bauaktivitäten der Stadt Magdeburg nagen da an der Takelage.

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da wurde die Sanierung des Aussichtsturms im Stadtpark erheblich teurer als zuvor behauptet. Eigentlich ja nicht so überraschend. Versuchen Sie mal ein Projekt mit dem realen Kostenansatz durch den Stadtrat zu bringen! Da greinen die Pfennigfuchser fürchterlich. Es hat sich bewährt, die von offizieller Seite gewünschten Projekte als recht kostengünstig darzustellen. "Das kostet so gut wie nichts", ist, unabhängig vom Wahrheitsgehalt, eine für das Gelingen des Projekts ersteinmal sinnvolle Darstellung. Wenn nach der Hälfte der Baustelle das Geld alle ist, sind alle sehr betrübt. Da halbe Baustellen dem geneigten Wahlvolk nur schwer als Ausfluss vorausschauender Politik zu vermitteln sind, wird dann vom Stadtrat dankbar der Nachschlag durchgewunken. (Ähnlichkeiten mit dem Damaschketunnel sind jetzt rein zufällig.)

Scheinbar war der Oberbürgermeister bei der Aktion "Wir wollen einen schönen Aussichtsturm" aber nicht involviert, zumindest nicht informiert. Schreckensbleich, ob der erheblichen Abweichung Ist/Soll, zog er Anfang 2006 mehr oder weniger wutschnaubend durch das Rathaus und machte Hochbauamtsleiter Rüdiger Jahnel als Quelle des Übels aus. Der wurde dann in der stadteigenen EDV ordnungsgemäß zur Sau gemacht. 200 Leser durften teilhaben. Blöderweise stellte sich später heraus, dass die Vorwürfe ... naja ... sie sollen halt nicht stimmen! Nun fegt das Sturmtief Rüdiger über die Planken und fordert erstaunliche 20.000 € Schmerzensgeld. Tja, die Ehre eines Amtsleiters ist ein hohes Gut. Nächste Gerichtsverhandlung: Januar 2008 (2 Monate vor der OB-Wahl). Wenn die Stadtverwaltung sich gegenseitig verklagt, ist der gemeine Wähler unter Umständen doch etwas irritiert.

Das Auftreten des Sturmtiefs Rüdiger ist jedoch terminlich auch gerade ungünstig, da die Lenzpumpen anderweitig gegen ein Leck ankämpfen. Die Baubecon, Sanierungsträger in Buckau, ignoriert nicht nur seit langer Zeit Bürgeransinnen (was ja eigentlich mehr eine Domäne der Stadtverwaltung wäre) sondern sie beharkt sich auch intern auf das Trefflichste. Da hagelt es Strafvorwürfe. Da die Baubecon mit zweistelligen Millionenbeträgen im Baubereich hantiert, zucken alle ängstlich zusammen. Der Oberbürgermeister hat das auch nicht ganz frische Problem Baubecon nun markig zur "Chefsache" erklärt. Das Problem bei Chefsachen ist ja immer, dass wenn´s nicht klappt der Chef schon auch irgendwie Schuld ist.

Sollte sich die Baubecon aus irgendeinem niedlichen Grund zu einem Großskandal auswachsen, würde dies die Wahlkampfstimmung unter den OB-Herausforderern, die derzeit in ihren Ruderbooten einen etwas unglücklichen Eindruck machen, doch entschieden steigern.

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Freitag, November 23, 2007

Bad Domersleben

Was haben Domersleben und die katholische Kirche gemeinsam? Sie brauchen etwas, um Fehler als solche zu erkennen! Während der Vatikan mißmutig eingesteht, dass der ein oder andere Ketzer mit der Sonne als Mittelpunkt möglicherweise nicht völlig daneben lag, haben die Domersleber nach 216 Jahren gemerkt, dass die Trockenlegung des Domersleber Sees vielleicht auch Schattenseiten hatte. Bürgermeister Bernd Meyer (CDU) und der Gemeinderat streben die Wiederanlegung des Sees an. Man würde ja umgehend in heftiges Schulterklopfen verfallen, wenn die Meldung nicht einen zweiten Teil hätte.

Als Zugabe plant man nämlich die Einrichtung eines Freizeitparks Börde inklusive 200 Hektar 36-Loch Golfplatz. Oh-oh - was mag das werden? Interessanterweise gedenkt man die 70 Grundstückseigentümer, um die Spende ihres jeweiligen Grundstücks zu bitten. Möglicherweise ist das Konzept noch nicht ganz ausgereift.

Es gibt auch einen alternativen Plan, der ist aber so absurd, dass mit seiner Verwirklichung nicht ernsthaft zu rechnen ist. Es soll Meinungen geben - geradezu albern - die ernsthaft vorschlagen, statt für den Bau des Freizeitparks die Äcker um Domersleben landwirtschaftlich zu nutzen! Landwirtschaft in der Magdeburger Börde! Was soll das denn? Lebensmittel gibts im Supermarkt (bei NP in der Jakobstraße sogar rund um die Uhr)! Zum Golfen müsste man aber bis nach Magdeburg-Herrenkrug fahren.

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Mittwoch, November 21, 2007

Auffällige Personen

Lieste´s - weeßte´s reagiert auf die Überalterung der Bevölkerung in vorbildlicher Weise. Gerade Demenzerkrankungen können einen schwer aus der Bahn werfen. Hier tut Hilfe Not! Für alle die seit Freitag (16. November) bereits vergessen hatten, dass sich am Sonnabend beim CDU-Ball 170 Gäste vergnügt hatten, darunter Jürgen Scharf, Dieter Steinecke, Jens Ansorge und Wigbert Schwenke, wurde nun am Mittwoch (21. November) dieses Ereignis (Unterrubrik: "Auch sie fielen uns auf") in Erinnerung gerufen.

An dem Konzept sollte allerdings noch gefeilt werden, da nach anderthalb Wochen die Berichte doch etwas an Aktualität einbüßen. Interessant ist, dass Wigbert Schwenke vom OB-Kandidat (16. November) zum bloßen Landtagsabgeordneten (21. November) umetikettiert wurde. Kündigt sich da etwa eine Aufgabe der Kandidatur an?

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BIOlogisch

Dass gesunder Ernährung auch im (gesundheits)politischen Streben ein hoher Stellenwert beizumessen ist, ist natürlich eine alte Weisheit. Bei den Kasseler Grünen bekam das Thema gesunde Ernährung durch den Beitritt von Armin Meiwes, bekannt unter dem Spitznamen Kannibale von Rotenburg, allerdings eine neue Brisanz. Sollte den Mitgliedern die Bevorzugung von Bioprodukten doch einmal überraschend zum Nachteil gereichen? Heute konnten ängstlichere Grünenmitglieder wieder aufatmen und auch ohne reichlich Knoblauch zu Mitgliederversammlungen erscheinen. Meiwes ist noch gar nicht beigetreten, er interessiert sich nur. Die Art des Interesses blieb jedoch zunächst verborgen.

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Montag, November 19, 2007

Erstrebenswerte Zukunft

Die Kandidaten für die drohende Oberbürgermeisterwahl in Magdeburg machen derzeit Aufwärmungs- und Dehnungsübungen. Schon jetzt fallen die krass unterschiedlichen Ausgangsbedingungen zwischen Amtsinhaber und dem Herausfordererpulk ins Auge. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) ist auf fast schon unheimliche Weise omnipräsent. Gerade noch winkt er aus New York oder Israel, dann hantiert er mit einem Spendenscheck für den Glockenstuhl der Johanniskirche, saniert einige Schulen, um Tags darauf den SCM zu retten. Oh-ha.

Bei den Herausforderern geht es situationsbedingt etwas betulicher zu. Wigbert Schwenke (CDU) neckt sich mit Olaf Meister (Grüne) zur Frage des Abrisses des denkmalgeschützten Schlachthofes. Frank Theile (Linke) verkündet anlässlich seiner Nominierung, sein Ziel sei: "das konkrete Mitwirken der Bürger für eine lebenswerte Gegenwart und eine erstrebenswerte Zukunft ". Der Wille der Bürger müsse " erkannt, beachtet und umgesetzt " werden. Tja. Endlich mal einer mit konkreten Forderungen und nicht immer diese langweiligen Floskeln. Lebenswerte Gegenwart und erstrebenswerte Zukunft! Das wollen die Bürger! Außer bei der Linken ist da natürlich Fehlanzeige. Wer ist sonst schon für eine erstrebenswerte Zukunft? Ob die Linken sich den Slogan schützen lassen?

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Sonntag, November 18, 2007

Nachwuchskader

Neuigkeiten aus den Untiefen der CDU waren in jüngster Zeit leider nur noch schwer in Erfahrung zu bringen. Der Ball der Magdeburger CDU, sonst immer gut für eine Sonderausgabe von Lieste´s - weeßte´s, mickerte einspaltig so vor sich hin. Tobias Krull (CDU, Junge Union, Mister Ehrenamt) muss nun schon ganze Kinder zeugen, um sich in das Licht der Rubrik zu schlängeln. Dass er, wie von der Presse erläutert, über beide Ohren um die Wette strahlt, ist dem der Freitagausgabe der Volksstimme beigefügten Foto allerdings nicht zu entnehmen. Ob es Sinn macht, Menschen mit einem Alter von lediglich 20 Tagen in das kommunalpolitische Fegefeuer zu schicken, mag jeder selbst entscheiden. (Wenn die Junge Union Pech hat, wendet sich Krull junior mal den Jusos zu. Dann hat man über Jahre den politischen Gegner aufgebaut!)

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Eine Frage der Ehre

Manchmal wird man ja doch von Positionierungen kommunalpolitischer Akteure überrascht. Die Magdeburger FDP z.B. glaubt fest an das Gute im Menschen! Sehr lobenswert! Auch wenn man anmerken möchte, dass wohl kaum ein Glaube so häufig enttäuscht wird. Im Kampf gegen illegale Graffiti hat Holger Franke (FDP) gerüchteweise von einem Ehrenkodex unter Sprayern gehört. Danach scheuen sie von Dritten farblich vorbehandelte Flächen. Wenn man also Stromverteilerkästen selbst bunt überpinselt, bevor die Illegalen kommen - haaa ... da schlägt man ihnen ein Schnippchen! Die Sprayer gehen reuig in sich, satteln um und machen was mit Betriebswirtschaft.

Hmm. Vielleicht sollten doch etwas weniger Mafia-Filme konsumiert werden, in denen man sich zwar gegenseitig umlegt, aber natürlich unter strenger Beachtung der Regeln. Sagen wir mal so. Der Sprayer-Ehrenkodex ist nicht direkt im Grundgesetz verankert. Denkbar, dass 15jährige, die mal ihren Krakel in der Stadt verteilen wollen, ästhetische Gestaltungen von Stromverteilerkästen durch die Jungen Liberalen eher anregend finden. Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob die Stadt sich dann ebenfalls dem Ehrenkodex verpflichtet fühlt und bereits besprayte Verteilerkästen (also alle) nicht übermalt. Wäre ja sonst voll uncool.

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Diplomatenjagd

Staatsjagden haben bei uns ja eine große Tradition. Wer erinnert sich nicht an die Ausflüge der Weltelite in die Magdeburger Börde, zwecks Hinrichtung zuvor eigens herangekarrten Niederwildes? Was für ein Aufwand! (In die Gleise der MVB wurden extra Seile gelegt, damit die Vorkämpfer der Arbeiterklasse und ihre imperialistischen Gäste nicht durch ein Holpern in ihrem Wirken beeinträchtigt wurden!) Tief haben sich diese Erfahrungen ins kollektive Bewußtsein eingegraben. Zum Gedenken an diese denkwürdigen Stunden und die Diplomatenjagden sei der folgende DDR-Witz vorgetragen: Ein westlicher Diplomat sinkt im Wald getroffen zu Boden. Erich Mielke durchsucht seine Taschen. Kommt Erich Honecker hinzu. Sagt Mielke: "Schiess Dir doch selber einen!".

Tja. So war das. Die Landesregierungen von Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wollen nun an diese große Tradition anknüpfen. Der Leiter des Nationalparks Harz, Andreas Pusch (bekannt durch die Schilder an den Harzer Wanderwegen "Verlassen der Wege verboten!") lädt ganz gerne zu Jagden in die Kernzone des Nationalparks ein. Dies ist etwas verblüffend, wenn man bedenkt, dass selbst Maßnahmen gegen den Borkenkäfer im Totalreservat von seiner Verwaltung mit Verweis auf den Status als Totalreservat verabscheut werden. Das Umknicken einer Brennnessel führt eigentlich zu mehreren Wochen Wasser und Brot. Zumindest für den Normalbürger. Anderes gilt natürlich wenn Staatssekretär Hermann Onko Aeikens (CDU) und sein Stellvertreter Volker Hayessen vom Landwirtschafts- und "Umwelt"ministerium Sachsen-Anhalts "fachkundig" durchs Brockengestrüpp stolpern und das Rotwild abknallen. Natürlich nur in aufopferungsvoller Erfüllung ihrer Pflicht! Versteht sich! Die skandalgestählten Mitarbeiter des Ministeriums werden sicherheitshalber, nicht dass das Rotwild am Ende doch (z. B. per Mahnwache) die Oberhand behält, von den niedersächsischen Staatssekretären Friedrich-Otto Ripke (CDU) und Christian Eberl (FDP) begleitet.

Wenn sich nun also das Rotwild zu einer solchen Plage im Nationalpark ausgewachsen hat, stellt sich die Frage, wieso eigentlich ausgerechnet die oberste Verwaltungsspitze zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird. Würde auch die Bekämpfung von Kakerlaken in den Ministeriumskantinen von Hermann Onko und Friedrich-Otto persönlich durchgeführt? Kann man die Begriffe Staatssekretär und Kammerjäger synonym verwenden? Nein. Die Verwaltungsspitzen sollen die "Praxis" des "Wildtiermanagements" kennenlernen. Volker Hayessen vergewisserte sich im Oktober gerade zum fünften Mal, ob die Praxis (Kimme, Korn, Bumm) noch unverändert besteht. (In diesem Zusammenhang kann man nur hoffen, dass der Kampf gegen Prostitution und Rauschgiftkriminalität in Sachsen-Anhalt nicht mit ähnlichem persönlichen Einsatz der dort zuständigen Verwaltung geführt wird und Staatssekretäre zum Undercovereinsatz in die Bordelle und Drogenhöhlen unseres Landes abkommandiert werden.)

Übrigens: Die Rotwildplagen sind auch nicht mehr das was sie mal waren! Drei "Stücken" Rotwild konnten letztens mit Mühe niedergestreckt werden. "Traumhaft schöne Landschaft" (Hayessen), aber fast kein Rotwild zu fassen. Bestimmt leergejagt. Sollte man da nicht mal eine Schutzzone einrichten? Vielleicht ist das Rotwild aber auch nur aus dem zu gefährlichen Totalreservat geflohen und erholt sich auf landwirtschaftlichen Nutzflächen?

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Mittwoch, November 14, 2007

Reinkarnation

Allgemeines aufgeregtes Getuschel. Clausewitz ist Wiedergeboren! Ein ganz großer Stratege ist hinabgestiegen und lässt uns an seiner Erleuchtung teilhaben. Wulf Gallert (Linke, Vorsitzender der Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt) spricht zu uns über seine Welt. Da wird via Volksstimme-Interview die SPD z.B. als aufgemischt geoutet und zu allgemeiner Verblüffung die CDU als zukünftiger (noch 8 bis 10 Jahre) Koalitionspartner genannt.

Natürlich geht es ersteinmal nur darum die SPD zu ärgern - scheint gelungen. Auch der Hinweis auf die unzerbrüchliche Waffenbrüderschaft zwischen Linke und CDU in diversen ostdeutschen Kommunalparlamenten geht nicht einmal fehl. Die spannendste Frage wird aber nicht beantwortet. Liegt die unbestreitbare kommunale Nähe zwischen Linke und CDU an dem in der CDU wehenden sozialistischen Geist oder an einem spießige Konservatismus der gallertschen Fußtruppen, neben dem die CDU als aufgeweckter liberaler Trupp von Alt68ern wirkt? So hart es ist - die größte konservative Volkspartei im Osten Deutschlands trägt den etwas verwirrenden Namen "Linke".

Wenn der große Vordenker des demokratischen Sozialismus nun also eine Koalition mit der CDU erwägt - was genau ist das für ein Sozialismus, den man mit der CDU gemeinsam gestalten könnte? Wird die CDU in 8 bis 10 Jahren tatsächlich die Vergesellschaftung von Produktionsmitteln ins Auge fassen? Oder wird die Linke sich in ihrem Programm soweit sozialdemokratisiert haben, dass es keinen Unterschied mehr macht, ob nun SPD oder Linke mit der CDU koalieren? Vermutlich Letzteres. Sozialdemokratismus schändet ja nun auch nicht. Es bleibt aber die Frage, wo der Sinn liegt, wenn sozialdemokratische Parteien im Rudel auftreten.

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Freitag, November 09, 2007

Kessel der Emotionen

Auf den Leserbriefseiten wogt derzeit der Kampf um die Beurteilung der Nerzfrage. Ist die Machtübernahme durch Nerze in Grabow (bei Burg) ein Meilenstein des Tierschutzes? Oder ist die Ausstattung der A 2 bei Burg mit einem mondänen Nerzpelzbelag eher skeptisch zu betrachten? Überraschend die Reaktion der Leserin Bärbel Fuchs aus Magdeburg, die man aus einschlägigen Veröffentlichungen klar im "Freiheit für den Nerz"-Lager erwartet hätte. Sie hält auch die Befreier für Tierquäler und sorgt sich sehr, ob die Nerzchens unser rauhes Klima vertragen (Hallooho .. die haben doch ihren Pelz mit!). Ihre Bitte ist dann die, dass die Nerze bei vielen tierlieben Menschen Unterschlupf finden. Tja liebe Einwohner von Grabow. Da kommen einige Aufgaben auf Euch zu. Wartet mal ab, bis die Kuhbefreiungsaktion über die Bühne gegangen ist.

Tränen der Rührung überkamen einen allerdings neulich beim Leserbrief von Rüdiger Pawelk, Magdeburg. Die MDR-Schlagerparade hat ihn so dermaßen umgerissen! Die Bördelandhalle habe sich "in einen Kessel der Emotionen, Freude, Fröhlichkeit, Ausgelassenheit aber auch Nachdenklichkeit" verwandelt. Da wird man wirklich nachdenklich. Wenn man das mal mit dem oberflächlichen, künstlichen und durchgestylten Bild abgleicht, das sich einem sonst so bei diesen Schlagerdelirien aufdrängt - mit was experimentieren die nur wieder in der Bördelandhalle? Auch wenn es dem Schlager hilft - dem Handball ist es abträglich! Also hört bitte damit auf!

Das auch nur mäßig komplizierte Sachverhalte Leserbriefschreiber maßlos überfordern können, bewies heute J. Ahlburg, Magdeburg. In zürnendem Schreiben schickt der Leser einen Bannstrahl gegen die "Stadtväter" aus, die nun schon so verrückt sind, Kirchen in der Innenstadt zu bauen. Er wittert sogar einen Zusammenhang zwischen Ulrichskirche und Umbau des Zoos. Da könnte man jetzt ja gut ein Einsatzkommando der Landeszentrale für politische Bildung gebrauchen. Die sind wohl aber noch am Comer See. Also müssen wir wohl ran. Ähmm.

Herr Ahlburg! Es hat da Änderungen gegeben. Nicht alles was in der Zeitung steht, entspringt dem Hirn der örtlichen Stadtverwaltung oder ist von ihr zu verantworten. Ja ... bis neulich war das so ... wurde dann aber geändert. Es macht also zum Beispiel wenig Sinn, dem Stadtrat ihren Leserbrief anzulasten - den haben ja schliesslich Sie geschrieben! Dieses Prinzip ist auch auf andere Teile der Berichterstattung anzuwenden. So muss entschieden dementiert werden, der Oberbürgermeister hätte: 18.000 Nerze frei gelassen, stünde in irgendeinem Zusammenhang mit der Sturmflutwarnung an der Nordsee oder verwende das Essengeld der Magdeburger Schüler zum Kathedralenbau in der Innenstadt!

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Dienstag, November 06, 2007

Der Chinatest

Die Village People in Magdeburg? Y.M.C.A. trällernd? Ohh.. Nein...doch nicht. Das Ordnungsamt hat jetzt scheinbar auch schicke Mützen. Die Seite 1 des Lokalanzeigers hat heute fast schon Starschnitt-Qualität.

Das obige kleine Scherzchen über die sehr kleidsamen neuen Kopfbedeckungen der städtischen Ordnungshüter sollte man vielleicht in Harbin (China), Partnerstadt in spe, nicht so ohne weiteres wiederholen. Die chinesische Staatsmacht ist Humoresken (gerade mit Bezug auf Village People) weit weniger aufgeschlossen. Heisst es. Menschenrechtsverletzungen en gros werden aus Harbin gemeldet. Mord, Folter, Organraub. Da wird die berechtigte Frage aufgeworfen, ob man eine Partnerschaft wünscht, wenn dem jeweiligen Gesprächspartner noch die Elektroden aus dem Ärmel baumeln. Andererseits hat sich Braunschweig auch Magdeburg erbarmt, als wir noch zünftige Revolutionslieder abgesungen haben.

Um diese Frage zu entscheiden, hilft nur der massenweise Selbstversuch. Um die Stressresistenz und die demokratische Offenheit der chinesischen Verwaltung zu testen, gibt es ja ein probates Mittel. Man nehme eine eMail, beschreibe sie mit einem zünftigen Gruß aus der schönen Landeshauptstadt an der Elbe, versäume nicht an prominenter Stelle "Freedom for Tibet!" oder "Human Rights for China!" einzufügen, sende das Ganze an zfw@harbin.gov.cn und warte das weitere Geschehen ab. Sollten man dann anderntags mit einem Solingen-Imitat-Messer am/im Hals erwachen.... hmm.... dann wäre die Partnerschaft vielleicht doch nochmal zu überdenken. (Überlebende bitte auf der Kommentarseite melden.)

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Montag, November 05, 2007

Planet Ottersleben

Etwas mühsam beginnt sich der Oberbürgermeisterwahlkampf durch die Stadt zu schleppen. Eine Einwohnerversammlung des Oberbürgermeisters Lutz Trümper (SPD) in Ottersleben wurde nun zum inoffiziellen Wahlkampfauftakt erklärt - blieb dann aber doch ohne skandalträchtigen Schlagabtausch eher im örtlichen Kleinklein. Kuriosität im Vorfeld war die Erklärung Wigbert Schwenkes (CDU, Oberbürgermeisterkandidat), wonach ihn die Verwaltung Trümpers anrief, um vor der Veranstaltung aktuelle Informationen vom Planeten Ottersleben zu erhaschen, als dessen Präsidenten sich der CDU-Kandidat sieht. Entweder verlieren da Verwaltungsmitarbeiter etwas die Orientierung im Aktendschungel oder die gefühlte Planetenführung entfernt sich ein wenig von der Oberfläche.

Lustig waren auch die in der Presse kolportierten Gerüchte, wonach die Wahl des Veranstaltungsortes Ottersleben - und damit (uiuiui) in der Höhle des Löwen von Ottersleben - die "Nervosität" des Oberbürgermeisters bezeuge. Als ob die Stadtverwaltung ernsthaft flink genug wäre in nur knapp 6 Monaten so eine Veranstaltung (Anwesenheit mehrerer Personen, Beschaffung des Schlüssels für eine Turnhalle) aus dem Boden zu stampfen. Auch erschließt sich nicht so recht, warum nun Wigbert Schwenke mühevoll zum Gegenspieler des Amtsinhabers aufgebaut wird. Bisher musste der jeweilige SPD-Kandidat in der Stichwahl dann immer den PDS-Kandidaten vom Tisch fegen (ja, es wird auch außerhalb Otterslebens gewählt!). Über den Verbleib Frank Theiles (Linke) ist derzeit allerdings nichts in Erfahrung zu bringen.

Gerätselt wird in der örtlichen Politszene noch, ob die Bemerkung Trümpers, dass es in Ottersleben "keine dicken Probleme" (Zwischenüberschrift in der Volksstimme) gebe und das Adjektiv "unübersehbar" in der Bildunterschrift unter dem Bild des CDU-OB-Kandidaten irgendeine Fiesheit darstellten. Vermutlich nicht. Vom vielen Zwischen-den-Zeilen-lesen wird einem noch ganz blümerant.

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Samstag, November 03, 2007

Die elfte Plage

Auf arte lief gerade ein sehr schöner Beitrag über die zehn biblischen Plagen. Etwas überrascht war ich, als auch die Lokführergewerkschaft GDL und ihr Vorsitzender Manfred Schell dort größere Erwähnung fanden. Gut - möglicherweise habe ich da auch mal versehentlich umgeschaltet - es würde aber thematisch schon irgendwie passen.

Angesichts des selbstgefälligen Auftretens Schells wird einem die Bahn, unter ihrem mit kärglichen Hungerlöhnen darbenden Vorstand, geradezu symphatisch. Die Bahn könnte derzeit der GDL die Weltherrschaft antragen, Manfred Schell würde ablehnen. Man sieht förmlich wie er im Licht der Scheinwerfer erblüht und sich vor der nahenden Pensionierung und dem zwangsläufigen Absturz zum Modelleisenbahner und nörgelndem Nachbar fürchtet.

1970 € Einstiegsgehalt für Lokführer ist ja auch tatsächlich fast schon ein Verstoss gegen die Menschenrechte! Gut, es ist mehr als das tarifliche Maximalgehalt der Fernfahrer, die müssen bei roten Ampeln ja aber auch noch selbst bremsen. Krankenpfleger, Verkäuferinnen bei Penny, - alle kriegen leuchtende Augen und hätten gerne dieses Einstiegsgehalt als Endgehalt oder zumindest den sauberen und unaufgeregten Arbeitsalltag unserer Helden des Schienenstrangs.

Nun hat das Landesarbeitsgericht Chemnitz entschieden, dass die GDL, im Zuge des Kampfes für die entrechteten proletarischen Klassen, gerne die Bundesrepublik in das vorindustrielle Zeitalter zurück führen kann. Dafür, dass die paar tausend Lokführer sich zukünftig ihren Tarifvertrag nicht mehr mit so Typen wie Zugbegleitern etc. teilen müssen, sollte man auch schon mal bereit sein, einige volkswirtschaftliche Opfer zu bringen. Abgesehen vom eigenen Warten auf den Zug, ist einem der Lokführerstreik vor allem so symphatisch, da eine winzige Berufsgruppe, die eher zufällig technisch bedingt in der Lage ist einiges lahm zu legen, genau dies ausnutzt, um gegenüber den anderen Kollegen eigene Privilegien durchzusetzen. Da könnten sich die Mitarbeiter der Wasserwerke nochmal eine Scheibe abschneiden.

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