Sonntag, März 22, 2009

Pfiffig

Das politisch interessierte Magdeburg war gestern faktisch handlungsunfähig. Mit vor Heiterkeit verzerrten Gesichtern und Tränen in den Augen ist nun einmal nur schwer dem Tagesgeschäft nachzukommen. Ursächlich war die zu einsamer Hochform aufgelaufene Volksstimme, die sich liebevoll mit der derzeitigen Plakatlandschaft auseinander setzte. Als wahrlich berechtigter Anlass diente der Bund für Magdeburg, der mit eigenen, ausgesprochen eigenwilligen Plakatkreationen nun als dritte Gruppierung den Weg an die Laternenmasten fand. Beachtlich wäre zunächst, dass der BfM ebenfalls - wie bereits ein Mitbewerber - in blau und orange Auftritt. Scheinen Modefarben zu sein. Auch die Tatsache mikroskopisch kleiner Schrift und wahnwitzig klein geschriebenem Namen wären eine Erwähnung wert. Die Volksstimme hebt jedoch berechtigterweise auf den an Skurrilität nur schwer zu überbietenden "Inhalt" ab.

Der BfM hat doch tatsächlich eine völlig neue Form der Wahlwerbung entwickelt: das schmarotzende Plakat! Dieses parasitär lebende Werbemittel befällt nur Masten, an denen sich bereits Wahlwerbung befindet. Diese versucht es umzudeuten! Wirklich wahr! Ehrenwort. Dabei macht es sich die Eigenheit zu nutze, dass die Mitbewerber FDP und future Plakate hängten, auf denen keine Partei erwähnt wird. Schmarotzende Plakate versuchen sich an ihren Wirt möglichst gut anzupassen und ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Bisher wurden zwei Unterarten entdeckt. Die anonym von der FDP gestellte Frage "Meckerst Du noch oder wählst Du schon?" beantwortet das entsprechend spezialisierte BfM-Plakat mit: "Ja, wir wählen schon..." um dann unleserlich fortzufahren: "Bund für Magdeburg e.V -Freie Wähler". Tja. Die Volksstimme kugelt sich in herzlichem ansteckenden Lachen und zitiert aus der passenden Presseerklärung des BfM nur ein Wort (dürfte auch ein Rekord sein): "pfiffig". Weitere taktische Probleme: Als Passant muss man nun schon zwei Plakate lesen, um den Nichtinhalt dann zu erkennen. Wenn das BfM-Plakat über seinem Wirt hängt oder die FDP demnächst umplakatiert, verendet der kümmerliche BfM-Text in reiner Absurdität. Nicht viel besser ergeht es der Variante zwei. Unter dem future-Bonmot "Es gibt eine Alternative!" hängt nun "Ja, die Alternative ist" kleiner dann wieder: BfM. Soso.

Nicht ganz zu unrecht erkundigt sich die Volksstimme, ob man sich vielleicht ... also wenn es keine Mühe macht ... oder sonst Gründe der nationalen Sicherheit entgegenstehen ... also... Inhalte? Dass alle in den Stadtrat wollen - ja gut, aber wieso?

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18 Comments:

Anonymous Anonym said...

Pfiffig? Wohl eher altbacken. Klingt ähnlich den kuuuhlen Sprüchen, die sich alte Männer ausdenken, wenn sie sich anbiedernd mal im jugendlichen Slang versuchen, um ein paar Tage jünger zu wirken. Das hat was von Hosen mit Bügelfalten zu Turnschuhen.
Insgesamt aber sehr passend zum Gesamtauftritt, den der BfM in den letzten Jahren so hingelegt hat.

2:03 AM  
Anonymous Anonym said...

Ich sehe es förmlich vor mir. Danke, Anonym, dieses Bild krieg ich nun nie mehr aus dem Kopf!

3:29 AM  
Anonymous Anonym said...

Vorschlag für ein Fortsetzungplakat des BfM: "Wie wollen HAUS und GRUND"

7:45 PM  
Anonymous Anonym said...

Was bedeutet eigentlich BfM/freie Wähler? Hat der BfM mit den freien Wählern fusioniert? Bilden sie eine Koalition oder wird der Name "Freie Wähler" angehängt, um vom Erfolg dieser Wählergruppe zu profitieren?

9:11 AM  
Anonymous Anonym said...

Ich denke letztere Vermutung (taktisches Anhängsel) ist zutreffend, da derartige Gruppen bundesweit gemeinhin unter Freie Wähler auftreten. Wie sie sich auch nennen, bleibt es eine verschlafene Rentnertruppe. Aber gut, sollen sie machen. Deshalb haben sie ihr Logo auch am alten Logo der Rentenversicherung orientiert. Vgl.

http://www.grenzinfo.de/images/logo_bfa.gif

http://www.bfm-stadtratsfraktion.de

10:22 AM  
Anonymous Anonym said...

Hier siehts ein klein wenig anders aus: http://www.freie-waehler-magdeburg.de/index.htm

Sei es wie es sei, vor Aktualität strotzen beide Seiten nicht.

Ich habe ohnehin den Verdacht, dass ein großes Parteiensterben eingesetzt hat: Wenn der BfM zusammen mit den FW das Sammelbecken für unsere lieben grummeligen Senioren darstellt, versteht man den Zersetzungsprozess bei den Panthern. Da kann der kampfbereiten Garde der Rentnerinnen-und Rentnerpartei (RPP) schnell die Freude an der Politik vergehen. Die Spaßpartei hat ja vorgemacht, was zu tun ist, wenn der Spaß abhanden kommt. Da gleitet man ab ins Träumen, wie übersichtlich es in Zukunft auf unseren Wahlzetteln aussehen könnte. Ist denn weit und breit kein Frischfleisch in Sicht? Sind dieses Mal die Marxisten an Bord? (Ach neee, so frisch sind die auch nicht mehr.)

Fragen über Fragen..... Hat Hilde Antworten?

5:16 PM  
Anonymous Anonym said...

Was wäre MD ohne den BfM??? Der einigermaßen Informierte ahnt, es würde nix fehlen. Nein wirklich nicht. Eine maßgebliche Messlatte dafür ist das Agieren der BFM-Fraktionsmitglieder Dr. Kutschmann und Frau Griese im Stadtrat. Bei Letzterer findet man in Stadtratsprotokollen wohl kaum einen aktiven Beitrag. Bei Kutschmann findet man zwar Beiträge, aber keine Substanz. Was also sollen dann Wahlplakate an Inhalt bieten????

10:03 PM  
Anonymous Anonym said...

>Sind dieses Mal die Marxisten an Bord?
---
Waren sie ja schon. Viele alte Genossen, die nicht bei der PDS bleiben wollten, heuerten beim BfM an. Aber laut "Report München" stoßen immer mehr Rechtspopulisten zu den Freien Wählern. Da gilt es also genau hinzuschauen. Im Pauli-Erfolg wollen sich offenbar viele gescheiterte Existenzen sonnen.

2:27 AM  
Anonymous Anonym said...

"Im Pauli-Erfolg wollen sich offenbar viele gescheiterte Existenzen sonnen."

Na ich weiß nicht: Die Herren Kutschmann und Gehrmann im knappen Lederoutfit posierend für Volkes Stimme, ob das so der Wahlschlager wird? Zweifel dürften erlaubt sein.

7:21 AM  
Anonymous Anonym said...

"Frischfleisch":
http://www.tierschutzpartei-sachsen-anhalt.de/Tietge.htm

Ach nee, falsch, ich meinte:
http://www.tierschutzpartei-sachsen-anhalt.de/Pauke.htm

Ist die Namensgleichheit nur Zufall oder besteht ein Verwandtschaftsverhältnis zum OK- und FDP-Mann Pauke?

8:31 AM  
Anonymous Anonym said...

1. Satz im "future! Grundsatzprogramm": "Während sich die Politik der derzeitigen Machthaber immer weiter von der Realität entfernt und zu einer Politik der Etablierten verkommen ist, dominieren Parteienstreit und Arroganz, Eitelkeit und Machterhaltung das alltägliche Politikgeschehen."
-
"Machthaber, Ausmisten, Etablierte", das ganze Vokabular dieser Leute empfinde ich als abstoßend. Man kennt das bisher nur von Extremistischen Parteien so.

1:20 PM  
Anonymous Anonym said...

Hallo Anonym, das zweite von dir entdeckte "Frischfleisch" ist aber sehr frisch (Jg. 89). Die Eltern sollen Journalisten sein, schreibt sie. Rein äußerlich erschließt sich mir auf den 1. Blick keine Ähnlichkeit mit Herrn Pauke.

10:06 PM  
Anonymous Anonym said...

Mir auch nicht.

2:44 AM  
Anonymous Anonym said...

Vielleich adoptiert?

6:26 AM  
Anonymous Anonym said...

Warum leugnet er? Ist doch nicht schlimm, eine erwachsene Tochter mit eigener Meinung zu haben. Oder hat die FDP einen Maulkorb verpaßt?

7:50 AM  
Anonymous Anonym said...

Wahhrscheinlich wollte er, daß sie zu den JuLis geht und ist sauer, daß es die JuTies geworden sind, falls es sowas überhaupt gibt.
Solange sie nicht für die NPD kandidiert ist doch die Welt noch in Orndung. Das Leben geht weiter. Kopf hoch, Dietmar P.!

8:17 AM  
Anonymous Anonym said...

Wenn hier schon der 1. Satz aus dem future!-Parteiprogramm zitiert wird, warum eigentlich nicht auch der 2., 3. und 4. Satz?:

"„future! - Die junge Alternative“ dagegen tritt für eine Politik der Inhalte ein. Für eine Politik, in der wieder Platz ist für das Nachdenken über drängende Probleme und mögliche Lösungsansätze. Für eine Politik, die nicht durch das Gegeneinander der politischen Gegner, sondern das Miteinander aller bestimmt wird, ohne dabei die Interessen von Minderheiten - egal ob von Kindern oder Senioren, egal ob von kranken oder behinderten Menschen, egal ob von Menschen aus sozial schwächeren Verhältnissen, von Einwanderern oder von einer der anderen Randgruppen - unter den Tisch fallen zu lassen."

Also wenn das für einige hier abstossend klingt, dann glaube ich die Forderungen dieser Partei sind bei weitem demokratischer als die Ansichten einiger Schreiber hier...

11:59 PM  
Anonymous Anonym said...

> Warum leugnet er?

Ihr macht Euch vielleicht Sorgen, das ist ja schon peinlich. Richtig lesen sollte man schon können! Ich habe nicht geleugnet, habe ich gar nicht nötig! Ich habe lediglich den einen Satz des Schreiberlings bestätigt. Alles andere ist reine Spinnerei von Euch.

3:32 AM  

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