Dienstag, März 09, 2010

Vox sudenburgensis

Oh nein. Das ist nun wirklich zu viel. Es muss doch irgendeine natürliche Grenze geben! Sollte es tatsächlich möglich sein in der Rubrik "Peinlichste Presseerklärung" völlig neue, nie dagewesene Dimensionen zu erreichen? Es scheint so.

Dem durchaus leidgeprüften Konsumenten Magdeburger Lokalberichterstattung liefen am Sonnabend in dichter Folge Ganzkörpergänsehautschauer über die Epidermis.

Wer ist der größte aller Sudenburger Kommunalpolitiker? Wer der Schönste? Genialste? Wer macht Blinde gehen? Wer trägt Sorge dafür, dass Sudenburg bisher noch jede Erdumdrehung mitgemacht hat? Na? Die Frage ist verhältnismäßig schwierig. Allerdings hat Michael Hoffmann (CDU) da eine Theorie: Er selbst!

Es hatte alles ganz harmlos begonnen. Oliver Müller (Linke) hatte den barrierefreien Ausbau des Sudenburger Kulturzentrums Feuerwache gefordert. Kostenpunkt: 150.000 €. Nicht eben ein Schnäppchen. Michael Hoffmann ergriff die vermeintliche Gunst der Stunde und semmelte dem örtlichen Widersacher mal so richtig Einen vor´s Brett. "Unseriöses Wunschdenken" und "Populismus". Sachliche Diskussion ist ja mehr was für Anfänger. Ärgerlicherweise gab sich auch der Stadtrat mehrheitlich dem unseriösen Wunschdenken hin und beschloss die Maßnahme einfach. Fatale Fehleinschätzung Hoffmanns. Nun wäre es natürlich unschicklich den Ratskollegen Hoffmann so ratlos in der Landschaft stehen zu lassen. Stadtrat Müller gab daher zu bedenken, dass ursächlich für die etwas alberne Positionierung Hoffmanns sein könnte, dass Michael Hoffmann kein Interesse an Sudenburger Alltagsthemen habe und nie bei der Sitzung der örtlichen Arbeitsgemeinschaft Gemeinwesenarbeit (GWA) auftauche. Ohoh. Einem Kommunalpolitiker zu attestieren, er interessiere sich nicht für Kommunalpolitik, ist in etwa so gefährlich, wie in einem Löwenkäfig sich über eine vermutete Appetitlosigkeit des Königs der Savanne zu belustigen.

Hoffmann musste nun zurückschlagen. Meinte er. Offensichtlich ist er wirklich nie bei der GWA, die Fragen wie Umbaumaßnahmen durchaus schon mal bespricht. Also bot es sich an, dieses Gremium, in dem diverse aktive Menschen und die Stadtverwaltung mitarbeiten, in der Öffentlichkeit als zwar nicht ganz terroristische aber zumindest doch irgendwie unnütze Vereinigung darzustellen. Da Hoffmann wohl mal bei der IG Sudenburg vorbei schaute, gilt es andererseits dieses Gremium praktisch in einem Atemzug mit dem UN-Sicherheitsrat und dem Nobelpreiskommitee zu nennen. Die IG Sudenburg sei "Stimme aller Sudenburger". Völker der Welt! Schaut auf diese IG! Sie brachte das Licht, wenn schon nicht auf die Erde, dann doch zumindest nach Sudenburg! ER habe diese Stimme vor Äonen mitbegründet! Jawohl! Die GWA sei (vermutlich ähnlich dem Stadtrat) ein "Gesprächskreis". ER lade Herrn Müller ein, sich in die IG Sudenburg einzubringen.

An dieser Stelle brach die Übertragung leider ab. Unter Unterhaltungsgesichtspunkten kann man nur auf eine Fortsetzung des "skurrilen Schlagabtauschs" (Volksstimme) hoffen.

Das jemand, den das Leben beim Vergaloppieren nun mal böse gefilmt hat, es als angemessen betrachtet das eigene Renommee auf Kosten einer unschuldigen örtlichen Arbeitsgruppe aufzubessern ... tststs. Dann auch noch den örtlichen Bürgerverein zu instrumentalisieren und gegen die GWA in Stellung zu bringen .... also .... nein. Armes Sudenburg.

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Montag, März 16, 2009

Basta

Die Magdeburger Ratsfraktion der Linkspartei macht aus der ewigen Tunneldebatten-Misere eine Tugend und versucht den großen Befreiungsschlag. Oliver Müller (Linkspartei), in der jüngeren Vergangenheit noch von anderen Dingen aufgehalten, schlägt vor, parallel zur Bundestagswahl im September den Magdeburgern per Bürgerentscheid die Tunnelfrage vorzulegen. Für Magdeburg wäre es der erste kommunale Bürgerentscheid.

Tatsächlich hätte es für die Ratsfraktionen, die sich intern nicht zu einer klaren Meinung zum Thema durchringen konnten, einen gewissen Charme die Entscheidung an die Bürger zu delegieren. Während CDU (pro Tunnel), Grüne und future (beide contra Tunnel) seit längerem Position bezogen haben, wogt es vor allem bei Linkspartei und SPD, aber auch bei der FDP wild hin und her. Keiner kann da die Prognose wagen, ob diese Fraktionen nach der nächsten Kommunalwahl Tempo 120 im Tunnel fordern oder doch mehr zu einem Krötentunnel neigen. Dieses Elend durch einen Basta-Beschluss des Volkes zu beenden, hätte schon einen Wert an sich. Die Chancen stehen aber eher schlecht. In Magdeburg belästigt man den Souverän nur ungern mit solcherlei Tagesgeschäft. Gerade die Tunnelbefürworter werden die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Stadtrat zur Durchführung des Bürgerentscheides zu verhindern wissen. Merkwürdig eigentlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Magdeburger mit leuchtenden Augen ihrem unsinnigen wie unterirdischen Fetisch zustimmen würden, ist doch kaum zu überschätzen.

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Mittwoch, März 04, 2009

Dreisatz

Nach dem gerade der Oliver-Müller-Hundekot-Bericht überstanden war, schlug nun eine ähnlich gelagerte Problematik bezogen auf den Parkplatz an der Sternbrücke unvermittelt auf die schutzlosen Leser ein. An exakt gleicher Stelle der Volksstimme, in ähnlicher Länge platziert (wird doch wohl keine Kolumne werden) behandelt Stadtrat Oliver Müller (Linkspartei) diesmal: Schlamm. Für die Ausgestaltung von 23 Zeilen zum Thema in extremem Beamtendeutsch benötigt er exakt drei Sätze. Das spart zwar teure Satzzeichen, erschwert aber etwas das Lesen. Der Inhalt ist mit: "Schlamm ist doof" ausreichend umschrieben.

Sollte Oliver Müller da auf seinem Arbeitsplatz sitzen, die Volksstimme lesen und dann zu einem beliebigen Thema eine drei-Satz-Pressemitteilung absondern? Ja. Stadtrat Müller gehört nämlich zu der vom Landesrechnungshof kritisierten Kaste der hauptamtlichen Stadträte, die also bei der Fraktion der sie angehören auch noch hauptberuflich angestellt sind. (Um als Magdeburger auf diese Kritik der Verwurstung von Haupt- und Ehrenamt zu stoßen, muss man allerdings die Feindpresse - also die Mitteldeutsche Zeitung - vom 23. 2. lesen.) Berufskollegen sind in Magdeburg die für die Tierschutzpartei in den Stadtrat eingezogene Birgit Kriese (jetzt Bund für Magdeburg) und Michael Stage (future). Letztere Fraktion kämpft um den Titel vorbildlicher Familienbetrieb, da nicht nur der Fraktionsvorsitzende Michael Stage auch bei der Fraktion beschäftigt ist und das zweite Ratsmandat durch den Bruder Mirko Stage wahrgenommen wird, sondern auch noch die jetzige Fraktionsgeschäftsführerin schon vor Aufnahme ihrer Tätigkeit mehr als nur freundschaftlich verbandelt gewesen sein soll.

Abgesehen von Oliver Müller werfen die anderen aber wenigstens nicht mit inhaltsleeren Hundekot- und Schlamm-Pressemitteilungen um sich.

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Dienstag, Februar 24, 2009

Verkotung

Höhen und Tiefen kommunaler Berichterstattung liegen manchmal verblüffend dicht beieinander. Heute wand sich das Stadtoberhaupt in sehenswerter Manier unter einer Fragestellung der Volksstimme. Zunächst führte der Oberbürgermeister zur Frage des finanziell in ähnlicher Situation wie General Motors befindlichen Stadions aus. Konzerte seien Zuschussgeschäfte, ist ja klar. Daher konnte das Stadion aus dieser Sparte keine Einnahmen erzielen. Nun ja. Mag sein. Das hatte man aber ursprünglich doch ein wenig anders dargestellt. Jetzt diese Position dem staunendem Volk als alte Weisheit zu verkaufen, ist schon ... ähm ... kühn. Auch die Volksstimme kann sich dunkel an gegenteilige Äußerungen erinnern und fragt: Ob das bewusste Schönfärberei gewesen sei? "Ja, sonst hätten wir das politisch von einer Mehrheit (und diesem Blog) gewünschte Projekt gefährdet" wäre die ehrliche Antwort gewesen. Der Ehrliche ist aber oft der Dumme! Lutz Trümper (SPD) erkannte dies und flüchtete sich knapp in ein "Nein, aber...". Dann passiert etwas fast schon ungeheuerliches! Die Volksstimme formuliert die Frage neu und stellt sie gleich noch einmal: Das habe man dann doch schon von anderen Stadien gewusst!?. Der Oberbürgermeister, der an anderer Stelle des Interviews fünf Stadien aufzählt und in deren Erfahrungen schwelgt, murmelt etwas davon, dass deshalb bei der Finanzierung des Fußballstadiums der Fußball im Vordergrund stand. Soso.

Oberbürgermeister beim Flunkern zur Erreichung eines politischen Ziels erwischt: 10 Punkte!

Eine Seite weiter quält uns allerdings das kommunalpolitische Grauen. Da die Volksstimme eine Ausgabe zuvor das Thema Hundekot prominent präsentiert hatte, kommen nun selbstverständlich die kommunalen Würdenträger aus ihren Behausungen gekrochen und versuchen - es ist Vorwahlkampf - etwas Intelligentes zum Thema zu sagen. Beim Thema Hundekot ist das nicht ganz so einfach. (Die naheliegendste Lösung eines Massakers unter unseren vierbeinigen Freunden verbietet sich, da die Hundesteuer und damit der städtische Haushalt ebenfalls dem Massaker zum Opfer fallen würden.) Oliver Müller (Linkspartei) versucht es trotzdem. Die Wortgruppe "Das Verkoten der Stadt" ist schon mal eine lobende Erwähnung wert. (Ob "Verkotung" es mal zum Unwort des Jahres bringt?) Wir werden dann Lesezeuge wie der Stadtrat über 22 Zeilen sein Verhältnis zum Hundekot (er ist Hundebesitzer) erläutert. Er endet mit dem Kampfruf: "Ich werde mich weiter für die Schaffung einer Tütenstation am Eingang des Parkes einsetzen", ja das gelobe ich! (Nagut, das Gelöbnis war nicht abgedruckt.) In fast fünfjährigem Kampf hat sich dieser unerschrockene Stadtrat also für eine Tütenstation im Pärkchen "Schneidersgarten" eingesetzt. Leider vergeblich. Aber er wörd auch ön dön nöchsten fönf Jahren unerböttlich an dem hehren Ziel festhalten! Weder Wind, noch Sturm, weder Dackel, noch Pitbull werden ihn von diesem Ziel abhalten können. Soso.

Sinnloses, kommentarloses Abdrucken einer inhaltsleeren Pressemitteilung: 9 Punkte Abzug!

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