Samstag, März 21, 2009

Mist als Wahlkampfthema

Der Magdeburger Kommunalwahlkampf tobt als wäre nächste Woche Wahl. Tatsächlich ist sie rein zeitlich maximal als kleines Staubwölkchen am Horizont auszumachen.

Zunächst nominierte nun auch noch future seine Kandidaten. Mit 22 Willigen wird im inoffiziellen "wer-hat-die Meisten"-Wettbewerb Platz 6 vor dem Bund für Magdeburg belegt. Überraschende Personalie ist das Antreten von Oliver Wendenkampf, Geschäftsführer des BUND Sachsen-Anhalts, gedächtnisstärkeren Lesern noch als Bundeschef der Spasspartei geläufig. Vor allem für die Magdeburger Grünen dürfte die prominente Gegnerschaft aus den Reihen eines Umweltschutzverbandes einige Kopfschmerzen auslösen.

Während sich die Presse etwas über den für eine ehemalige Jugendpartei biblischen Altersdurchschnitt belustigt, fällt vor allem eine gewisse Verwirrung bei Zahl und Art der genutzten Wahlslogans ins Auge. Einerseits werden "Visionen statt Resignation" gefordert. (Der bei dem Begriff Visionen traditionell erforderliche Helmut Schmidt-Witz, wonach Visionen und Arztbesuch in einem kausalen Verhältnis stehen, gilt hiermit als gemacht.) Einige Zeilen weiter berichtete die Volksstimme jedoch von einem weiteren "provokanten" Motto: "Ausmisten - Alternative wählen". Tatsächlich sind im Straßenbild zwischenzeitlich Plakate aufgetaucht, die das bisherige absenderlose "Alternative wählen" näher erläutern wollen. Der obere orangefarbene Strich stellt sich bei näherer Betrachtung ebenfalls als das Ausmisten-Motto heraus.

Soso. Ausmisten. Inhaltsleerer und populistischer wird es wohl nicht mehr werden. Zwischen den demokratischen Parteien gibt es so etwas wie einen unausgesprochenen Kodex. 1. Die Gegenseite entstammt nicht dem Tierreich. 2. Das zu wählende demokratische Gremium als solches wird nicht abgewertet. Ausmisten. Ob die Reinigung eines Stalls von tierischen Exkrementen als bildliches Wahlziel diesen hehren Ansätzen noch gerecht wird, mag jeder selbst entscheiden.

Enddreist ist jedoch die nicht näher belegte Behauptung, diese Reinigung wäre nötig. Da man mit "Ausmisten" wohl kaum lediglich anderweitige politische Ansichten meinen wird, werden Vetternwirtschaft, Klüngel etc. gemeint sein. Nun mag es da auch die ein oder andere betrübliche Erscheinung geben, größere Skandale sind jedoch nicht bekannt geworden. Als seit 10 Jahren im Rat vertretene Partei mit recht einseitiger familiärer Verankerung, sich jetzt ohne Veranlassung als Ausmister hinzustellen und aus Eigennutz antidemokratische Ressentiments der Bevölkerung zu schüren, ist extrem daneben. Diese Sätze waren in diesem Wahlkampf zwar erwartet worden, ab doch eher von der NPD.

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6 Comments:

Anonymous Anonym said...

Entweder die hatten beim Erfinden des Slogans schon ein paar Atü aufm Kessel, wie man hier so schön sagt, oder sie denken wirklich so, was mich auch nicht wundern würde. Diese Gruppierung beweist durch den populistischen, widerlichen Slogan einmal mehr, dass sie unwählbar ist und ganz und gar keine Alternative. Parlamente als Saustall zu bezeichen hat in jeder Diktatur eine Tradition. Das ist ekelhafte Anbiederung bei den Polit-Verdrossenen. Ranschmeisserisch, unappetitlich, daneben. Das Personaltableau mit Herrn Wendenkampf "aufzuwerten", der seinem Umweltverein durch sein Auftreten vermutlich seit Jahren mehr Schaden zufügt, als Nutzen, ist da nur konsequent.

1:39 PM  
Anonymous Anonym said...

Enddreist ist auch Hildegunstens Chuzpe, einfach die Leserzuschriften (nicht meine) auf ein vorheriges Thema hier als eigene Meinung zu verwursten.

8:17 AM  
Anonymous Anonym said...

Ruhig Blut,Jörg, sieh die Zuschriften doch als "Zuarbeit" für den in seiner Freizeit stark eingeschränkten Torsten-Hilde G., der sich derzeit für die Grünen im Wahlkampf befindet.

8:48 AM  
Anonymous Anonym said...

Das Blöde mit der Ausmisterei ist doch das hinterher mit Verlaub in den selben Stall geschissen wird, eventuell von anderen Tieren...

Und das es in Magdeburg keine Skandale gab liegt doch in erster Linie daran das sich die alte Garde in Politik und Verwaltung bis Heute grün ist...

3:28 PM  
Anonymous Anonym said...

Da hier jetzt schon mehrfach future in die NPD-Ecke geschoben wurde (was mich sehr wunderte, da die politischen Inhalte, für die sie sich in den letzten Jahren eingesetzt haben ganz klar eine andere Sprache gesprochen haben) mal ein Zitat von der future-Homepage:

“Mit dem Slogan ´Ausmisten - Alternative wählen´ startet unsere Plakataktion zum Frühlingsanfang in die nächste Phase. Der Frühjahrsputz ist alljährlich Anlass, bei sich zu Hause auszumisten. Im Wahljahr 2009 wollen wir die Magdeburger dazu aufrufen, nicht nur in ihren Wohnungen, sondern auch innerhalb einiger Ansichten und Verhaltensweisen ´auszumisten´. Wer in den letzten Jahren immer diese oder jene Partei gewählt hat, sollte auf den Prüfstand stellen, ob diese ihre Versprechungen auch erfüllt hat, oder ob es Zeit ist, sich die Parteienlandschaft noch einmal neu anzuschauen. Wer gar nicht mehr zur Wahl gegangen ist, weil er vom ewigen Streit der etablierten Parteien untereinander enttäuscht war und sich nicht mehr in der politischen Landschaft wiedergefunden hat, sollte auch mit dieser Ansicht aufräumen und prüfen, ob es nicht mittlerweile eine wählbare Alternative gibt.“

Auch politische Ansichten können beim großen Frühjahrsputz hinterfragt werden: Müssen sich wirklich immer mehr Autos durch die Innenstadt schieben oder wäre ein menschenfreundlicheres Innenstadtverkehrskonzept wünschenswert? Ist die Nutzung regenerativer Energien wirklich “linken Ökos” vorbehalten oder in Zeiten von Klimawandel & steigenden Energiepreisen mehr als sinnvoll. Sollen “die da oben” immer alles - oder zumindest vieles - unter sich ausmachen oder ist in Zeiten steigender Politikverdrossenheit eine stärkere Bürgerbeteiligung und - information dringend nötig?

--

Wer das als populistisch, wiederlich und ekelhaft bezeichnet, zeigt durch seine mangelhafte Toleranz gegenüber anderen Meinungen und das absichtliche einbauen von Lügen und Unwahrheiten (wo steht bitte was von Saustall?), daß das \"bedenkliche\" Gedankengut wohl er beim Autor solcher Kommentare hier im Blog zu finden ist...

Menschen zum selbstbewußten kritischen Hinterfragen von falschem Vertrauen gegenüber den bisher gewählten politischen Vertretern und zur Ausübung seiner demokratischen Rechte auszurufen, ist ganz sicher kein rechtes sondern eher linkes Gedankengut...

12:30 AM  
Anonymous Anonym said...

... linkes gedankengut, vorgetragen mit der sprache der rechten ... solch ein plakat ist widerlich


Die folgenden 10 Fragen werden es Ihnen erleichtern, beim Ausmisten die richtige Entscheidung zu treffen. Gleich, ob es sich um Gegenstände - wie Plakate - oder Dokumente handelt, überlegen Sie:

1. Werde ich das je wieder brauchen? Nein, das Plakat kann weg.
2. Hab ich es je gebraucht? ja, leider.
3. Hatte ich bereits vergessen, dass ich es überhaupt besitze? nein, war ja Wahlkampf.
4. Habe ich etwas Gleichartiges, das besser ist? ja, andere Plakate - hoffentlich.
5. Ist es alt, hässlich, kaputt, unmodern oder nicht effizient? - ja, sieht auch einfach scheiße aus.
6. Wenn ich es wegwerfe: Könnte ich es jederzeit leicht wiederbeschaffen? - ja, andere Plakate an die Masten, intelligenten Internet-Wahlkampf ...
7. Habe ich es ein Jahr oder länger nicht gebraucht? nein, leider gerade erst gebraucht.
8. Löst der Gegenstand in mir ungute Gefühle aus? bei "mir" (=ex-jugendpartei, heute 'halbalte' Alternative) nicht, bei anderen ja
9. Könnte jemand anders es besser gebrauchen als ich? sicher, die NPD
10. Welche andere Befürchtung habe ich, die mich von der Trennung abhält? - is halt Arbeit ...

10:22 AM  

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