Montag, Juli 30, 2007

Die Rückkehr der Zellen

Unseren geschätzten Leserbriefrentnern wird es nun aber wirklich nicht leicht gemacht. Ständig werden in Magdeburg gemeingefährliche Rentnerfallen aufgestellt. Da verheddern sie sich dann irgendwie und zappeln hilflos.

An Park- und Fahrscheinautomaten verpassen jüngere Leute glatt das Abi, weil die rüstigen Gesellen zunächst die Bedinungsanleitung auf korrekte Rechtschreibung überprüfen und dann feststellen, dass der Automat keine D- oder Reichsmark nimmt. Man ahnt schon, dass die Einführung einer Brötchentaste zu längeren Warteschlangen von Senioren führen würde, die dem Parkscheinautomaten lecker Backwerk entlocken wollen. Ausfahrbare Poller haben zwangsläufig zur Folge, dass die Bergwacht hin und wieder Silberfüchse vom Pollergipfel befreien muss. Ganz sicher. Na von Spielplätzen und den Open-Air-Festivals mit lauter Bumm-Bumm-Musik wollen wir gar nicht erst anfangen.

Besonders schlimm war der wegen seiner Blendwirkung unter Senioren gefürchtete blinkende blaue Bock. Von den Machern dieses rentnerfeindlichen Ulks ist nun ein neues Spiel auf dem Markt. Die Bücherzelle. Ausrangierte Telefonzellen werden wieder aufgestellt, mit Büchern bestückt und der Öffentlichkeit preisgegeben. So weit, so kommunikativ, so schön. Aber! Sie werden kommen. Gerade z.B. noch einen Wasserfilter gegen blubberndes Wasser für 2,5 T€ gekauft und nun schnell die Volksstimme von dem Ergebnis (kein blubberndes Wasser mehr) in Kenntnis setzen. Handy? All diese Tasten! Ab in die nächste Telefonzelle. Aber Nein. Vandalen haben die Zelle so mit Büchern voll gestellt, dass man das Telefon nicht mehr findet! Sauerei. (Nicht ein Telefonbuch dabei.) Wie kommt man den hier wieder raus?

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Freitag, Juli 27, 2007

Thor sei mit den Toren!

Norwegen hat ein Konsulat in Magdeburg eröffnet ... könnte man meinen, wenn man dieser Tage so am Hundertwasserhaus vorbeischlendert. Stolz prangt der Schriftzug "Narvik" und die norwegische Flagge an der Fassade. Vielleicht eine neue Städtepartnerschaft? Verträumt denkt man an Kreuzfahrten und Fjorde. Vor dem Hundertwasserhaus allerdings eine auffällige Ansammlung von Personen, die schon in sehr jungen Jahren von sehr betrüblichem Haarausfall betroffen sind und merkwürdigerweise Tarnklamotten in der Innenstadt tragen (etwas auffällig - an der Stelle müsste perfekte Tarnkleidung übrigens rosa sein - ich mein ja nur). Grimmig schauen sie drein. Nix Kreuzfahrt. Mehr so - Helden von Narvik. Thor sei mit den Toren!

Hat ein Aktionskünstler sein Lager im Zentrum unserer Metropole aufgeschlagen? Ein Blick in die Volksstimme hilft weiter. Die katholische Kirche (gut - nicht direkt, aber fast) hat der Modemarke Thor Steinar ein Geschäft in der Vorderfront des Hundertwasserhauses vermietet. Die Marke Thor Steinar ist weniger bekannt für ihr weltoffenes linksliberales Image. Ich sag mal so: Würde auf einem NPD-Parteitag von der Führung die Parole ausgegeben: Thor Steinar-Sachen ausziehen! - es würde danach aussehen wie auf der Jahreshauptversammlung des FKK-Verbandes.

Wenn die Mitarbeiter der in Sichtweite befindlichen bischöflichen Ämter nun ihre Fahrzeuge parken (die mit dem Fisch an der Heckscheibe) ergibt sich der interessante Aspekt, dass das neue braune Schaf in der Herde mit einem fressenden Adler wirbt. Er frisst Fisch! Thor Steinar-Träger sind nämlich nicht nur nicht sonderlich gut auf Demokratie, Ausländer (immer dieses Touristenpack an unserem schönen deutschen Hundertwasserhaus) etc zu sprechen. Die Marke gilt auch als neu-heidnisch. Germanische Götter und so. Na da hat die Ökumene aber noch einiges zu tun.

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Mittwoch, Juli 25, 2007

Es lebe Curling!

Was haben Wasserläufe in Wüstengebieten und die Tour de France gemeinsam? Man weiß nie, ob sie ihr Ziel erreichen. Das Fahrerfeld der Tour scheint nun langsam zu versiegen. Derzeit schlagen die Doping-Nachrichten in dermaßen dichter Folge ein, dass man kaum noch nachkommt. Zumindest Rudolf Scharping hat schon ernste Probleme. Er sieht noch Anlass zur Freude! Die Kontrollen greifen! Sagt er. ...Schon, schon - aber erst wenn der letzte Fahrer suspendiert und das letzte Team zurückgezogen ist, werdet ihr erkennen, dass Fahrer von Begleitfahrzeugen im gelben Trikot nicht viel hermachen!

Das schwarze Trikot für den schwärzesten Humor ist übrigens Alexander Winokurow nicht mehr zu nehmen. Nach dem ihn ein (unfairer Weise neu eingeführter) Test des Fremdblutdoping überführt hatte, teilte er mit, dass es ihm unerklärlich sei, wie fremdes Blut in seinen Körper gelangen konnte. Vermutlich ein Wunder. Der Papst ist schon in Kenntnis gesetzt. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit blutweinenden Madonnenstatuen. Experten tippen auf die Zahnpasta.

Niedlicherweise versuchte die ETA mit zwei Sprengstoffanschlägen auch mal etwas Aufmerksamkeit zu erheischen. Hoffnungslos. Neben EPO und Co. kann die ETA derzeit medial einpacken.

Wie soll es nur weitergehen? Erst zieht Astana zurück, nun Cofides - die scheinen alphabetisch vorzugehen. Jetzt sollten mal alle die Blutbeutel auf den Tisch legen und den Fahrer im Feld suchen, der ungedopt war. Es wird doch wohl einen geben.Vielleicht jemand mit einer Medikamentenunverträglichkeit oder krankhafter Angst vor Spritzen. Der kriegt die Trikots übergestreift und fertig. Die ETA darf dann unter den nicht mehr benötigten Eigen- und Fremdblutvorräten ein wahres Blutbad anrichten und alle sind zufrieden. Der Medientross kann sich dann den völlig ungedopten Leichtathleten zu wenden.

PS: Es heißt im Curling habe es noch nie einen Dopingfall gegeben. Ist doch auch ne schöne Sportart.

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Dienstag, Juli 24, 2007

Gerechtigkeit nach dem Verursacherprinzip

Manchmal wird einem beim Lesen von Pressemitteilungen ganz schwindelig. Da hat die Magdeburger FDP im Zuge der Eingemeindungsdebatte die doch recht interessante Frage an die Stadtverwaltung gerichtet, wie sich das denn so rechnet. Nun kam das Ergebnis: Ähm ... Naja...wie soll man sagen? also doch .. ja .. es würde sich für den städtischen Haushalt lohnen - die umliegenden Gewerbegebiete der Stadt einzuverleiben.

Die Antwort kam eigentlich nicht so überraschend. Für die FDP scheinbar doch. Zumindest verwahrte sich Holger Franke (FDP) nun dagegen, dass die Eingemeindungsdebatte unter finanziellen Gesichtspunkten geführt wird. "Na dann fragt halt nicht" grummelt die Verwaltung. Die FDP fordert dann das Land entschieden auf, die Schieflage der kommunalen Finanzen zu beseitigen. "Gerechtigkeit nach dem Verursacherprinzip" heißt das wörtlich. Was immer das auch seien mag: Schade, dass das Problem der jahrelangen Unterdeckung der kommunalen Haushalte erst jetzt so überraschend auftrat. Vor einem Jahr stellte die FDP noch den Finanzminister. Also Herr Paqué hätte da knallhart durchgegriffen. Das wären goldene Zeiten! Wer hat nur die FDP abgewählt? Die hätten uns einfach das fehlende Geld in die Kasse geschaufelt, wir hätten die Finger von den FDP regierten städtebaulichen Albträumen gelassen und alles wäre gut. Aber Nein.

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Immer häufiger

Es gibt Floskeln bei denen man unbedingt aufhorchen sollte. Wenn zum Beispiel ein Atomkraftwerkbetreiber meint, man habe alles unter Kontrolle, empfiehlt sich die zügige Einnahme von Jodtabletten. Wenn Mehrwertsteuererhöhungen kategorisch ausgeschlossen werden, ist die Nächste nicht weit.

Wenn Journalisten die Floskel "immer häufiger" gebrauchen, waren sie sehr in Eile und konnten bedauerlicherweise nicht näher recherchieren. Wird schon stimmen. Da ein singuläres Ereignis, zum Beispiel die bedauerliche Zerstörung einer Parkbank, nicht zwingend schon den, für den Nachrichtenwert allerdings elementaren, Rückschluss auf die weitere Entwicklung der Zivilisation zulässt, muss der Journalist mit Anspruch die Entwicklung aufzeigen. So ist eine immer häufigere Zerstörung von öffentlichem Eigentum zum Beispiel schon viel beunruhigender.

So kommentiert die Magdeburger Volksstimme am 23. Juli knallhart (Seite 3): "Randalierer zerstören... . Immer häufiger, immer brutaler." Hintergrund der Meldung: In Magdeburg hat der Schaden durch Vandalismus von 2005 auf 2006 etwas abgenommen. (Seite 1) ...ähm..?... Diese Abnahme ist übrigens ein Beispiel für: "Die Täter gehen mit zunehmender Brutalität vor." Tja ... brutal aber kostengünstiger.

Übrigens. Immer häufiger verkürzen Blogger Pressemeldungen auf das Dreisteste. Die seit drei Wochen bestehende Stadt Bitterfeld-Wolfen meldet wirklich, dass die Zerstörungen "tendenziell zugenommen" hätten. Während Wernigerode scheinbar keine Tendenz zu entlocken war, stimmt in Stendal die Richtung. Dort werden seit zwei Jahren mit ABM-Kräften die Parks kontrolliert und ..zack:.. "Der Vandalismus sei in den vergangenen Jahren schlimmer geworden." Ah-ja. Zumindest mehr Kontrollen scheinen nicht zu helfen. Ob weniger Kontrollen aber wirklich zielführend sind?

Da gibt es aus dem ganzen Verbreitungsgebiet also exakt eine belastbare Zahl: Die Abnahme des Sachschadens in der größten Stadt. Tenor der Titelstory (!) und des Kommentars: Eltern passt gefälligst auf eure Gören auf. Wir sind am Ende. Da müsste ein starker Mann her und mal durchgreifen! (meint die Volksstimme wohl nicht, lesen die Leserbriefschreiber aber so).

Immer häufiger werden im Sommerloch sinnfreieste Meldungen auf Titelseiten gezerrt. In Kürze wird wieder ein Hinterbänkler Mallorca zum 17. Bundesland machen wollen, ein anderer will Nummernschilder für Fahrräder und der tragische Tod Möllemanns mag in einem geheimnisvollen Zusammenhang mit dem Ableben von Lady Di stehen. Versprochen.

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Donnerstag, Juli 19, 2007

Feuer marsch!

Qualitätssicherung und-verbesserung ist gerade bei unseren Rettungskräften von größter Bedeutung. Wichtiges Kriterium: Die Ausrückzeit! Hinderlich ist in der Feuerbekämpfungsbranche häufig, dass Feuer dazu neigen überraschend aufzutreten. Wenn es einem nun gelänge, den Ausbruch der raumgreifenden Oxidation von Alltagsgegenständen im voraus terminlich näher zu bestimmen - man wäre ganz weit vorn. Die Diesdorfer Freiwillige Feuerwehr überläßt da nichts dem Zufall. Wie die Sparkasse nun auch eigene Räuber beschäftigt, hat man dort auch jemanden, der sich nicht nur auf das Löschen, sondern auch auf das Legen von Bränden versteht. Sozusagen ein Kompetenzzentrum.

Wenn man sich mal so die aufgeklärten Serienbrände der Region in Erinnerung ruft, fällt auf, dass die Feuerwehr recht häufig auf beiden Seiten kämpft. Ist wohl recht warm unter so einem Helm? Wäre es unter statistischen Erwägungen zur Bekämpfung von Feuersbrünsten sinnvoll, die Feuerwehr einfach nicht zu rufen?

Kann es etwa auch sein, dass Oma Kascholkes Katze den gemütlichen Platz auf dem Sofa nicht ganz freiwillig mit der Pappelspitze getauscht hatte? Sollte in der Trockenzeit ihr Keller überraschend vollgelaufen sein - Noch bevor sie im Dunkeln den Schalter für das Kellerlicht gefunden haben, tauchen die Mitglieder der Diesdorfer Feuerwehr in voller Montur und mit Pumpe aus den Fluten auf und bieten ihre Dienst an. Das ist Service!

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Montag, Juli 16, 2007

Lange Streichhölzer gesucht

PDS-Mitglieder fangen an Bittprozessionen zu organisieren. Das Lesen einer Messe soll schon gebucht sein. Drudenfüße werden vor Bürotüren gemalt. Dem zuständigen Volksstimme-Reporter werden die dringenden Bedürfnisse nach Benennung einer Kandidatur in den Block diktiert. Die Linke-Basis verzehrt sich nach einem Hinweis, wer sie wohl in das gelobte Land jenseits der Oberbürgermeisterwahl führen wird. Die Messiasse vom Dienst wittern aber das damit verbundene Menschenopfer und wehren sich mit Händen und Füßen.

Eva von Angern, Vorsitzende des Kreisverbandes, ist leider gegen die Polsterung des Oberbürgermeistersessels allergisch und somit bedauerlicherweise an der Kandidatur für das Amt gehindert. So ein Pech. Aber ihre besten Wünsche werden den noch zu bestimmenden Delinquenten begleiten.

Die Linke und die zu dieser Frage auch noch recht schweigsamen Grünen gönnen sich nun erstmal die Sommerpause. Dann ist aber notfalls Streichholzziehen angesagt!

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Stadtrat auf Cragg

Die moderne Wissenschaft beantwortet uns ja täglich Fragen, die wir gar nicht gestellt hatten. Wenn man zum Beispiel den Stadtrat einer mittelgroßen deutschen Landeshauptstadt gewissen aufmunternden Stoffen aussetzt - wäre dies für die kommunalpolitische Tätigkeit:
a) abträglich
b) förderlich
c) ohne Auswirkung oder
d) zu teuer?

Grau ist alle Theorie! Spasseshalber wurde Stadtrat Alfred Westphal (Grüne) einer hohen Dosis Cragg ausgesetzt. (Spötter meinen auch einer gewissen Menge Christo.) Egal. Zumindest steht nun das Ergebnis fest: b!

Wenn 61jährige für ihre Idee in 12 Meter Höhe über den nun wirklich nur bedingt schönen Universitätsplatz klettern, um Planen mit Cragg-Säulen an Gerüste zu knüppern, statt wie ihre Altersgenossen zornige Briefe über das Unrecht der Welt an die Volksstimmeleserbriefseite zu richten, weiß man doch was man will: Euphorisierende Stoffe für alle Stadträte! Vermutlich wäre das dann aber wieder d). Zumindest sollte vielleicht allgemein das Valium abgesetzt werden.

Wenn man die Säulen da so stehen sieht - auf ihre ganz spezielle Weise sind sie tatsächlich die Antwort auf diesen Platz. So als ob Seelen versuchen der Ödnis zu entkommen. Baut den Kram da hin! Der Gartenzwerg auf dem Pferd kann dann ja an das andere Ende.

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Freitag, Juli 13, 2007

Rauchen in Ecken

Es war in der bundesweiten Rauchverbotsdiskussion ein schon eher witziger Ansatz, sogenannte "Eckkneipen" von Regelungen ausnehmen zu wollen. Juristen sollen sich weinend in Ministeriumskantinen zusammengerottet haben, so schrecklich war der Versuch der justiziablen Definition einer Eckkneipe. Das eine Kneipe auf gerader Strecke keine Eckkneipe ist - logisch! Aber wenn die Straße nun einen sanften Knick macht? Das Rauchen ist dort doch genauso ungefährlich wie an einer Straßenecke. Die EG-Gesundheitsminister warnen: Rauchen in geraden Straßen gefährdet ihre Gesundheit und macht häßlich!

Das schöne am Föderalismus ist ja, dass diese Diskussion 16mal und somit in allen Dialekten unserer geliebten Heimat geführt wird. (Um es übersichtlicher zu machen, würde sich eine Übertragung an die Kommunen empfehlen.)

In Sachsen-Anhalt bangt man nicht nur um die Eckkneipe sondern (juristischer Overkill) auch um den Dorfkrug. Die Große Koalition läßt den Bürger im Dunkeln bzw. im Rauch tappen, was nun ihre geschätzte Position sein mag. Ein aus diesem Grunde etwas nebelig gehaltener Gesetzentwurf wabert durch den Landtag. Schemenhaft ist zu erkennen, dass Umweltministerin Petra Wernicke (CDU) der Landbevölkerung einen tiefen Lungenzug im dörflichen Eckkrug gönnt, während Regierungspartner SPD gern bessere Sicht hätte. Immerhin: In den Produktionsbereichen der pyrotechnischen Industrie soll das Rauchen auch weiterhin nur eingeschränkt zulässig sein.

Bei dieser Gelegenheit war endlich wieder was von Markus Kurze (CDU-Landtagsfraktion, "Sozialpolitischer Sprecher") zu hören. Neben dem Alkohol (wir berichteten über seine denkwürdige "Betrunken-im-Verfolgungswahn-an-Tankstelle-randalieren-Aktion") scheint er auch rauchbaren Drogen zuzusprechen, zumindest soweit dies legal ist. So kämpft er für Rauch-Enklaven im Landtag. Aus gesundheitlichen Gründen (er bekämpft immerhin Lunge und Leber gleichzeitig) sollte angedacht werden, ihm zumindest ein Eckbüro zu zuweisen. Da ist das Rauchen nicht ganz so gefährlich - heißt es.

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Donnerstag, Juli 12, 2007

Schnee in Buenos Aires - Imperialisten! Gesteht die Klimalüge!

Leserbriefe! Stetiger Quell intellektuellen Vergnügens. Heute sprudelte es aber wieder besonders heftig. Ein Wolfgang Berger aus Magdeburg läßt die UN-Klimawissenschaftler wieder einmal alt aussehen und reiht sich in die verblüffend zahlreiche Schar der Volksstimmeleser ein, die zwar alles mögliche glauben, dem eigentlich doch nachvollziehbaren Ansatz "Klimawandel durch Verheizung der in Jahrmillionen entstandenen fossilen Energieträger in knapp 100 Jahren" nun aber auch wirklich gar nichts abgewinnen können. Herr Berger entlarvt die internationale Hektik als das was sie ist: eine infame Kampagne der deutschen Bundesregierung dem Steuerzahler (nämlich Herrn Berger) nun auch noch den letzten Notgroschen abzutrotzen. Da haben doch die Klimafuzzis angemerkt, der erste Schnee in Buenos Aires (Argentinien) seit 89 Jahren könne Ergebnis des Klimawandels sein. Hallo. Es heißt doch "Klimaerwärmung", meint Wolfgang Berger und wiederlegt somit dieses studierte Gesocks. Wenn Herr Berger seine Pfanne auf den Herd stellt, wird es doch auch nicht an einer Stelle plötzlich kälter! Sagt er nicht, meint er aber. Erde - Kugel - Meeresströmungen - komplexe Modelle? Paperlapap. Nicht bei Herrn Berger! Komplexität ist eine Einbildung bei Leuten die zuviel denken.

Beliebtestes Thema in der Leserbriefspalte des Magdeburger Lokalanzeigers: Der Wiederaufbau der Ulrichskirche. Nun ja. Das Nutzungskonzept für so ein wiederaufgebautes Gotteshaus ist natürlich tatsächlich etwas schwer zu erkennen. Steht halt hübsch rum. Aber diese Leserbriefe hat das Projekt nun wirklich nicht verdient. Heute: Werner Herncir, Magdeburg: "hausgemachter Blödsinn".

Da will einer privat 30 Millionen Euro sammeln (Kann man sich in der Summe in Magdeburg irgendwie nur schwer vorstellen.) und der Stadt ein riesen Gebäude, welches die Innenstadt über Jahrhunderte prägte, schenken - und der gemeine Magdeburger bangt um eine Wiese!

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Bitte beachten Sie: Innenstädte sind verdichtete Räume oder sollten es zumindest sein. Magdeburger verdichten zwar liebe die Außenbereiche und plädieren für landwirtschaftliche Nutzflächen ab dem Ulrichshaus - das ist aber nur so eine knuffige liebenswerte regionale Eigenheit.
(Da gab es doch auch mal, als die Plattenbauten auf der Westseite des Domplatzes abgerissen worden waren, die Bürgerinitiative "Für eine freien Domblick". Die Magdeburger Innenstadt als plane Fläche aus der einzig der Dom hervorragt - die Leserbriefschreiber wären begeistert!)

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Montag, Juli 09, 2007

Von Säulen und Pferden

Neben der regelmäßig wiederholten Tunneldebatte gibt es noch einen weiteren Fixpunkt in der Magdeburger Kommunalpolitik - moderne Kunst im öffentlichen Raum. Eine Giftmüllverklappung am Domfelsen würde wesentlich weniger Diskussionsbedarf auslösen als die Platzierung einer Skulptur in einem beliebigen Hinterhof. Seit einigen Jahren wird Tony Craggs-Stück "Wie kröne ich den Universitätsplatz?" aufgeführt.

Im groben gibt es zwei Lager. Da sind die Traditionalisten: "Kunst? Das ist ein Pferd aus Bronze mit einem Mann drauf!" Die Blickrichtung des Pferdes unterliegt der künstlerischen Freiheit. (Mit der Aufstellung der halben Pferde am Breiten Weg hat dieses Lager bei sicher geglaubtem Sieg eine verheerende Niederlage erlitten.) Die Traditionalisten wollen auf dem Uniplatz natürlich am liebsten ein ..tja... Pferd halt. Also das alte Kaiserdenkmal (Kaiser auf Pferd) würde sich dort wieder hervorragend machen. Kritiker wenden ein, dass sich die Monarchie als nicht wirklich tragfähige Konzeption erwiesen hat und insofern ein entsprechendes Denkmal verzichtbar wäre.

Die andere Gruppe sind die Craggianer. Sie wollen die Skulptur von Tony Cragg (Points of view) errichtet wissen. Drei Säulen sich windender Bronze die Silhouetten von Gesichtern erkennen lassen. 12 Meter hoch. Kostenpunkt so ca. 900.000 € - aus privaten Mitteln (wenn es klappt). Skeptiker wenden ein, dass diese Säulen nun bald in jeder Stadt mit mehr als 10.000 Einwohner stehen. Da könne man ja gleich ein Hundertwasserhaus in die Innenstadt bauen. Oder so. Die Traditionalisten wenden ein, es sei kein Pferd zu erkennen.

Die Diskussion brandet regelmäßig, alles mitsich reißend, durch die städtischen Gremien und quer durch die Ratsfraktionen. Um das Niveau der kulturellen Diskussion zu veranschaulichen, sei darauf hingewiesen, dass Reinhard Stern (CDU) bei der Frage der Platzgestaltung ausdrücklich die Interessen des Einzelhandels gewahrt wissen will. Danach ist der Versuch Alfred Westphals (Grüne) die Säulen per Gerüstbau zu imitieren der sichere Todesstoß für den innerstädtischen Handel. Schade, Schade.

Andere Vorschläge spielen leider derzeit keine Rolle. Die schöne Idee einer Barleber Künstlerin die Straßenbahn an dieser Stelle durch eine Art Geisterbahn zu schicken, wird leider nicht umgesetzt. Dort einfach 500 Tonnen Zuckerrüben verrotten zu lassen, gilt als zu avantgardistisch. Außerdem - mit Essen spielt man nicht.

Als Kompromiss wird vorgeschlagen einen 15 Meter hohen Gartenzwerg zu errichten. Der wäre mehrheitsfähig. Traditionalisten würden ihre Freunde aus dem Vorgarten wieder erkennen. Craggianer könnten, wenn Cragg den Zwerg entwirft, darin ein Symbol für die Dualität der Stadt sehen. Gefangen zwischen nicht verwundener Vergangenheit und dem Wunsch nach Kuschligkeit einerseits und den Herausforderungen der Globalisierung und der Moderne andererseits.

Man muss es abwarten. Sollten die Craggianer die Mittel aufbringen können - es wäre verrückt den Säulenhain nicht zu nehmen. Verrücktheiten sind der Stadt allerdings nicht fremd. Wer dem Craggschen Entwurf mangelnde Originalität vorwirft, mag sich trösten - die gefühlte 100. Stadt mit solchen Säulen zu sein, ist doch auch wieder ein wunderbares Bekenntnis zu unserer Funktion als ganz wichtige Provinzstadt.

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Sonntag, Juli 08, 2007

Untypischer Tagesablauf

Auch für Satire gibt es Grenzen. Wer als Kind am Tisch der Familienfeier einmal, in humoristisch absolut treffender Weise, den üblen Mundgeruch und den Hüftschaden der anwesenden Großtante thematisierte, weiß was ich meine. Andererseits ist man manchmal gezwungen einer unangenehmen Chronistenpflicht nachzukommen und etwa Dritten zu berichten, was man nackt in ihrem Kleiderschrank sucht - auch wenn dies, günstigsten Falls, zu ungewollter Heiterkeit führt.

Vor so einem Dilemma stehen wir nun auch in dem folgenden Fall, der sehr exemplarisch die Probleme des Klimawandels und die Gefahren in der kommunalpolitischen Umsetzung thematisiert. Im Zuge der vollständigen Behandlung des noch näher zu umschreibenden hier schon vielfältig behandelten Themas ist eine Ignorierung ausgeschlossen. Allerdings ist es eben auch nicht richtig lustig. Es erscheint daher nun die Flucht in die völlig unsatirische Zitierung der Originalquelle angezeigt:

also [Satire aus]:

Zitat aus der Magdeburger Volksstimme vom 7. Juli, Magdeburger Lokalanzeiger, "Ein Tusch fürs neue Christenzentrum":

"Der [Wind] sorgte mit dafür, dass sich Tobias Krull, Kreisvorsitzender der Jungen Union, noch eine Weile an die Feier erinnern wird. Ein Windstoß hob eine Mauerabdeckung ab. Das Alu-Teil verwundete den Jungpolitiker am Kopf. Krankenwagen und Polizei fuhren vor. Krull musste zur Untersuchung ins Krankenhaus."

Gute Besserung.



[Satire wieder an] War aber auch ein merkwürdiger Tag in der Stadt. Eine Traditionsstraßenbahn die den Oberbürgermeister abholen sollte rammte einen Porsche (eine nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung eigentlich schon auszuschließende Konstellation), das Ordnungsamt schleppte für 1300 € (berechtigterweise) einen vor der Feuerwehr (!) drei Stunden falsch parkenden Sattelschlepper ab und ein Ladendieb unterlag einer Verkäuferin und büßte neben der Beute auch sein für den gewalttätigen Einsatz vorgesehenes Taschenmesser ein.

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Donnerstag, Juli 05, 2007

Alles zum Wohl des Volkes

Nun ist es passiert. Etwas lustlos folgte die Mitgliederversammlung der Magdeburger CDU ihrem Kreisvorstand und kürte Wigbert Schwenke zum Oberbürgermeisterkandidaten der Partei. 80 % Ja-Stimmen ohne Gegenkandidaten sind im politischen Geschäft bei einer Wahlnominierung nicht eben ein überwältigender Vertrauensbeweis. (Interessanterweise soll es nach Presseberichten Lemminge gegeben haben, die gerne parteiintern gegen ihn kandidiert hätten - ein Luxus von dem andere Parteien nur träumen können.)

Etwas gruselig ist der vorläufige Wahlslogan geraten: Schwenke sieht sich "...als ein Kandidat aus dem Volk für das Volk." Oh-ha. Daran sollte man vielleicht noch mal feilen. Nicht nur weil auch andere Kandidaten möglicherweise aus selbigem Volk stammen. Die Urheberrechte für den Satz liegen etwas im Dunkel der Geschichte. DDR-Bürgern wird vielleicht noch die mitreißende Broschüre: "Aus dem Volk für das Volk mit dem Volk, Alles für die Verwirklichung der Beschlüsse des XI. Parteitages der SED" geläufig sein. (Die Beschlüsse kamen letztlich nicht 100%ig zur Umsetzung - soviel sei verraten. Sozusagen ganz schlechtes Karma!)

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Mittwoch, Juli 04, 2007

Urbane Legenden

Spinnen in der Yucca-Palme, Krokodile in der Kanalisation, freundliche Beamte - die Welt der großstädtischen Mythen ist schon bunt und schillernd. Eine ganz besondere Legende wird im Magdeburger Blätterwald mit besonderer Hingabe gerauscht: Die grüne Welle! Die Volksstimme will eine solche Welle nun zwischen Kümmelsberg und Uni-Platz dingfest gemacht haben. Man freut sich. Das Tiefbauamt wird ausgiebig beglückwünscht.

Selbstverständlich sind rote Ampeln eine immerwährende Pest. Häufig auch wirklich sinnentleert. Trotzdem soll dieser Moment jetzt missbraucht werden, der wunderschönen Legende den Garaus zu machen. Also Freunde der grünen Welle - ihr müßt jetzt sehr stark sein.

Es gibt keine grüne Welle.

Der Satz ist brutal und auch ein wenig falsch. Technisch ist so eine Welle natürlich schon möglich - in eine Richtung. Der Nachteil des Konzepts liegt darin, dass unabänderlich vor der grünen Welle eine rote Welle in die entgegensetzte Richtung läuft. Die Freude der aus Richtung Kümmelsberg kommenden Presse wäre arg getrübt würde sie auf halbem Weg wenden (Frühstücksbrot vergessen!) und hilflos in einer Rotorgie vor Neu-Olvenstedt treiben. Die flächendeckende Einführung grüner Wellen scheitert weniger an der Fiesheit des Magdeburger Tiefbauamtes als mehr an dem kosmischen Gefüge unserer Welt.

Man könnte natürlich die Grünphasen in beide Richtungen auch einfach extrem lang machen, was wieder die Frage aufwirft, ob das Rote (!) Kreuz dann Verpflegungspakete für den querenden Verkehr bereit halten muss.

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Dienstag, Juli 03, 2007

Ordnung muss sein

Da hat es unseren Oberbürgermeister ja neulich doch schwer getroffen. Er liest gerade gemütlich kurz nach Mitternacht so gegen 5:30 Uhr die Volksstimme (Halb Sechs! Vielleicht verdient er sich ein Zubrot mit Korrekturlesen?), da muss er feststellen, dass Einbrecher, ja Phantom-Bohrer, noch früher auf und durch sein Wohnzimmer getapst waren. Sehr unangenehm sowas. Wer könnte es gewesen sein? Stadtrat H von der C-Fraktion? Auf der Suche nach Abrechnungsbelegen vom Stadtjubiläum? Hmm... Oder Konkurrenten im Oberbürgermeisterwahlkampf, Beweise für Trümpersches Doping suchend? Denkbar. Vielleicht ja aber doch versprengte Einheiten der IHK-Pressestelle, die nach einem Monat ununterbrochenem Aufenthalt im Freien sich nur kurz aufwärmen wollten?

Naja - Magdeburg hat nun zumindest vorgesorgt. Streng geheim wurde eine neue Elitetruppe ins Rennen geschickt. Von der Vielfalt unserer Sicherheitskräfte kann sich die US-Army noch ein Stück abschneiden. Die "Park & Stadtwacht" patrouilliert jetzt durch unsere Straßen. Nach dem zwei Wochen lang 28 uniformierte Leute der neuen, aufgrund kostengünstiger ein Euro-"Verträge" wohl auch preiswerten, Prätorianer die Straßen un ähm sicher gemacht hatten, bekam auch die Volksstimme davon Wind. (Die Stadtverwaltung sucht noch die undichte Stelle - man hatte das Ganze doch streng geheim, ohne Information per Pressemitteilung eingefädelt!) Die Presse konnte übrigens sofort über erste Freveltaten der Truppe (Rauchen und Wegschnipsen der Kippe im Dienst) berichten. Unachtsamkeit, Langeweile, Desinteresse oder sind das einfach knallharte Burschen?

Wie es der Zufall will, konnte ich neulich streng geheime Unterlagen des Oberbürgermeisters einsehen, die Letzteres nahelegen! (Ich musste mich dann beeilen - liest er doch wirklich morgens um halb sechs Volksstimme!) Tatsächlich soll die Parkwacht die Sicherheit und Ordnung in einem Park gewährleisten - allerdings im Kurpark von Schönebeck-Salzelmen! Wenn die Volksstimme berichtet, die seien nur mit Zettel und Stift ausgerüstet, ist dies zwar richtig. "Zettel" ist aber das Codewort für die 6 neuen Hubschrauber, als Projekt "Stift" wird die Anschaffung von 15 Landungsbooten in die Stadtgeschichte eingehen. Jetzt macht endlich alles Sinn. Allein mit Tunnelprojekten können wir das Haushaltsloch doch gar nicht auf diese beachtliche Höhe kriegen! Während der Stadtordnungsdienst Barleben klar macht und die Ordnungshelfer uns Niederndodeleben vom Hals halten, werden die Park-, Stadt- und Nachtwächter als nun schon dritte uninformierte Einheit den entscheidenden Eingemeindungsschlag gegen Schönebeck führen. Halle - wir kommen!

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