Freitag, Mai 30, 2008

Aktion Schrotflinte II

Die ratsinternen Intrigen- und Ränkeschmieden haben derzeit ganz große Konjunktur. Auf dem Magdeburger Spielplan stehen nämlich die Beigeordnetenwahlen. Die drei Posten (Soziales, Wirtschaft und Recht) sind nicht nur erträglich bezahlt, sondern eröffnen auch gewisse politische Handlungsspielräume. Die noch streng geheime Bewerberriege (36 Bewerbungen für 3 Plätze) konnte heute in Teilen der Volksstimme entnommen werden.

Da es im Magdeburger Stadtrat keine klaren Mehrheiten gibt, kann man das ganze durchaus auch als sportlichen Mehrkampf der beteiligten Parteien in Strategie und Taktik werten. Vor sieben Jahren hatte die CDU mit der eigens entwickelten Konzeption "Schrotflinte" eine dermaßen krachende Niederlage erlitten (alle drei Posten gingen an die SPD), dass eine Selbstauflösung der Partei nicht wirklich fern lag. Damals war man auf die grandiose Idee verfallen, ruhig mehrere Kandidaten mit Unterstützung der CDU-Ratsfraktion ins Rennen zu schicken. Der Nachteil bei einem solchen Vorgehen liegt jedoch darin, dass auch CDU-Stadträte nur über eine Stimme verfügen. Dementsprechend verlor die sich gegenseitig Konkurrenz machende konservative Bewerberschar erst den Überblick und dann die Wahlen.

Lernfähigkeit ist allerdings möglicherweise nicht die hervorstechendste Eigenschaft der geschätzten christdemokratischen Parteigänger. Zumindest gelang es der Volksstimme bei Erwähnung von fünf Kandidaten gleich 3 CDU-Leute zu benennen, die auch alle ein Auge auf das selbe Amt (Wirtschaft) geworfen haben. Es wird nun also mit Spannung die Aufführung von "Schrotflinte II" erwartet. Neben Rainer Nitsche (schon das letzte mal Opfer der eigenen Partei) tritt auch Ralph Tyszkiewicz an. Letzterer leitet die im geheimen operierende städtische Gesellschaft für Wirtschaftsservice und versteht seine Bewerbung als Gnadenbeweis. Im Fall einer schlecht geeigneten Bewerberriege, wolle er sich nicht vorwerfen lassen, nichts zu machen. Nun könnte er ja mal sagen, ob die anderen Parteifreunde so maßlos schlecht sind, dass man wirklich auf ihn zurückgreifen müßte. Dritter im CDU-Bunde ist Klaus-Dieter Theise. Der derzeitige Chef einer Landesgesellschaft erwähnt immerhin mal inhaltliche Projekte. Außerdem bemüht sich auch noch der ebenfalls wohl eher konservativ als liberale Stadtrat Carsten Klein (FDP) um das Amt. Bei diesem bunten Strauß konservativer Kandidaturen könnte sich Amtsinhaber Dr. Puchta (SPD) am Ende doch noch über eine neue Amtszeit freuen dürfen.

Die eigentliche Überraschung ist jedoch die Kandidatur Hans-Werner Brünings (59, Linkspartei) für das Sozialressort. Gerade noch die Hände am Hals des Theaterintendanten hält er sich nun zur sachlichen Leitung eines mühevollen Dezernats für geeignet. (Hoffentlich halten sich die Hilfesuchenden mit Kritik zurück. Wer "Dumpfbacke" sagt, sollte dann lieber die Stadt verlassen.) Der Wunsch der Linkspartei nach Vollzug eines Generationenwechsels an der Fraktionsspitze ist zwar nachzuvollziehen, dass der Stadtrat sich aber dieser Weglobung anschließt, erscheint doch mehr als fraglich.

Wenn die beiden großen konservativen Parteien im Rat (CDU und Linkspartei) sich mal einigen würden - ihnen stünde alles offen. Die einen bieten aber die gesamte Mitgliederliste und die anderen den großen Polterer auf. Am Ende wird es dann halt wieder die SPD.

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3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Das ist eine erbärmliche Vorstellung von den Provinz-Granden wir Stern&Scharf, die nicht in der Lage sind, Personalpolitik zu betreiben. Vielleicht fehlt es auch an Kenntnissen der Grundrechenarten, obwohl Herr Scharf ja aus der Gilde der Mathematiker kommt: Die CDU hat halt nicht die Mehrheit. Die Umfragedaten im Osten sehen sie weiter als Nr. 2 hinter den Linken. Und die scheuen sie ja wie der Teufel das Weihwasser - jedenfalls in MD - während andernorts schon mal gemeinsame OB-Kandidaten gekürt werden.

9:51 PM  
Anonymous Anonym said...

schaut man heute (4. Juni) in die Volksstimme, dann setzt sich der GEHEIMNISVERRAT der zuständigen Gremien weiter fort. Frau Tessnow (Volksstimme-Redakteurin und bekennende Wellemeyer-Anhängerin) scheint ja bestens bis in den "Untergrund" des Rathauses Kontakte zu haben... Oder woher weiß sie, dass ein Kandidat nicht die notwendigen Abschlüsse hatte?

9:57 AM  
Anonymous Anonym said...

Wie sieht der "Bewerbunger-Krimi" im Detail aus?

Die SPD versucht drei Dezernenten-Posten zu verteidigen: Hr. Platz scheint fest im Sattel zu sitzen, Frau Bröcker ist skandalumwittert (Pflegeheim, Krankenhaus-Skandal) und Hr. Puchta (= der immer lächelt) ist farblos. Doch die SPD-Fraktion ist selbst nur drittgrößte Fraktion und braucht die Unterstützung einer der anderen großen (Linke oder CDU)...

Die CDU hat sicherlich Chancen, das Wirtschaftsressort zu bekommen, wenn sie sich auf einen Kandidaten (Nitsche?) einigen kann. Warum? Nun, die SPD will unbedingt auch im nächsten Jahr den Kultur-Dezernenten behalten - doch dazu braucht sie wiederum die Stimmen der CDU. Mein Tipp: Eine Hand wäscht die andere...

Die LINKE hofft auf das Sozialressort. Aber auch Sie braucht die Stimmen der CDU, wenn sie SPD-Frau Bröcker verdrängen will... Ob das klappt? Dann schon eher, dass die CDU die ungeliebte SPD-Dezernentin unterstützt, um die Sozialdemokraten für einen CDU-Wirtschaftsdezernenten zu "begeistern" (siehe oben).

Allerdings: OB "Lutze" Trümper konnte gar nichts Besseres passieren, als die CDU-Kandidatenfülle. Das erinnert doch sehr an 2001, als CDU-Dezernent Steinecke wegen mangelnder Unterstützung der eigenen Fraktion stürzte... Wenn sich die CDUler also nicht auf einen Kandidaten einigen können, dann ist die SPD mit ihrem "Dauerlächler" Puchta "lachender Dritter".

10:20 AM  

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