Freitag, Mai 30, 2008

Aktion Schrotflinte II

Die ratsinternen Intrigen- und Ränkeschmieden haben derzeit ganz große Konjunktur. Auf dem Magdeburger Spielplan stehen nämlich die Beigeordnetenwahlen. Die drei Posten (Soziales, Wirtschaft und Recht) sind nicht nur erträglich bezahlt, sondern eröffnen auch gewisse politische Handlungsspielräume. Die noch streng geheime Bewerberriege (36 Bewerbungen für 3 Plätze) konnte heute in Teilen der Volksstimme entnommen werden.

Da es im Magdeburger Stadtrat keine klaren Mehrheiten gibt, kann man das ganze durchaus auch als sportlichen Mehrkampf der beteiligten Parteien in Strategie und Taktik werten. Vor sieben Jahren hatte die CDU mit der eigens entwickelten Konzeption "Schrotflinte" eine dermaßen krachende Niederlage erlitten (alle drei Posten gingen an die SPD), dass eine Selbstauflösung der Partei nicht wirklich fern lag. Damals war man auf die grandiose Idee verfallen, ruhig mehrere Kandidaten mit Unterstützung der CDU-Ratsfraktion ins Rennen zu schicken. Der Nachteil bei einem solchen Vorgehen liegt jedoch darin, dass auch CDU-Stadträte nur über eine Stimme verfügen. Dementsprechend verlor die sich gegenseitig Konkurrenz machende konservative Bewerberschar erst den Überblick und dann die Wahlen.

Lernfähigkeit ist allerdings möglicherweise nicht die hervorstechendste Eigenschaft der geschätzten christdemokratischen Parteigänger. Zumindest gelang es der Volksstimme bei Erwähnung von fünf Kandidaten gleich 3 CDU-Leute zu benennen, die auch alle ein Auge auf das selbe Amt (Wirtschaft) geworfen haben. Es wird nun also mit Spannung die Aufführung von "Schrotflinte II" erwartet. Neben Rainer Nitsche (schon das letzte mal Opfer der eigenen Partei) tritt auch Ralph Tyszkiewicz an. Letzterer leitet die im geheimen operierende städtische Gesellschaft für Wirtschaftsservice und versteht seine Bewerbung als Gnadenbeweis. Im Fall einer schlecht geeigneten Bewerberriege, wolle er sich nicht vorwerfen lassen, nichts zu machen. Nun könnte er ja mal sagen, ob die anderen Parteifreunde so maßlos schlecht sind, dass man wirklich auf ihn zurückgreifen müßte. Dritter im CDU-Bunde ist Klaus-Dieter Theise. Der derzeitige Chef einer Landesgesellschaft erwähnt immerhin mal inhaltliche Projekte. Außerdem bemüht sich auch noch der ebenfalls wohl eher konservativ als liberale Stadtrat Carsten Klein (FDP) um das Amt. Bei diesem bunten Strauß konservativer Kandidaturen könnte sich Amtsinhaber Dr. Puchta (SPD) am Ende doch noch über eine neue Amtszeit freuen dürfen.

Die eigentliche Überraschung ist jedoch die Kandidatur Hans-Werner Brünings (59, Linkspartei) für das Sozialressort. Gerade noch die Hände am Hals des Theaterintendanten hält er sich nun zur sachlichen Leitung eines mühevollen Dezernats für geeignet. (Hoffentlich halten sich die Hilfesuchenden mit Kritik zurück. Wer "Dumpfbacke" sagt, sollte dann lieber die Stadt verlassen.) Der Wunsch der Linkspartei nach Vollzug eines Generationenwechsels an der Fraktionsspitze ist zwar nachzuvollziehen, dass der Stadtrat sich aber dieser Weglobung anschließt, erscheint doch mehr als fraglich.

Wenn die beiden großen konservativen Parteien im Rat (CDU und Linkspartei) sich mal einigen würden - ihnen stünde alles offen. Die einen bieten aber die gesamte Mitgliederliste und die anderen den großen Polterer auf. Am Ende wird es dann halt wieder die SPD.

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Donnerstag, Mai 29, 2008

Die Rache der Backen

Die Magdeburger Linkspartei scheint doch so ein ganz klein wenig nachtragend zu sein. Es ist nun schon einige Monde her, da äußerte ein Magdeburger Theaterintendant sich dergestalt, dass doch so der ein oder andere dumpfbackige Provinzler die Polster der Magdeburger Ratsbestuhlung strapaziert. Für all diejenigen, die meinten, da habe der Herr Wellemeyer doch etwas übertrieben, fing die Fraktion der Linkspartei sehr ausdauernd und hingebungsvoll an, die eigene dumpfbackige Provinzialität förmlich zu zelebrieren.

Obwohl Tobias Wellemeyer, wenn auch aus anderen Gründen, schon seit längerem klargemacht hat, dass er sich jetzt mal liebevoll um die dumpfbackigen Potsdamer kümmern will, drischt die Linke weiter feist auf den renitenten Künstler ein, der auch noch die Frechheit hatte sich zu entschuldigen. Für das Ansehen der Stadt im Kulturbereich wäre es schon schön, wenn man sich in Würde von erfolgreichen und anerkannten Künstlern verabschieden könnte - die Linkspartei würde ihm lieber gerne noch mal kräftig ans Bein pinkeln. Nach Sondersitzung und (erfolgloser) Strafanzeige ist der Rachedurst aber immer noch nicht gestillt. (Die Volksstimme vermutet eine innige intime Feindschaft zwischen dem rachedürstenden Hans-Werner Brüning (Linke) und Wellemeyer. Spricht das nun gegen Brüning oder doch eher für Wellemeyer?)

Um Wellemeyer in seiner Provinzler-These vollends zu bestätigen, bedarf es natürlich eines Stadtrates, der sich Monate nach einer fragwürdigen Äußerung einem Linkspartei-Antrag "ein dienstrechtliches Verfahren ... zu führen" auch noch mehrheitlich anschließt. Die CDU ist für solch einen Schabernack immer zu haben! Notfalls kann man ihm die Abmahnung ja per SMS schicken oder in Potsdam vorbeibringen. Tobias Wellemeyer könnte sich die dann immerhin rahmen lassen und prominent im Herrenklo drapieren - also wenn er nachtragend wäre.

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Mittwoch, Mai 28, 2008

Die Macht sei mit Dir!

An manchen Tagen gelingt es der hellen Seite der Macht tatsächlich so etwas wie die Oberhand zu behalten. Zumindest halbwegs. Erst erwirbt ein nicht als völlig unseriös zu brandmarkender Investor den alten Elbebahnhof in Magdeburg. Es ist nicht gänzlich auszuschließen, dass da wirklich irgendetwas sinnvolles entsteht. Nun fängt die Stadt tatsächlich auch noch an das alte Bahngelände an der Elbe zu gestalten und dort Straßen und Plätze anzulegen. Auf dem Foto in der Volksstimme schaut der Baubeigeordnete Jörn Marx zwar so, als könne er das selber nicht fassen - aber er hält den Plan richtig rum und befindet sich zumindest in der Nähe des geplanten Baugeschehens (Naja - also der Stadtteil stimmt.)

Um die Freude perfekt zu machen, wächst die örtliche Ratsfraktion der SPD über sich hinaus. Sie nörgelt öffentlich ein bisschen an einer Vorlage des Oberbürgermeisters Lutz Trümper (SPD) herum. Die Stadtverwaltung gesteht nämlich so im Nebensatz ein, dass der Tunnel unter den Bahnhofsbrücken zwar eine Wahnsinnsidee ist, aber selbstverständlich den Verkehrsfluss nicht beeinflusst. Also nicht positiv. Der Ampel an der Kreuzung "Weinarkade" ist es nach Insiderinfos nämlich wurscht, ob sich ihr die Fahrzeuge ebenerdig nähern oder aus dem Untergrund anschleichen. Nach dem die Stadtverwaltung so auf die jahrelangen Predigten der Tunnelgegner eingeht, wäre man geneigt vorzuschlagen, die Tropfsteinhöhlenanlage halt nicht zu bauen. Die Stadtverwaltung wählt allerdings bekanntlich nicht zwingend naheliegende Optionen. Der Oberbürgermeister will den Tunnel dann lieber auch unter dieser Kreuzung durchführen. Da der Durchgangsverkehr bis zum Stadtausgang noch die ein oder andere Kreuzung zu überwinden hat, kann die Fortsetzung des Gedankengangs durchaus interessante Ergebnisse zeitigen. Dem SPD-Fraktionsvorstand um Rainer Löhr wird es bei dem Gedanken, dass die Stadt in Zukunft ihre Mittel ausschließlich in die Betreibung und Wetterführung der innerörtlichen Zeche Lutz investiert, etwas unheimlich. So bekennt sich der SPD-Fraktionsvorstand zwar listig zum Tunnel, fordert aber zugleich die beschlossene Deckelung der Gesamtkosten ein. Also: Baut was ihr wollt - solange es nichts kostet. Da Bauunternehmen dazu neigen nicht karitativ tätig zu werden, dürften die bisher beschlossenen Kosten maximal für einen Tunneleingang, nicht aber auch noch für Tunnelausgänge reichen.

Leider hat auch an solchen Tagen die helle Seite nie wirklich die Oberhand. Man darf in Magdeburg, gerade bei der SPD, nicht einfach voraussetzen, dass ein Fraktionsvorsitzender die Ansicht seiner Fraktion verkündet. Beim letzten Tunnelbeschluss erwies sich der tunnelfeindliche Antrag der SPD mehr als eine qualifizierte Privatmeinung. Man ahnt schon, dass z.B. Olaf Czogalla (SPD) anders als sein Fraktionsvorsitzender an der Idee dreistellige Millionenbeträge krisensicher zu versenken, einen gewissen Gefallen finden wird.

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Montag, Mai 26, 2008

Biomüll in Neu Olvenstedt

Die gegen Tiere gerichtete Kriminalität hat derzeit in Magdeburg merkwürdigerweise Konjunktur. In Neu Olvenstedt wurde ein Welpe mit entfernter Ähnlichkeit mit Eisbärenbaby Flocke aus einer Mülltonne gerettet. Die Polizei ermittelt. Da das Tier lebend aufgefunden wurde, konnte der Zoodirektor Kai Perret als Tatverdächtiger schnell ausgeschlossen werden. Die Ablage von noch lebenden Tieren entspricht nun gar nicht seiner Handschrift. Möglicherweise war es ein Hundezüchter, der einen rassisch unreinen Wurf entsorgen und dem Tier dubiose Händler oder aber das überfüllte städtische Tierheim nicht zumuten wollte. Nicht alle finanziell in Bedrängnis geratenen Tierhalter haben die schneidige Härte der Zooverantwortlichen und lassen die pelzigen Wollknäule gleich über die Klinge springen.

Im Fall des getöteten Tigernachwuchses hat die Staatsanwaltschaft nun tatsächlich einen Anfangsverdacht gegen den Zoodirektor bejaht und ermittelt. Sollte auch unter wohlwollendster Betrachtung Platzmangel nicht als guter Grund zur Tötung durchgehen, könnte es für die Zooführung eng werden.

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Dienstag, Mai 20, 2008

Über den Wolken...

Der Sommer naht mit grossen Schritten. In der Presse sind schon erste Übungen für die Sommerlochberichterstattung zu erkennen. Derzeitiger Knüller in Magdeburg: Ufos! Nachdem ein erster Volksstimmeleser akribisch seine Sichtung mitgeteilt und um Hilfe ersucht hatte, häufen sich die Berichte. Angesichts der enormen Flugbewegungen könnte man meinen, die Entscheidung gegen den Ausbau des Flughafens Magdeburg war etwas voreilig - wo doch die Stadt offensichtlich das Zeug zum intergalaktischen Knotenpunkt hat.

Die Auflösung ist allerdings nicht sonderlich spektakulär und wurde im Rest der Welt bereits letztes Jahr bestaunt: asiatische Himmelslaternen die von skrupellosen Partyveranstaltern gestartet werden. Unter den Volksstimmelesern grassiert umgehend die Sorge, ob dass anarchistisch herumfliegende leuchtende Reispapier nicht irgendwelchen gesetzlichen Regelungen zu unterwerfen sei, um nicht näher benannte Gefahren einzudämmen. Tatsächlich weist dann der örtliche flugbewegungsarme Flughafen darauf hin, dass Reispapierlaternen und Luftballons selbstverständlich bei der Luftfahrtbehörde anzumelden sind. Sicherlich mit exakter Route und Zielflughafen. Andererseits: Das Flugzeug, dass nach einer Kollision mit 100 Gramm schwebenden Reispapier zu Boden geht, hat es auch nicht besser verdient.

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Montag, Mai 19, 2008

Flagge im Erdgeschoss

Magdeburg zeigt Flagge. Überraschenderweise allerdings die Tibetische. Magdeburg, die Metropole im Erdgeschoss der Welt, grüßt Lhasa auf dem Dach der Welt. Während der Olympiade wird das edle Tuch vor dem Rathaus wehen und an die Menschenrechte mahnen (Wenn man die chinesischen Gegendemonstranten in Schach halten kann.) Der Stadtrat hat es auf Antrag der Bündnisgrünen so beschlossen. Es herrscht allgemein etwas Verblüffung, da die (spirituelle) Nähe zum tibetischen Hochland eine verhältnismäßig junge Entwicklung in Magdeburg ist. (Tss tss tss - dieser Stadtrat ist immer für eine Überraschung gut. Kunst für eine Million Euro will er nicht geschenkt, die Sache Tibets geht - sympathischerweise, aber nicht zwingend eine Kernkompetenz - recht problemlos durch) Unsere geliebte chinesische Partnerstadt Harbin wird sich vor Freude kaum zu lassen wissen. Als Racheakt wird dort derzeit die Hissung der bayerischen oder - schlimmer noch- der hallensischen Flagge erwogen. Na das ginge aber nun wirklich zu weit. Wenn die Städtepartnerschaft Harbin-Magdeburg das durchsteht, ist da vielleicht doch mehr dran als gedacht.

Kommunalpolitisch hätte eine Hinwendung zum tibetischen System natürlich durchaus interessante Aspekte. Lutz Trümper könnte zum örtlichen Dalai Lama ausgerufen werden und den Job auf Lebenszeit durchstehen. Im Falle seiner Abdankung zöge ein Stadtratsausschuss durch die Kitas, um nach seinem wiedergeborenen Selbst zu suchen. Ein System welches man bei den anstehenden Beigeordnetenwahlen schon mal antesten könnte.

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Samstag, Mai 17, 2008

Rathaus günstig abzugeben

Na nu? Gerade lag doch das Geld noch in üppigen Bündeln rum. Die Tunnelweiterführung bis zum Ural war reine Formsache. Heute nun wieder Heulen und Zähneklappern. Das Geld ist alle! Jetzt will man das Rathaus etc. veräußern und dann zurückmieten. Auf diese Weise könnte man aus Lichtenstein flüchtigen Barvermögen eine Chance geben, doch noch Steuern zu sparen. Dieses nur semiseriöse Geschäft soll 2 Millionen Euro bringen. Bestimmt ließe sich damit das Tunnelgeländer finanzieren.

Claudia Szydzick (CDU) und Hans-Werner Brüning (Linke) zeigten sich ob des Vorschlages "erschrocken". Na wer wird denn so schreckhaft sein. Alfred Westphal (Grüne) sah sich veranlasst sein persönliches Steuergeheimnis zu lüften. Aufgrund geschickter steuerlicher Absetzung des eigenen Gebisses zahlte Vater Staat ihm 221 € zurück. Ob der Verkauf und die Rückmietung seines Gebisses für Investoren allerdings wirklich ausreichend interessant ist, blieb offen. Michael Heendorf (CDU, bekannt aus dem Klassiker ,"Heendorf-Affäre") mahnte Durchschaubarkeit an. Sachen gibt´s.

Ob das Rathaus unter den Hammer kommt bleibt abzuwarten. Es werden nun Angebote erbeten.

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Donnerstag, Mai 15, 2008

Stadt der Grotten

Die letzten Tage lief es in Magdeburg nun wirklich nicht sonderlich gut. Im Fussball musste man eine Niederlage gegen Hölle/Saale einstecken. Die Cragg-Freunde beginnen die Übermacht der dumpfbackigen Blockwarte zu erkennen. Beim SCM treten irgendwie alle zurück. (Sollte da etwa Bernd-Uwe Hildebrandt wieder um die Halle schleichen? Die Täter kehren ja bekanntlich immer zum Tatort zurück!)

Als ob das nicht reichen würde, gibt es auch noch Bedenkliches aus der Führungsriege der Stadtverwaltung zu vermelden. Dort will man einen Tunnel bauen. Ach was. DEN Tunnel! Den größten Tunnel seit Menschgedenken. Wenn an seinem Westende die Sonne untergeht, geht sie am Ostende schon wieder auf. Also fast. Zwischen Damaschkeplatz und Hartstraße soll er sich erstrecken. Die Verkehrsströme in Magdeburg sind so gigantisch - da hilft nur noch ein Mammutprojekt bei dem auch die Pharaonen anerkennend mit der Zunge schnalzen würden - meint die Stadtverwaltung. Der Baubeigeordnete Marx weiss auch zu berichten, dass es das Ding praktisch geschenkt gibt. Förderquote wohl so um die 120 % - zumindest wenn man es offiziell als alpine Champignonzucht laufen lässt.

Die Volksstimme ist hin und weg vor Begeisterung. Die (bis gestern noch gar nicht störenden) Fahrzeuge wären mit einem Schlag verschwunden. Gut. In Höhe Hartstraße, also zwischen Rathaus und Johanniskirche schiebt sich die Hochleistungstrasse dann wieder ans Tageslicht. Damit sich die Ausgabe lohnt, muss da auch ordentlich Verkehr fließen. Eine geradezu grandiose unterirdische Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Otto-von-Guericke-Straße wird die neue Attraktion der Stadt.

Man brauch keine Fantasie um sich die schon fast unsittliche Erregung bei den Stadtratsfraktionen von CDU, SPD und Linken vorzustellen. In solchen Erregungszuständen werden die berechtigten Fragen, was das wirklich kostet, was das dann monatlich kostet und ob es überhaupt Sinn macht den Verkehr dort lang zu führen untergehen. Bis dann mal zukünftige Bewohner unserer Stadt die so geschaffenen Magdeburger Tropsteinhöhlen touristisch vermarkten.

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Taskan schlägt zurück

Hin und wieder erinnert so eine Stadtratssitzung an die guten alten Zeiten, als nicht die GEZ nervte, sondern die öffentlich rechtliche Unterhaltung noch durch Amphitheater sichergestellt wurde. In Magdeburg wurde gerade das Schauspiel Zoodirektor gegen Tiger gegeben. Nach dem der Zoodirektor Kai Perret (im Dienst der guten Sache und im Interesse der Tiger - versteht sich) drei kleine Baby-Tiger zur Strecke gebracht hatte, muss er sich nun mit dem Tiger-Papa anlegen. Angesichts klarer technischer Überlegenheit sollte das kein Problem sein - allerdings hat der Tiger die öffentliche Meinung hinter sich gebracht. Die Leserbriefespalten quellen über. (Zum Teil mit kuriosesten Stellungnahmen. Eine Leserin sorgte sich, wieso nicht auch bei toten Menschen-Babys in gleicher Weise aufgequiekt wird. Keine Sorge. Wenn der Zoo aus Platzgründen das Streichelgehege, inklusive der Streichelnden, ausrottet, dürfte das ebenfalls für ausreichend Aufregung sorgen.)

Der Stadtrat durfte nun mit klassischem Daumen hoch oder runter entscheiden, ob Taskan weiter machen darf. Zwar hielt Walter Meinecke (Linke) so eine Tigertötung für eine durchaus akzeptable Idee (was interessieren schon schwülstige Worte in Parteiprogrammen zum Thema Tierschutz etc.), letztendlich gab es aber ein klares Daumen hoch. Taskan darf weiter machen. Sofort hatte der so ein fieses Grinsen im Gesicht. Sollte ihm der Sinn nach Zoodirektor stehen? Das würde ihn mit den ausnahmsweise im Zorn vereinten Tierschützern einen, die den Zoo-Chef mit Strafanzeigen geradezu eindecken. Die gebannten Blicke der Zuschauer richten sich nun auf den Daumen der Staatsanwaltschaft. Geht er hoch? Darf man also den nervenden Waldi bei Platzproblemen in den Häcksler schicken? Oder geht er etwa runter? Was macht man dann mit einem wegen Verstoss gegen das Tierschutzgesetz angeklagten Zoodirektor?

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Dienstag, Mai 13, 2008

Prioritätenfrage

Es kommt hin und wieder vor, dass Meldungen zeitgleich erscheinen und allein ihre gemeinsame Existenz mehr über einen Zustand aussagt, als dies eine mehrbändige Studie könnte.

Der vierspurige Ausbau des Schleinufers startet in diesem Sommer!
Das Dach einer Turnhalle in Alt Olvenstedt ist eingestürzt!

Nörgeler könnten auf den Gedanken verfallen, dass die Prioritäten hier doch noch optimierbar gewesen wären. Möglicherweise. Andererseits: Können 64 % irren?

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Samstag, Mai 10, 2008

Zoo: Tötet Knut!

Manche Dinge geht man in Magdeburg ja gänzlich anders an, als das andernorts für sinnvoll gehalten wird. Während es zum Beispiel ein Zoo in Berlin nötig hat, seine Popularität mit einem knuffigen Eisbärenbaby etwas zu befördern, greift man in Magdeburg gegen einen "Oh, wie süss!"-Faktor gnadenlos durch. Süss hin, Ethik her - ab auf den Müll mit den Tigerjungen. Rübe runter. Klappe zu - Tiger tot! Zack. Zack. Zack. Drei knuddelige Tigerbabys weniger. Da kann der Zoo doch aufatmen!

Die schockierte Zuschauerschaft ist schon froh, dass der Zoodirektor die Kleinen nicht persönlich totbeißt. Seinen Äußerungen nach wäre er im Interesse des Zoos dazu durchaus bereit. Dem rassisch unreinen Tigerpapa würde man sogar ganz gern noch das Tigerfell über die Ohren ziehen - macht sich bestimmt nicht schlecht als Trophäe am Zoo-Eingang. Nur die zuhauf mit Selbstverbrennung drohenden Rentner, konnten die weitere Tigermeuchelung vorerst stoppen. Möglicherweise gerät Tigervater Taskan demnächst aber in bizarrer Weise unter einen Rasenmäher oder wird auf der Flucht erschossen. Die noch andauernde Flucht des Luchses erscheint so in einem völlig neuen Licht. Wusste er zu viel? Kam er seinen Häschern zuvor?

Wieso, fragt sich der verdatterte Zooliebhaber, weicht der Magdeburger Zoo von seinem bisherigen Image ab und verlegt sich auf die Ausrottung des eigenen Tierbestandes? Zoodirektor Kai Perret argumentiert mit einem Gentest, wonach Tigerbabys und Tiger-Papa leider rassisch unreinen sind. (Da kann man nur inständig bitten, nicht auch noch Löwen, Giraffen, Elefanten, etc. einem solchen Test zu unterziehen - Magdeburg wird glatt noch zu einer großen Nummer im Elfenbeinhandel.) Ein Vorfahre der Sibirischen Tigerlein hatte ein Techtelmechtel mit einem Sumatratiger. Um das Zuchtprogramm nicht zu behindern, müssen aus Platzgründen die Tiger über die Klinge springen. Eine Abgabe an dubiose Händler kommt natürlich nicht in Betracht. Wer weiss was die mit den armen Tigern machen - am Ende landen die noch in irgendeinem Tiergehege, Zirkus oder Safari-Park! Nicht auszudenken. Da machen sie sich doch in der Biotonne viiieel besser.

Der Argumentation des Zoos ist eine interessante zynische Note nicht abzusprechen. Wo genau ist eigentlich der Unterschied zwischen dem, der seinen über die Urlaubstage überflüssigen Hund an der Raststätte aussetzt und dem Magdeburger Zoo, der lästige Tiere einfach tötet. Gut, der an der Raststätte ausgesetzte Hund ist nicht tot. Damit liegen die marktüblichen Tierquäler moralisch sogar noch einige Punkte vorn. Interessant wird es ja, wenn mal jemand anfängt die Staatsanwaltschaft mit einer Anzeige wegen Verstosses gegen das Tierschutzgesetz zu behelligen. Für das Töten süsser Wirbeltiere braucht man eigentlich einen vernunftbegabten Grund. Die Stammelei des Zoos: "Brauchen den Platz für reinrassigere Tiere" - ist alles mögliche, aber eben kein vernünftiger Grund. Dann könnte jeder beim Umzug in eine kleinere Wohnung ein wahres Massaker unter seinen bisherigen Hunden, Katzen, Hamstern und sonstigen nicht humanoiden Familienmitgliedern anrichten.

Der Zoo Magdeburg ist nicht bereit, seine Tiere als eigene Individuen anzuerkennen, für die man Verantwortung hat - auch wenn´s mal blöd läuft. Sind da Tierpatenschaftsvergaben nicht etwas arg verlogen, die ja genau diese persönliche Bindung vorgaukeln? Ist sichergestellt, dass man als Tierpate nicht versehentlich mit gekeult wird, wenn es dem eigenen Liebling aus organisatorischen Gründen ans Leder geht?

Apropos Patenschaften, Spenden, Sponsoring. Ist es unter finanziellen Gesichtspunkt wirklich sinnvoll, Tiere als Müll zu behandeln? Kostet das verlorengehende Wohlwollen und die damit ausbleibenden Einnahmen nicht mehr, als die zeitweiligen Einschränkungen beim Zuchtprogramm wert gewesen wären? Wer spendet schon, um dem Zoo die Tötung der süssen Wollknäuel finanziell zu ermöglichen? Darf man vielleicht zukünftig - gegen eine kleine Spende versteht sich - bei der Schächtung des Tierbestandes mit Hand anlegen? Damit erschlösse der Zoo völlig neue Interessentengruppen! Im Dienste der Wissenschaft versteht sich.

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Mittwoch, Mai 07, 2008

Innenminister XXL

Da soll noch einer sagen in der sachsen-anhaltischen Landespolitik würde nichts geboten. Der Polizei-Untersuchungsausschuss des Landtages wurde Schauplatz eines waschechten Filibuster-Versuchs! Filibuster wird die altehrwürdige Strategie genannt, durch Dauerreden den politischen Gegner an den Rand des Wahnsinns oder eben noch einen Schritt weiter zu bringen. Da sind legendäre 24 Stunden-Reden verbürgt, in denen der Redner, nach dem der eigentliche Inhalt ausgegangen war, Rezepte und Anekdoten zum Besten gab.

Holger Hövelmann (SPD), Innenminister unseres geliebten Landes, setzte in seiner Zeugenbefragung dazu an 145 Seiten zu verlesen. Ob dort auch Rezepte niedergelegt waren entzieht sich leider der Kenntnis, da der Ausschuss bereits nach 15 Seiten schwächelte und sich lieber vertagte. Während ein klassischer Filibuster mit der Verzögerung durch die Endlosrede allerdings irgendeinen Zweck erreichen will, zeichnete sich ein Hövelmann-Filibuster durch eine gewisse Sinnfreiheit aus. Außer dem sadistischen Vergnügen die Ausschussmitglieder mit detaillierten Details über die Polizeiarbeit zu foltern, ist kein richtiger Zweck auszumachen. Möglicherweise besteht ja seitens des Innenministeriums ein gewisses Misstrauen hinsichtlich der Alphabetisierungsrate unter den Ausschussmitgliedern, so dass man (sicher ist sicher) den ganzen Krempel lieber vorliest. Diese Berichte haben ja so schrecklich wenig Bilder.

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Dienstag, Mai 06, 2008

Hutablagen als Statussymbol

Also das mit der Kriminalität will scheinbar auch gelernt sein. In Neu Olvenstedt wurde aus einem Ford von Unbekannten eine Hutablage (!) gestohlen. Na liebe Olvenstedter Mikro-Kriminelle - was bringt´n so´ne Hutablage auf dem Schwarzmarkt? Klaut ihr auch umhäkelte Klopapierrollen? Oder Wackeldackel?

Aber auch die kriminalitätsferneren Bevölkerungsteile kämpfen derzeit etwas unglücklich. Eine Radfahrerin wurde an der Sternbrücke von einem plötzlich aus dem Boden schießenden Poller von ihrem Rad geholt. Die Dinger sind ja eigentlich eher betulich. Der demografische Wandel scheint aber eine Pollerausfuhrgeschwindigkeitsreduzierung zu erfordern, damit unsere geliebten Silberschöpfe nicht vom Stadtmobiliar durch die Gegend geschubst werden. (Möglicherweise hat auch nur die mitgeführte Hutablage der Radfahrerin die Sicht versperrt - diese wichtigen Details werden vom Polizeireport "aus den Revieren" leider völlig unerwähnt gelassen.)

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