Sonntag, November 25, 2007

Sturmtief

Wenn man mal die allseits beliebten maritimen Vergleiche bemühen will, ist festzustellen, dass der Großsegler des Oberbürgermeisters Lutz Trümper (SPD) in schlechtes Wetter geraten ist. Brecher fegen über das Deck, das Schiff hat sogar etwas Schlagseite und auch schon eine Idee Wasser genommen.

Gleich zwei Probleme aus Bauaktivitäten der Stadt Magdeburg nagen da an der Takelage.

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da wurde die Sanierung des Aussichtsturms im Stadtpark erheblich teurer als zuvor behauptet. Eigentlich ja nicht so überraschend. Versuchen Sie mal ein Projekt mit dem realen Kostenansatz durch den Stadtrat zu bringen! Da greinen die Pfennigfuchser fürchterlich. Es hat sich bewährt, die von offizieller Seite gewünschten Projekte als recht kostengünstig darzustellen. "Das kostet so gut wie nichts", ist, unabhängig vom Wahrheitsgehalt, eine für das Gelingen des Projekts ersteinmal sinnvolle Darstellung. Wenn nach der Hälfte der Baustelle das Geld alle ist, sind alle sehr betrübt. Da halbe Baustellen dem geneigten Wahlvolk nur schwer als Ausfluss vorausschauender Politik zu vermitteln sind, wird dann vom Stadtrat dankbar der Nachschlag durchgewunken. (Ähnlichkeiten mit dem Damaschketunnel sind jetzt rein zufällig.)

Scheinbar war der Oberbürgermeister bei der Aktion "Wir wollen einen schönen Aussichtsturm" aber nicht involviert, zumindest nicht informiert. Schreckensbleich, ob der erheblichen Abweichung Ist/Soll, zog er Anfang 2006 mehr oder weniger wutschnaubend durch das Rathaus und machte Hochbauamtsleiter Rüdiger Jahnel als Quelle des Übels aus. Der wurde dann in der stadteigenen EDV ordnungsgemäß zur Sau gemacht. 200 Leser durften teilhaben. Blöderweise stellte sich später heraus, dass die Vorwürfe ... naja ... sie sollen halt nicht stimmen! Nun fegt das Sturmtief Rüdiger über die Planken und fordert erstaunliche 20.000 € Schmerzensgeld. Tja, die Ehre eines Amtsleiters ist ein hohes Gut. Nächste Gerichtsverhandlung: Januar 2008 (2 Monate vor der OB-Wahl). Wenn die Stadtverwaltung sich gegenseitig verklagt, ist der gemeine Wähler unter Umständen doch etwas irritiert.

Das Auftreten des Sturmtiefs Rüdiger ist jedoch terminlich auch gerade ungünstig, da die Lenzpumpen anderweitig gegen ein Leck ankämpfen. Die Baubecon, Sanierungsträger in Buckau, ignoriert nicht nur seit langer Zeit Bürgeransinnen (was ja eigentlich mehr eine Domäne der Stadtverwaltung wäre) sondern sie beharkt sich auch intern auf das Trefflichste. Da hagelt es Strafvorwürfe. Da die Baubecon mit zweistelligen Millionenbeträgen im Baubereich hantiert, zucken alle ängstlich zusammen. Der Oberbürgermeister hat das auch nicht ganz frische Problem Baubecon nun markig zur "Chefsache" erklärt. Das Problem bei Chefsachen ist ja immer, dass wenn´s nicht klappt der Chef schon auch irgendwie Schuld ist.

Sollte sich die Baubecon aus irgendeinem niedlichen Grund zu einem Großskandal auswachsen, würde dies die Wahlkampfstimmung unter den OB-Herausforderern, die derzeit in ihren Ruderbooten einen etwas unglücklichen Eindruck machen, doch entschieden steigern.

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12 Comments:

Anonymous Anonym said...

Einem Amt und seinem Amtsleiter mal schnell Aufgaben entziehen, öffentlich denunzieren und damit auch eine Verwaltung zum Kasper zu machen,gehört wohl zum Mobbingstil des Herrn Trümper- neu ist allerdings, dass ein Betroffener sich an die Presse (Volksstimme) wendet und diese überraschenderweise berichtet. Ansonsten ziehen sich die Rathausmitarbeitr eher in dumpfes Befehlsempfängertum zurück oder sind eweig krank geschrieben. Mal sehen, wie er das hin bekommt.
Bei der BauBeCon und ihren neuen Eigentümern dürfte es wohl schnell zu Heldentaten des OB´s kommen, denn diese netten Immobilienmenschen haben sehr wohl Interessse an einer Wiederwahl vom Lutze, hängen sie doch alle mit ganzen Herzen und dem Geldbeutel an der Stadtentwicklung. Da ist ein freundschaftliches Entgegenkommen sicher möglich- der Wahlkampf bekommt auch Punkte.

9:38 AM  
Anonymous Anonym said...

ES ist Mobbing!
Vermutlich hat Rüdiger Jahnel nicht im Intrigen- Stadtl mitgespielt.
Unfähigkeit vertuschen, schwarze Peter zuschieben, den Stadtrat bescheißen. So läuft es doch.

10:58 AM  
Anonymous Anonym said...

Es ist ein S(umpf) P(arteinaher) D(ampfplauderer), den es auszuheben gilt. Hoffentlich kümmern sich die Lokaljournalisten, die sonst dem OB seitenlang und auf diversen Fotostrecken Platz einräumen, mal intensiver um die Dinge. Ausmisten ist angesagt, und zwar in großem Stil. Dass die von SPD-Leuten geführten Nahversorger den SCM retten, wirkt sich sicher nicht positiv auf den Strompreis aus. Und es ist eine Abkehr vom Sponsorkonzept, das bislang eine Abhängigkeit von einem/einigen "Großen" vermieden hat.

11:21 AM  
Anonymous Anonym said...

Kommentar zum Kommentar: Die SPD-geführten SWM retten den SCM? Ob die alle in der SPD sind... Egal. Jedenfalls haben SCM-Fans in diesen Zeiten nicht eben das Gefühl, dass ihr Verein gerade gerettet wird. (Die Rede ist vom Handball.) Der sportliche Erfolg des Wochenendes besteht wohl darin, dass die Delegation nicht in Sibirien bleiben musste.

Der hiesige Klüngel aber, ähm sorry, das hiesige Netzwerk könnte schon etwas Transparenz gebrauchen. Die Heimatzeitung wird bestimmt bald wieder mal investigativ sein.

4:00 PM  
Anonymous Anonym said...

Was könnte man unserem OB zu Weihnachten schenken? Vielleicht ein zeitgemäßes T-Shirt mit dem Aufdruck
(Brust): Chefsachenerklärer
(Rücken): sponsoring by BauBecon!
Obwohl das nicht wirklich zeitgemäß wäre. Ein Stück Italien hält Einzug in Magdeburg - "Leben auf der Überholspur - mit PIRELLI!". Beim letzten Vollmond will man bereits ein Rudel von Fanatikern vor dem Blauen Bock gesehen haben, die
mysteriöse - spirituelle Gebete in die Nacht jaulten ..."Wulff, Wulff"...

4:02 PM  
Anonymous Anonym said...

Investigativ? Unsere Heimatzeitung?

Da wechselt Schoßhund Schüller (Pro M) in die Verlagsleitung, Frau Tessnow wird bei heißen Diskussionen im Stadtrat vom OB gekuschelt und wenn die Stadt hinterrücks das Tafelsilber verkaufen will, muss eine Spalte Berichterstattung im Parteiblättchen reichen.
Was jetzt so zu lesen ist, kann einem zwar zu hoffen geben, aber von mutigen Journalismus als Gegengewicht zum Klüngel ist dies noch weit entfernt.
Mal sehen, wo die MDF1- Richters mal landen, nach der Heendorf- Affäre dürften die wohl auch den langen Arm des Rathaus- Napoleons bei ihrer Werbe- Akquise zu spüren bekommen haben. Auch wenn immer wieder zum lachen- sie haben es immerhin versucht.

4:17 PM  
Anonymous Anonym said...

>Mal sehen, wo die MDF1- Richters mal landen, nach der Heendorf- Affäre dürften die wohl auch den langen Arm des Rathaus- Napoleons bei ihrer Werbe- Akquise zu spüren bekommen haben. Auch wenn immer wieder zum lachen- sie haben es immerhin versucht.<

Einer ist schon mal weg. Und ansonsten hat dort der Insolvenzverwalter das Sagen. So ist es, wenn man aufs falsche Pferd setzt.

2:55 AM  
Anonymous Anonym said...

>Und ansonsten hat dort der Insolvenzverwalter das Sagen.<

Wundert mich eigentlich, daß Hildegunst das noch nicht kommentiert hat. Es reicht eben nicht, nur die Volksstimme zu lesen.

2:57 AM  
Blogger Hildegunst said...

Na, da mögen einige wohl unser Stadtoberhaupt nicht?

8:40 PM  
Anonymous Anonym said...

Ich glaub, man muss sein Stadtoberhaupt nicht mögen, man sollte nur darauf vertrauen dürfen, dass es als dieses auch zum Wohl seiner Untertanen handelt.
Die katastrophale Stimmung und die Unfähigkeit (die aus schlichter Dummheit, aber auch aus Angst entsteht) in der Verwaltung sind schon lange kein Geheimniss mehr, Fördergelder werden für sinnlose und eben nicht nachhaltige Projekte vergeigt. Über den Tellerrand blickt man noch nicht mal, wenn man in New York ist (da hingen alle hinter dieser lächerlichen Birth- Place- Plane), geschweige denn, um zukunftsfähige Strategien für die Stadt zu entwickeln. Und liebe(r) Hildegunst, eine Stadt, die von solchen kleinkarierten Möchtergern- Politikern regiert wird, lädt nicht unbedingt kluge, weltoffene Menschen oder Investoren ein.
Eigeninitiative, Ideenreichtum, Innovationen werden hier nicht nur durch Kleingeist, sondern vor allem durch dumpfe Eitelkeiten zerstört. Man nehme nur die Riege unserer Dezernenten...mit Ausnahme von Herrn Marx, der offensichtlich noch immer versucht, seinem Amt als Bediensteter des Bürgers gerecht zu werden. Man hat fast den Eindruck, dass er sich lächerlich macht- wie er von einer Bürgerversammlung zur nächsten rennt und versucht, Verantwortung zu übernehmen. Solltest du mal eine Stadtratssitzung besuchen (ich ignoriere mal die Vermutung, dass du das regelmäßig tust), wirst du den Eindruck sicher bestätigen können, dass er fast in der Ecke steht. Wenn er mit Unfähigkeit gestraft wäre, dürfte er sicher mitspielen.

Es ist Fakt, dass Menschen, die im beruflichen Kontext auf die Stadtverwaltung angewiesen sind, immer mehr den Eindruck gewinnen, dass mit gefälschten Zahlen, Daten und Aussagen gearbeitet wird, Informationen, die zum Beispiel für den Stadtrat relevant wären, zurückgehalten werden und informell sehr wohl Regeln für eine erfolgreich Zusammenarbeit mit der Stadt aufgestellt werden, die fast an Größenwahn grenzen.
Diese Infos kommen aus fast allen Bereichen.
Nun sind solche Auswüchse auch in einer Demokratie nicht ungewöhnlich, ungewöhnlich ist nur die Situation, dass wir wie zu DDR- Zeiten über keine funktionierende Presse verfügen. Der Satz: dann geh ich in die Öffentlichkeit lockt hier nur ein müdes Lächeln hervor. Es ist so vieles, was angeschnitten wird und wo die Journalisten selbst nicht über Widersprüche stolpern oder nicht stolpern wollen.
Aber in einer funktionierenden Demokratie ist ein funktionierender Journalismus als Kontrollinstanz unabdinglich.

Nochmal zum Thema mögen. Offensichtlich ist, dass du die CDU und ihre politischen Vertreter nicht magst. Das sei dir unbenommen, aber ein weig Fairniss wäre angebracht.
Du hast mit dem Blog hier eine Möglichkeit geschaffen, satirisch auf das Geschehen in der Stadt zu blicken. Aber auch Satire ist manchmal in der Pflicht, ein wenig genauer hinzuschauen. Vielleicht war es nicht dein Anliegen, aber sieh es als Kompliment für die Qualität deiner Texte, dass ich da ein wenig an die satirische Verantwortung appelliere.

9:30 PM  
Anonymous Anonym said...

ach, lasst doch die lamorianz, liebe christdemokraten. jörn ist und bleibt "wir prüfen das" marx.

11:16 AM  
Anonymous Anonym said...

Nee, "Ich kümmer' mich drum."

2:06 AM  

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