Stimmung wie bei Nieselregen
Der inhaltliche Schwung des derzeitigen Wahlkampfs ist am ehesten mit der Dynamik eines Trauerzugs bei lästigem Nieselregen zu vergleichen. Großes Skandalthema war eine uralte Dienstanweisung des Oberbürgermeisters, wonach die Stadtverwaltung sechs Wochen vor der Wahl aus Gründen der Neutralität nicht zu Politveranstaltungen aufläuft. Ein in Sorge vor einem möglichen oberbürgermeisterlichen Bannstrahl tief ergriffener Amtsleiter hatte vorsorglich auch die Teilnahmen an Sitzungen der Arbeitsgruppen Gemeinwesenarbeit abgesagt - zum Stadtrat wollte er aber wohl noch kommen. Gähn. Die Volksstimme stürmt etwas im Wasserglas. Sonstige inhaltliche Auseinandersetzungen finden - zumindest in der örtlichen Presse - nicht mehr statt.
An der Plakatfront sind nun auch Grüne und CDU mit Kopfplakaten erschienen. Die CDU klebt sogar kommunale Großflächenplakate, irgendwas mit starken Kommunen und starkem Land. Vermutlich hat es der Landesverband finanziert und der will das Wort Land drinne haben, auch wenn es bei Kommunalwahlen keinen Sinn macht und eine Erwähnung Magdeburgs (von Problemen der Stadt wollen wir mal gar nicht reden) nicht zwingend schädlich wäre.
Immerhin hat nun der Europawahlkampf begonnen. Die SPD hat einige Großplakate aufgestellt in denen Wähler von CDU, Linke und FDP als miese Kredithaie und sonstiges Lumpenpack (sie drückt es tatsächlich nur geringfügig netter aus) belegt werden. Ob das hilft? Wenn ja, wem? (Die Grünen kommen ungeschoren davon und sollen daher eine Protestnote überreicht haben.)