Donnerstag, Juli 09, 2009

Rätin von Dampfwalze erfasst

Das die CDU immer sozialdemokratischer wird, ist ein häufig (vor allem von den Sozialdemokraten) beklagtes Phänomen. In Magdeburg hörte nach der SPD-Fraktion auch die CDU-Fraktion auf zu existieren. Da heißt es nun CDU/BfM. Die Volksstimme müht sich redlich mit den neuen Namen. Da man scheinbar bemüht ist, sowohl die Fraktion als auch die abweichende Parteizugehörigkeit angemessen zu erwähnen, ergibt sich lustiger Erklärungsbedarf. Da wird zum Beispiel Oliver Wendenkampf korrekt der Ratsfraktion SPD-future!-Tierschutz zugeordnet, hinter seinem Namen dann zunächst future! und in Klammern auch noch parteilos erwähnt - nicht zutreffendes bitte streichen.

Der Stadtrat wurde jetzt auch vom Ernst des Lebens (oder was man gemeinhin in der Kommunalpolitik so dafür hält) erfasst. Der Ernst des Lebens nahm zunächst die Gestalt von "Alterspräsident" Lothar Tietge (SPD-f-T) an, der markerschütternde Begrüßungsworte fand. Teile der SPD-f-T-Fraktion wären da sehr gerne in der Ratsdielung versunken - rein physikalische Gesetzmäßigkeiten verhinderten jedoch diesen nachvollziehbaren Reflex.

Sehr gelungen hingegen die durch einen SPD-f-T-Ratsfraktionsmitarbeiter veranlasste plötzliche Ratsfinsternis während der Rede des Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD-f-T ähm... nee nur SPD). Möglicherweise ja ein aussagekräftiges Omen bezüglich der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen der Fraktion und dem Oberbürgermeister.

Nach dem Reinhard Stern (CDU/BfM) den Fraktionsvorsitz (die Wahl war nicht so super gelaufen) an Wigbert Schwenke (CDU/BfM) abgeben musste, war allgemein die Angst umgegangen, dass die zwar verheerende aber doch sehr unterhaltsame CDU-Personalpolitik einen jähen Kurswechsel vollziehen würde. Nach den jüngsten Entwicklungen um den Ratsvorstand kann man da Entwarnung geben. Zunächst schickte CDU/BfM als zweitstärkste Fraktion sich an, trotz der Nummer 2 weiterhin den Ratsvorsitzenden stellen zu wollen. Rein personaltechnisch dürfte Jens Ansorge (CDU/BfM) auch tatsächlich der deutlich geeignetste Kandidat gewesen sein. Andererseits genügt Eignung allein nicht. Ist ja klar. Man müsste mit den anderen auch mal darüber reden oder aber freiwillig einen Gang zurück schalten. Das Verhältnis zwischen SPD-f-T und CDU/BfM ist auf personalpolitischem Parkett bekanntlich etwas angespannt. Im Ergebnis steckte die CDU eine Niederlage ein - Beate Wübbenhorst (SPD-f-T) wird nun den Stadtrat leiten. Da SPDfT dafür die Unterstützung der Linkspartei brauchte und somit im Gegenzug deren Kandidat Frank Theile unterstütze, wurde es auch bei der Position des ersten Stellvertreters nichts. Ansorge hatte dann - nachvollziehbarer Weise - keinen Bock mehr. CDUBfM als zweitstärkste Fraktion stand damit vor dem sehr ansehnlichen Problem für die verbliebene dritte Position im Stadtratsvorstand keinen Kandidaten zu haben. Wigbert Schwenke trieb die viel geforderte Transparenz kommunalpolitischer Entscheidungen in einsame, nie für möglich gehaltene Höhen! Vor den Augen der Weltöffentlichkeit (die Volksstimme konnte die wohl durchdachten Entscheidungsprozesse in der CDU im Wortprotokoll veröffentlichen: "Claudia, das machst Du!") knebelte er Claudia Szydzick und zerrte die sich heftigst wehrende Stadträtin (sie sprach dann von einer "Dampfwalze" die sie überrollt hätte - ein irgendwie naheliegender Vergleich) in die Kandidatur. Es gibt Leute die gesehen haben wollen, dass Schwenke um ein Haar versehentlich Lothar Tietge (TSPDf) zwecks Nominierung über den Stadtratsvorstandstisch geworfen hätte. Das wären unvergessliche Ratssitzungen geworden.

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