Donnerstag, April 08, 2010

Tanz den Crazy Gerhard

Neulich im Theater: Das Stück war gut. Die Massen hatten sich köstlich amüsiert, zum Teil sogar erregt. Der Vorhang war nun aber unten und die kosovarische Putzfrau fegte die Bretter die die Welt bedeuten. Das Publikum hatte den Saal weitgehend verlassen ... da geht plötzlich der Vorhang wieder hoch. Überraschte Stimmen rufen: "Es geht weiter!" Eiliges Getrappel. Zu schriller Musik springt plötzlich der ehemalige Landesstasibeauftragte aus der Kulisse und tanzt den "Crazy Gerhard". Steh ich oder lieg ich? Auf der Seite oder auf dem Bauch? In Form eines Gangsta-Rappers belöffelt er das faszinierte Publikum, zeigt den Stinkefinger und ruft als Refrain immer "Ehemalig? Was heißt hier ehemalig?" ... Hat da jemand heimlich Akten geraucht?

Vorstehendes ist fiktiv - allerdings nur soweit es die kosovarische Putzfrau betrifft. Gerhard Ruden (CDU) hat nach seinem nicht so sehr tief bedauerten Rückzug vom Amt des Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen jetzt mitgeteilt, dass er erneut zurücktritt - diesmal vom Rücktritt. Tja. Die Volksstimme spekuliert über Versorgungsansprüche, die mit dieser ungewöhnlich gewagten Pirouette gesichert werden sollen. Crazy Gerhard schweigt zum Hintergrund seiner Moonwalk-Einlage. Da sollten wir uns nochmal die Rücktrittserklärung (die muß ja auch schon wieder Tage alt sein!) in´s Gedächtnis rufen.

Ruden damals: "Mit diesem Schritt möchte ich ... das Amt des Landesbeauftragen vor Beschädigung bewahren. ... Ich möchte d[ies]en Opfern auch weiterhin gerade ins Gesicht schauen können."

Kann man nun also schlussfolgern, dass er inzwischen das Amt des Landesbeauftragten nicht mehr vor Beschädigung bewahren will? Auf keinen Fall will er offensichtlich nochmal in diese elenden Opfervisagen sehen. Also nicht wenn ihm dadurch Geld flöten geht!

Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) verbot ihm jetzt die praktische Ausübung des Amtes, welches er jedoch auch weiterhin bekleidet. Der Landesbeauftragte also in einem beamtenrechtlichen Zombie-Status - irgendwie untot. Ob die Amtsgeschäfte dadurch leiden? Andererseits - ein Land in dem Halloween ein Feiertag ist, wieso sollte da nicht ein Zombie-Beauftragter segensreich wirken.

Die Volksstimme hat auf ihrer Titelseite jetzt eine neue Rubrik: "Briefe an Gerhard Ruden". Schul"freund" Lutz-Peter Lehrmann wendet sich so via Volksstimme (was man da an Porto spart!) an seinen Schulkameraden ("Lieber Gerd") und teilt ihm so dies und das mit. Kryptisch äußert er, dass man das Problem 2009 hätte ausräumen können. (Was sollte er denn da machen?) Außerdem sei das Interview zum Kotzen. Eijeh. Werden jetzt alle ehemaligen "Freunde" dazu eingeladen auf der Titelseite auch noch mal "Ätsch!" zu sagen? Da kann er einem ja fast schon wieder leid tun. Mal ehrlich, die Prognose sei gewagt: So einen unterhaltsamen Landesbeauftragten kriegen wir nicht wieder.

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