Mittwoch, Juni 18, 2008

Deckelschwund

Während König-Fussball sein EM-Zepter schwingt und auch in der Magdeburger Öffentlichkeit Fragen wie die Abseitsauflösung durch hinter der Torauslinie herumlungernde Spieler oder das Wegschicken von Trainern auf die Tribüne (ein Modell auch für Fraktionsvorsitzende?) heiss diskutiert werden, ereignen sich andernorts die wahren Dramen.

Die Kriminalität nimmt klar überhand! Leider kann man den derzeit etwas überbordenden Altmetalldiebstahl keiner Satire mehr zuführen. Die Volksstimme hat bereits den ultimativen Satz gebracht. Wir neigen unser Haupt in Anerkennung der gestrigen Überschrift: "Gullydeckel-Bande geht offenbar auf Tauchstation"! Ob es den Tätern allerdings tatsächlich gelingt, mit den recht sperrigen Deckeln durch die Kanalisation zu entkommen, muss bezweifelt werden. Nicht dass sich die Ermittler durch die Volksstimmelektüre noch auch eine falsche Fährte bringen lassen.

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Dienstag, Juni 10, 2008

Stille Kandidaten im Test

Auch ein neuer Rekord: Bevor das Bild eines geheimnisvollen Kandidaten für den Sessel der Sozialbeigeordneten überhaupt bekannt ist, hat die Magdeburger Volksstimme ihn nicht nur namentlich geoutet, sondern auch das ein oder andere fiese Details aus der bewegten kommunalpolitischen Vergangenheit des gerade wieder verglühenden Bewerbers, Norbert Michalik (CDU), ans grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt. In Weimar wurde er gegangen (Dort soll er auch trickreich versucht haben der eigenen Zweitwohnungssteuer zu entgehen). In Bad Nauheim (Hessen) und Aalen (BaWü) kandidierte er jeweils, zog dann aber zurück. Vielleicht war die Zweitwohnungssteuer zu hoch? Dieser CDU-Kandidat rundet, wenn seine Kandidatur ernst gemeint sein sollte, sehr schön die bestehende christdemokratische Kandidatenriege ab: Chancenlos oder zu viele.

Unterdessen wurde im Rathaus - wie es guter alter Brauch ist - eine hektische Suche nach der undichten Stelle losgetreten, die der Presse die Namen der anonymen Prominenten flüsterte. Möglicherweise hat ja die Telekom einige interessante Daten erhoben? Man kann ja mal fragen. (Wenn der Anruf aus Polen kam - der Oberbürgermeister unterzeichnet dort gerade einige Partnerschaftsverträge mit paarungswilligen Kommunen!)

Die Berichterstattung der Volksstimme zu den Beigeordnetenwahlen hat allerdings tatsächlich heftigen Applaus verdient. Während der große Bericht auf Seite 1 des Lokalanzeigers "Stille Örtchen im Test" die Abgründe von Lokalpolitik, Sommerloch und Lokalberichterstattung erahnen lässt, glänzt die Volksstimme bei ihrem Kandidatenouting mit den Tugenden, die man sich von einer Zeitung erhofft. Da werden investigativ die Namen der Kandidaten ermittelt, der Öffentlichkeit mitgeteilt, die möglichen Winkelzüge erläutert und nun auch noch den Missetaten eines Kandidaten hinterher telefoniert. So wünscht man sich doch die Frühstückslektüre.

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Freitag, Juni 06, 2008

Fuchsschwanz oder Kettensäge

Sägende Geräusche dringen derzeit aus dem Magdeburger Rathaus. Die Stühle der Beigeordneten werden zerspanenden Bearbeitungsvorgängen unterzogen. Wohl eher symbolisch macht sich Rainer Nitsche (CDU) mit einem ziemlich zahnlosen Fuchsschwanz am Gestühl des Ordnungsbeigeordneten Holger Platz (SPD) zu schaffen. Da das konservative Lager (egal ob nun CDU oder Linkspartei) bisher nur wenig Kritik an Platz vorbrachte und man sich wohl ganz allgemein mit ihm irgendwie eingerichtet hat, erscheint ein Abwahl eher unwahrscheinlich.

Die Säge am Stuhl der Sozialbeigeordneten Beate Bröcker (SPD) entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als Nagelfeile in der Hand von Hans-Werner Brüning (Linkspartei). Auch wenn mal von CDU/Linkspartei-Allianzen gemunkelt wird - auch die Leidensfähigkeit der CDU hat Grenzen. Dass die Christdemokraten den knuffigen Grantler Brüning ernsthaft auf den Sozialposten heben und dann bei jeder Stadtratssitzung seinen dann amtlichen Einbringungen lauschen - das will man doch erst sehen bevor man es glaubt.

Mit Allerlei gröberen Handwerkszeug bis hin zur Kettensäge ist man hingegen am Stuhl von Wirtschaftsbeigeordnetem Klaus Puchta (SPD) zugange. Das CDU-Bewerberfeld musste zwar erste Federn lassen (Klaus-Dieter Theise (CDU) hatte im Kleingedruckten die Bewerbungsvoraussetzungen übersehen) - drei zünftige konservative Bewerber (2mal CDU, 1mal FDP) sind aber zur Stelle. Die Frage ist, ob die drei sich einigen können, wer die Kettensäge halten darf.

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Donnerstag, Juni 05, 2008

Wenn´s finzelt und lippert

Einmal im Jahr ist es soweit. Dann schreibt Leserbriefschreiber Manfred Finzelberg (Heyrothsberge) seinen Leserbrief an die Magdeburger Volksstimme. Der Inhalt ist im Kern immer der, dass er eine möglichst fette Straße von der Metropole Heyrothsberge in Richtung Schönebeck haben will. Vermutlich wohnt da eine Tante. Natürlich will er nicht langweilig über die Dörfer zuckeln sondern will irgendwas großes durch die Kreuzhorst und dann eine Brücke über die Elbe schlagen, um schließlich Salbke mit dem phänomenalen Ost/West-Durchgangsverkehr zu beglücken. Armer Kerl - immer von solchen Albträumen gequält. Originell sind die variierenden Begründung. Vor zwei Jahren war ihm besonders am innerstädtischen Umweltschutz gelegen. Durch Vernichtung des Naturschutzgebietes Kreuzhorst wäre eine Entlastung des citynahen Straßenbegleitgrüns machbar. Derzeit fordert er die innerstädtischen Denkmalschützer zum Handeln auf. Wieso nun gerade Denkmalschützer den Heyrothsberge-Kreuzhorst-Highway begrüßen sollten, bleibt aber sein kleines süßes Geheimniss.

Das auch völlige Abwesenheit von Kenntnissen über den zu behandelnden Gegenstand nicht von der Formulierung eines Leserbriefes abhält, beweist Jens Lippert (Magdeburg). Den Bericht über die Findungskommission zur Besetzung der Beigeordnetenpositionen wertet er als "Aprilscherz". Wie kann man nur eine Kommission einsetzen? Könnte man die nicht freisetzen? Im Interesse des steuerzahlenden Bürgers? Man ahnt wie Lieschen Lippert sich die Kommission vorstellt. Hauptberuflich auf Lebenszeit eingestellt. Haben fette Pensionsansprüche und Diäten und nur alle sieben Jahre mal ne Sitzung.

Geschätzter Herr Lippert! Bei dem Ihrerseits ausgemachten "überbordenden Personalüberhang" handelt es sich um ein ehrenamtliches Gremium ehrenamtlich tätiger Stadträte. Um aus 36 Vorschlägen die geeignetsten auszuwählen, hat es sich bewährt keine Lose zu ziehen, sondern Bewerbungen zu lesen, Vorstellungsgespräche zu führen (und dann trotzdem nach dem Parteibuch zu entscheiden). Das macht halt die Findungskommission des Stadtrates. Wer sollte es sonst machen? Billiger als ehrenamtlich wirds wohl nicht. Möglicherweise könnte man jedoch den einen oder anderen ohne einen Hauch Verständnis der Vorgänge verbrochenen Leserbrief einsparen, im Interesse der zeitungslesenden Bürger.

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Montag, Juni 02, 2008

Unser Platz soll schöner werden

Die Craggianer haben die weiße Flagge gehisst und die Kampfhandlungen im Angesicht übermächtiger Feindkräfte eingestellt. Das Kunstwerk "Points of View" dürfte damit für die Ausstaffierung des Universitätsplatzes nun wohl nicht mehr im Rennen sein, da eine anderweitige Finanzierung des Objektes ausgeschlossen scheint. Die Stadt möchte dort zwar etwas Phänomenales haben - es sollte aber, wenn es schon kein Geld abwirft, dann doch zumindest keines kosten. Die Uni-Platz-Kunstdebatte ist wieder bei Null und kann nun nochmal als Wiederholung laufen. Also liebes Volk, wir brauchen jetzt dringend mal ein paar knuffige Ideen, wie wir diese finstere Ecke aufhübschen können.

Da wäre das Projekt "Rentnerschock" - 500 Tonnen vergammelnde Zuckerrüben - Magdeburgs Antwort auf die Fettecken, Honigpumpen und was die moderne Kunst sonst so an Staunenswertem aufbietet. Wegen der damit eintretenden Unbewohnbarkeit der Alten Neustadt vermutlich nicht ganz realistisch - aber die empörten Leserbriefe wären mal eine Ankündigung wert. Wenn 500 Tonnen zu viel sind - wie wäre es mit einer überkitschten vergoldeten Riesenrunkelrübe? Man könnte im Inneren gleich noch das weltweitgrößte Runkelrübenmuseum einrichten (weltweites Alleinstellungsmerkmal!) Natürlich könnte man auch eine 23 Meter Bronzestatue vom aktuellen Oberbürgermeister aufstellen - vielleicht mit austauschbarem Kopf, um zukünftigen Entwicklungen kostengünstig Rechnung tragen zu können. Hmm. Ist vielleicht auch nicht ganz billig.

Wie wäre es denn, wenn wir die freigesetzten Kunstgüter der letzten Epochen (Marx-, Engels-, Thälmann-, Leninfiguren etc.) uns günstig aus den Depots schenken lassen und schief zur Hälfte im Boden versenken. Das ganze dann als Kletterpark gestaltet: zack! "Geschichte zum Begreifen!" - unser Schlagwort für die internationale Medienmeute. Gut - ist jetzt natürlich kein Pferd dabei. Die Traditionalisten hätten ja ganz gerne irgendwie ein Pferd, vielleicht im Zusammenhang mit einem Kaiser. Hmm. Wie wäre es mit einem gemütlich am Tisch sitzenden eine Pferdewurst verzehrendem Ex-Kaiser? Oder nur drei, vier große bronzene Pferdeäpfel? Kaiser und Pferd sind halt gerade im Strudel der Geschichte verschwunden.

Oder mal eine kleine Kritik auf unsere Konsumgesellschaft? Zu Blöcken gepresster (Nachts angestrahlter) Alltagsmüll auf einer sich drehenden Präsentierscheibe. Da sparen wir glatt noch Entsorgungskosten! Schön ist ja auch immer ein Brunnen. Der könnte vielleicht auch etwas nützliches machen, also zum Beispiel irgendwie abstrakt anhand von Füllmengen die Uhrzeit oder den aktuellen Wasserstand der Elbe oder das städtische Haushaltsloch anzeigen.

Na, liebe Mitgeschöpfe, irgendwas sollte uns schon einfallen. Vorschläge können ja vorerst auf der Kommentarseite eingetragen werden.

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Sonntag, Juni 01, 2008

Nach der Saison ist vor der Saison

Magdeburg trägt Trauer - wie jedes Jahr wenn die Fussballsaison vorbei ist. Nachdem der 1. FCM letztes Jahr knapp den Einzug in die 2. Bundesliga verpasst hatte, hat er nun (um vier Tore in der Tordifferenz) die Qualifikation für die neue 3. Liga in den Sand gesetzt. Es warten jetzt die Widrigkeiten und Niederungen der 4. Liga. Schluchz.

Das Schöne ist jedoch, dass das Stadion trotzdem nicht weggetragen wird. Da der Club mit Besucherzahlen von zum Teil mehr als 20.ooo Leuten auch regionale Verwurzelung beweist, ist er, wenn der Vorstand mit den knappen Finanzmitteln sorgsam umgeht, auf Dauer zumindest von der 2. Liga nicht fernzuhalten. Also: Kopf hoch! Es geht weiter.

Ja. Sicher. Das hatte ich letztes Jahr auch schon gesagt. Aber wenn es halt stimmt - dann behaupte ich es notfalls auch noch in der 5. Liga. Nur keine Angst - in zwei Jahren könnte Magdeburg in der 2. Liga spielen! In vier Jahren ist der Griff nach der Meisterschale denkbar. Was sind schon vier Jahre?

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