Montag, Januar 12, 2009

Brenzlig

Wenn Geschäftspartner mit Selbstverbrennung drohen wird es brenzlig. Holger Stahlknecht (CDU, beinahe Fraktionsvorsitzender) hat das ungewöhnliche Problem, dass ein österreichischer Geschäftspartner zu unorthodoxen Praktiken bei der Übersendung von Mahnungen neigt. Andere Länder - andere Sitten. Nach altem alpenländischen Brauch wollte sich der Gastronom Albert Steiner zwecks Durchsetzung eines etwas größer geratenen und strittigen Bierdeckels (die Angaben variieren zwischen Null und 9000 €) am Landtagsgebäude anketten. Steiner, der merkwürdigerweise die Ehre des deutschen Volkes an die Zahlungsbereitschaft von CDU-Landtagsabgeordneten knüpft, präzisierte sein beabsichtigtes Vorgehen dann wohl, als Stahlknecht auf seine Beziehungen und eine nur kurze Ankettungsdauer hinwies, dahingehend, dass er sich für die Knete auch anzünden würde.

Tja. Interessanter Gedanke. Würde er sich - mal angenommen nach Entfachung des brennenden Fanals wider der schlechten Zahlungsmoral würde Zahlungsbereitschaft signalisiert - dann auch selber löschen? Können Ösis sowas? Oder kriegen die Erben das Geld? Ist eine Selbstverbrennung in Zeiten der Klimaerwärmung (bei minus 20 Grad geht einem das Wort nur schwer über die Lippen) nicht recht unverantwortlich? Schneidet bzw. sengt sich Österreich da nicht ins eigene Fleisch? (Stichwort: Gletscherschmelze!) Wäre es nicht noch alpenländischer sich im Landtagskeller so über 10, 20 Jahre anzuketten?

Während man noch staunend dem Österreicher bei der Pflege seines Alpenkollers zu sieht, zeigt Holger Stahlknecht ihn öffentlichkeitswirksam an. Wegen Erpressung. Die Entzündung eines österreichischen Wirts auf dem Domplatz als Erpresserdrohung. Hmm. Ist das nicht irgendwie auch ein Verstoß gegen das Nichtraucherschutzgesetz? Haarklein erfahren wir auf der Titelseite alles über die geschäftlichen Beziehung Stahlknecht/Albers (Kumpeltyp, fehlende Pfandfreigabe, offene Konsumation etc).

Wenn der Besuch Österreichs und Kaufverhandlungen über eine Ferienwohnung als Titelgeschichte in der Volksstimme mit netten Zwischenüberschriften wie "Mit Stahlkette um den Hals auf dem Domplatz" endet, sollte man doch noch mal über eine Optimierbarkeit der PR-Arbeit nachdenken.

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Dienstag, Juli 22, 2008

Länderpunkte

Meine Güte! Das ist aber auch wieder Sommer dies Jahr. Während die Temperaturen sich zeitweise zwar durchaus durchwachsen zeigen, ist medientechnisch der Hochsommer angebrochen. Das der Sommer seinen Zenit erreicht hat, kann man immer sehr schön daran erkennen, dass irgendein Weiser die Zerschlagung des Landes Sachsen-Anhalt fordert. Neulich war es wieder soweit. Diesmal trat Jens Bullerjahn (SPD, Finanzminister Sachsen-Anhalts) auf den Plan und forderte kernig die Ausradierung seines Arbeitgebers. Fairerweise plant er auch die Vernichtung von Thüringen und Sachsen. Alle drei Landeshauptstädte sollen bei der Gelegenheit in Not und Elend gestürzt und Leipzig dann Hauptstadt Groß Sachsens werden. (Bei den Mehrheitsverhältnissen in den Ländern wäre man zukünftig zumindest vor einer SPD-geführten Landesregierung sicher.) Wie immer wenn einer diesen Vorschlag bringt, ist ihm der Beifall der Milchmädchenrechner auf der Leserbriefseite sicher. Was man da sparen könnte! Die Zusammenlegung von drei Landesverwaltungen inklusive jahrzehntelangem Umzug und der Beibehaltung absolut sinnvoller Außenstellen zwecks Nachteilsausgleich im mittleren Niederschlesischen Oberlausitzkreis sind auf jedenfall enorm günstiger, als die Beibehaltung der regionalen Entscheidungskompetenzen. Besonders schön hat es der Volksstimme-Leser Walter Bierast (Osterburg) weiter und auch irgendwie zu ende gedacht. Die Eindampfung von lediglich drei Ländern erscheint ihm Stückwerk. Er will (ernst gemeint!) von den 16 Regierungen 15 einsparen und dann über eine gesamtdeutsche Regierung nachdenken. Ähm...?.. Hätten wir dann nicht ..ähm ... zwei?

Lieber Herr Bierast. Die Idee mit der gesamtdeutschen Regierung ist ein alter Traum, wenn nicht der gesamten Welt so doch zumindest Deutschlands. Da trifft es sich, dass ihre Idee bereits im Jahr 1871 umgesetzt werden konnte! Wenn das kein Grund zur Freude ist. Nach 137 Jahren kommt in Osterburg die Nachricht über die Reichseinigung an. (Ich möchte Sie nicht verunsichern, aber in 47 Jahren werden Sie die betrübliche Nachricht über einen verlorenen Weltkrieg erhalten.)

Wenn der Einsparungsgedanke das wesentliche Leitmotiv ist, sollte man aber auch nicht im Klein-Klein bleiben. Österreich zum Beispiel ist unter Kostengesichtspunkten absolut verzichtbar. Na, über Belgien muss man ja wohl nicht ernsthaft reden. Da ganz Skandinavien es mit Mühe auf die Einwohnerzahl von Nordrhein-Westfalen bringt, sollte auch dort mal mit eisernem Besen durch die Regierungsviertel gefegt werden.

Man könnte natürlich auch sagen, dass man nach (zweifacher) Auflösung der Kreisstrukturen und nach der geplanten Auflösung der Gemeinden mal irgendwo beginnen könnte, das Entstehen einer regionalen Identität überhaupt in Ansätzen zuzulassen. Kann ein Mitglied einer Landesregierung mal ein Bundesland nicht nur als blosse seelenlose Verwaltungsstruktur ähnlich dem Zuständigkeitsbereich der örtlichen Autobahmeisterei sehen? Kann ein Bundesland mit seinen (entstehenden) Eigenarten gerade in Zeiten globaler werdener Strukturen nicht etwas Dauerhaftes sein? Bestandteil von Heimat und Identität werden? Ein Bundesland als verlässliche Größe, als kultureller Raum? Bestehend über Generationen? Wohl nicht. Dann wäre es aber konsequenter, sich als Landesregierung nicht im Licht des öffentlich subventionierten Sachsen-Anhalt-Tages zu sonnen. Entweder oder.

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Dienstag, April 29, 2008

Bizarr

Jede Nation hat so ihre mehr oder weniger liebenswerten Eigenschaften, Traditionen und Besonderheiten. Also wir Deutsche zum Beispiel lassen gerne Züge in Tierherden krachen. Gibt so hübsche Muster! Nachdem neulich ein ICE eine Schafherde riss, eiferte dem nun ein mutiger Regionalexpress nach und griff sich gleich eine Kuhherde. Wenn man das weiter denkt, wird sich wohl die Harzer Schmalspurbahn mit Elefanten anlegen müssen.

Unsere lieben österreichischen Freunde plagen allerdings andere Probleme. Die Zahl privat betriebener Kerker fängt dort an etwas unübersichtlich zu werden. Amstetten musste gerade die Einwohnerzahl deutlich nach oben korrigiert. Der Sauerstoffmangel in der dünnen Luft der Alpenrepublik treibt bizarre Blüten.

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