Dienstag, November 27, 2007

Parteiflucht

Austreten ist scheinbar derzeit In. Um diese Mode mitmachen zu können, sollen bereits Leute extra noch schnell in eine ihnen verhasste Partei eingetreten sein.

Promintester Flüchtling ist Oswald Metzger (Ex-Grüner). Gerade hatte er noch das soziale Profil der Grünen mit griffigen Einschätzungen zu Hartz IV-Beziehern geschärft. Die sehen danach ihren "Lebenssinn darin, Kohlehydrate oder Alkohol in sich hineinzustopfen, vor dem Fernseher zu sitzen und das Gleiche den eigenen Kindern angedeihen zu lassen". (Unter Sozialpolitikern war dieser Ansatz nicht ganz einhellig begrüßt worden.) Auf Metzgers Schreibtisch stapeln sich allerdings schon Bewerbungen anderer Parteien (CDU und FDP) um seine Mitgliedschaft.

Die Austrittswelle ist aber keineswegs auf die Grünen beschränkt. Auch im Großraum Magdeburg sind Parteibücher derzeit günstig zu haben. Thomas Lübke (Ex-CDU und Ex-Vorsitzender der Jungen Union Schönebeck) folgt seinen ehemaligen Parteifreunden Haase und Buchwald in die Emigration. Ob das gut durchdacht ist? Der tiefere Sinn einer Mitgliedschaft bei der Jungen Union dürfte doch wohl eine nette Karriere als Hinterbänkler im Landtag etc. sein. Die ist bei Hans-Jürgen Haase eher nicht zu erhalten.

Auch die FDP Sachsen-Anhalts kann ein prominentes Ex-Mitglied aufweisen. Nein - nicht Herrn Paqué. Das kommt erst 2008. Rainhard Lukowitz, ehemaliger Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts vermisst das Vorleben liberalen Gedankenguts, ohne uns allerdings nähere Details zu geben, wer da was vorleben soll. Zumindest will er nun mit Hilfe der scheinbar sehr liberal lebenden Quedlinburger CDU den dortigen Bürgermeisterposten erklimmen.

Aus Gründen der Ausgewogenheit kann auch die SPD ein Ex-Mitglied verzeichnen. Erich Wasserthal, Beherrscher des Sülzetals, kehrt seiner Partei den Rücken. Die örtliche Presse feiert Wasserthal prompt nochmal als den Heilsbringer der lokalen Wirtschaft, wobei sich sein Verdienst eigentlich im günstigen Verschleudern ehemaliger landwirtschaftlicher Nutzflächen vor den Toren der Landeshauptstadt Magdeburg erschöpft. Die Ex-Partei umschmeichelt ihn noch mit Einschätzungen wie "stur" und "unpolitisch". Man darf die Einschätzung wagen, dass die Genossen vom Kreis dem Weggang auch positive Seiten abgewinnen können.

Da fehlt ja eigentlich nur noch jemand von der Linkspartei. Na, wer will?

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