Dienstag, September 30, 2008

Magdefeld und Bieleburg ...

..diese Metropolen eint so einiges. Neben einem Image, welches mit Castrop-Rauxel der Herzen nur unzureichend umschrieben ist, ist es nun auch das Prädikat "gescheiterte Bewerberstadt um die Austragung von Spielen der Fussball-WM der Frauen 2011". Frauenfussballenthusiasten und -innen beider Städte werden nun etwas die Köpfe hängen lassen - dabei ist alles halb so schlimm.

Zwar werden Fussball-Knaller wie etwa ein gepflegtes Vorrundenspiel zwischen Surinam und Botswana andernorts ausgetragen, zugleich erspart man sich aber die schreckliche Rhetorik der örtlichen Kommunalpolitiker und schmerbäuchigen Sportfunktionäre, die einem erklären, dass mit dem Spiel Surinam gegen Botswana (Endstand natürlich 0 zu 0) für die jeweilige Region ein völlig neues Zeitalter anbricht und die dunklen Jahre sich nun dem Ende neigen.

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Donnerstag, September 11, 2008

Rache ist Blutwurst

... besagt ein in seinem Sinngehalt nicht ganz klares Magdeburger Sprichwort. Zumindest verfiel der Oberbürgermeister nun auf die glänzende Idee, das an Kompetenzen eher schwächliche Wirtschaftsdezernat etwas ...ähm... zu entlasten. Wissenschaft ist bekanntermassen ein klassisches Feld kommunalen Wirkens. Früher haben die Bürgermeister bei uns ganz nebenbei so zwischen zwei Ausschusssitzungen noch die Luftpumpe erfunden! Auf Lutz Trümper (SPD) wurde in seiner Amtszeit bisher nicht ein Patent angemeldet - klarer Fall: In Magdeburg wird Wissenschaft jetzt Chefsache. Klaus Puchta (SPD), von der eigenen Partei als Opfer dargebrachter Noch-Wirtschaftsbeigeordneter, soll zukünftig "den Bereich Wissenschaft betreuen" und "Verbindungen zu den europäischen Netzwerken ausbauen". Eine erfrischend poetische Arbeitsplatzbeschreibung. Den ganz grossen Coup würde der OB ja landen, wenn nun auch noch bekannt würde, dass Beate Bröcker (SPD), von der CDU als Opfer dargebrachte Noch-Sozialbeigeordnete, den aus dem Wirtschaftsdezernat ausgegliederten Wirtschaftsbereich übernimmt. Rainer Nitsche (CDU) hätte dann ausreichend Musse, um auch noch die ein oder andere Polizeischule zu leiten oder mit der Wissenschaftsabteilung mal ein Bier zu trinken.

Ob sich auch der Sozialbereich aus dem Sozialdezernat herauslösen ließe? Vielleicht als Abteilung der von Beate Bröcker geführten Wirtschaftsstabsstelle? Ein Versuch wäre es wert. Ähm. Aber ob das mit dem städtischen Raumfahrtprogramm für die Flughafenmitarbeiter nicht nun doch etwas übetrieben ist?

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Montag, September 08, 2008

Kubafrage

Wenn in der Magdeburger Volksstimme die Überschrift zu lesen ist: "Wir würden zum Kuba Deutschlands..." muss man nicht lange überlegen was wohl passiert sein könnte. Klarer Fall: Der Metapher-König hat wieder unerbittlich zu geschlagen. Holger Stahlknecht (CDU, Vize-Fraktionsvorsitzender) sprudelt in dermassen bunten Bildern, dass orientalische Jahrmarkt-Unterhalter nur neidvoll erblassen können. Im Falle einer Regierung Sachsen-Anhalts durch die Linkspartei sieht der begnadete Seher ein wahrlich phänomenales Schauspiel heraufziehen. "Dann würde Sachsen-Anhalt zum Kuba Deutschlands." Das muss einem ersteinmal einfallen! Wer jetzt an Palmenstrände und karibische Schönheiten beiderlei Geschlechts denkt, hat die Sorge des Schutzherren Mitteleuropas nur zum Teil erfasst. "Wir bekämen eine HO Aldi, Edeka wäre der Intershop, wir hätten einen VEB Mercedes." geht der Behüter der freiheitlich demokratischen Grundordnung dann weiter in die Details seiner aktuellen Vision. (Wird da von langer Hand eine christdemokratische Nostradamuskonkurrenz aufgebaut?) Leider bleibt völlig offen, ob die CDU sich an der Regierung der Nationalen Front wieder beteiligen würde. Auch das Schicksal von Netto, Rewe, Kaufland - ungeklärt!

Die düstere und leider etwas ungenaue Prophezeiung löste Wulf Gallert (Linkspartei) aus. Er hatte neulich per Interview markig die "Systemfrage" gestellt, die nun kubanisch beantwortet wurde. Die Linkspartei ist immer nett bemüht, sich ein wenig revolutionär zu geben. Das Wort Systemfrage gehört da zum unabdingbaren Handwerkszeug. Etwas verschämt, der Niedergang des Sozialismus ist irgendwie in Erinnerung geblieben, fügt man dann an, dass man nur mal so innerhalb des Grundgesetzes fragt - was wiederum die Systemauswahl doch deutlich einschränkt. Da die Volksstimme nachfragte eierte man etwas konkreter: Was alle brauchen, muss allen gehören.

Da zuckt der rechtschaffende Bürger tatsächlich zusammen: Brot, Milch, Butter - volkseigen? Bevor man sich aber noch einen Hamstervorrat anlegen konnte, fragte die Volksstimme schon nach. Die Linke in Gestalt Wulf Gallerts bildete dann eine große Blase und teilt im Prinzip mit, dass man sozialdemokratisch sei und auf die Systemfrage um Gottes Willen doch keine Antwort erwarte. Wasser, Abwasser, Energie und Krankenhäuser stellen die Systemfrage dar. Während Wasser und Abwasser der Marktwirtschaft ohnehin bisher kaum zugänglich waren und überwiegend öffentlich betrieben werden, ist die Regulierung der Energienetze bis weit in die anderen Volksparteien ein heiss gehegter Wunsch. Staatliche Krankenhäuser und Pflegeheime - die laufen dufte, fast schon kubanisch. Das bestätigt die Selbsthilfegruppe "dehydrierte Senioren" Ortsgruppe Magdeburg sicherlich gern. So einen kleinen Spleen muss man der Linkspartei nun aber auch mal gönnen.

Diese Grundsatzdiskussion legt die Annahme nahe, dass der Braindrain aus Sachsen-Anhalt doch schon schlimmer ist als angenommen. Der eine gibt sich verbalradikal, ohne auch nur näherungsweise über ein entsprechendes Konzept oder Absicht zu verfügen. Der Andere weiss das. Um der für bescheuert gehaltenen Wähler willen, sieht er jedoch formal das Weltenende in Gestalt von "HO Aldi" nahen.

Vor allem naht das Ende der Glaubwürdigkeit der Akteure, wenn man nicht beginnt zumindest mal ein klitzekleinesbisschen tatsächliche Substanz in eine solche Diskussion einzubringen, wenn es einem schon nicht zu peinlich ist sie öffentlich zu führen.

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Donnerstag, September 04, 2008

Wenn Kinder Kinder kriegen und Mama in Alaska wohnt

Bevor im nächsten Jahr die Wahlen zum Magdeburger Stadtrat ins Haus stehen (und sicherlich für gepflegte Unterhaltung sorgen) drängt sich nun noch eine andere Wahl in Rampenlicht. Die Amerikaner suchen einen neuen Präsidenten. Zeit wird´s! Wenn Bush noch vier Jahre weiter dürfte.... ich seh uns schon Care-Pakete packen.

Man kann zu den Amis ja stehen wie man will - von Unterhaltung verstehen sie was. Jetzt gerade die Vizepräsidentinkandidatinkandidatin der Republikaner Sarah Palin - keine zwei Tage im Amt schon werden die minderjährigen Kinder schwanger. Was in der Bundesrepublik eine gewisse Belustigung hervorrufen würde, lässt in Alaska glatt die Gletscher schmelzen. Dabei hatte Frau Palin mit ihrer Politik gegen sexuelle Aufklärung an Schulen doch ganz offensichtlich recht - die Racker kriegen das auch ohne Bedienungsanleitung hin. Verhütung? Na, na, na - der Herr liebt alle seine Schäfchen - auch wenn die Mama erst 17 oder so ist. Die Vizepräsidentinkandidatinkandidatin lies nun mitteilen, dass ihre Tochter den Vater des Kindes - wer immer das auch gerade sein mag - jetzt selbstverständlich heiratet. Ohha. Wenn man schon nicht über Sex aufklärt - sollte man dann nicht vorher zumindest über diese heftige Rechtsfolge informieren? Jetzt hat die arme Palin junior die nächsten 70 Jahre vielleicht den pickeligen Kerl am Hals, der beim Flaschendrehen so ungünstig sass. Vieleicht ist er wenigstens Moslem, schwarz, bisexuell und tritt für die Unabhängigkeit Alaskas ein - das würde man den Palin seniors irgendwie gönnen.

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Mittwoch, September 03, 2008

Der Weg ist das Ziel

In der Magdeburger Kommunalpolitik war ja der europaweite autofreie Tag immer ein Dauerbrenner. Eigentlich war zwar sogar die CDU dafür, aber nur wenn die Aktion auf die Fussgängerzonen beschränkt bleibt. Der Weltuntergang war aber unvermeidlich, wenn der Breite Weg für einige Stunden an Durchlasskraft verliert.

Seit einigen Jahren war die Aktion tot - Dachte man! Hinterlistig hatte die Stadtverwaltung aber im Geheimen an ihrem neuen Konzept gefeilt. Autofreier Tag? Nein Woche! Ach was: Monat! Quartal! Jahrzehnt! Zumindest schritt man nun im Sommer 2008 zur Tat und radierte alle nennenswerten innerstädtischen Straßenverkehrsverbindungen aus. Den öffentlichen Personennahverkehr gleich mit. Selbstverständlich ist die Strombrücke gesperrt - zumindest aus Richtung Osten. Von dort kommt eh nichts Gutes - heißt es. Selbstverständlich ist auch das Schleinufer gesperrt... und die Schönebecker Chaussee und die Leipziger Straße und Alt Salbke. Auch der Magdeburger Ring kommt nicht ungeschoren davon, um nur mal die größeren Geschichten zu nennen. Ach was war das früher idyllisch in der Planwirtschaft, wo man sich noch bemühte solche Termine aufeinander abzustimmen. (Was zwar auch nicht klappte, mangels Baumaterial konnte dann aber eh nicht gearbeitet werden, was zur Verkehrsberuhigung beitrug.)

Über Autofahrer die ihr Vehikel in der Magdeburger Innenstadt parken kann man nur noch den Kopf schütteln - dieser leichtsinnige Wagemut! Wer kann schon sagen, ob der zum Parken auserkorene Bereich in ein, zwei Stunden überhaupt noch an das Straßenverkehrsnetz angeschlossen ist? Jetzt war die beunruhigende Mitteilung zu lesen, dass man auch beginnt an den Waldwegen in der Kreuzhorst zu arbeiten. Man, man, man - die sind wirklich gründlich.

Die Volksstimme füllt die Seiten derzeit mit den interessanten Fahrtenbüchern ihrer Mitarbeiter. (Cracau-Herrenkrugstraße-Nordbrückenzug-Hasselbachplatz: 13 Minuten aber Cracau-Gartenstraße-Nordbrückenzug-Hasselbachplatz: 16 Minuten!; die Windverhältnisse blieben unberücksichtigt) Zur Auflockerung werden die Abenteuer im Straßenverkehr auch bebildert. Siehe da, die Magdeburger Volksstimme fährt mit Autokennzeichen aus dem Ohrekreis. So so.

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