Samstag, Februar 10, 2007

Regierung auf Kriegspfad

Die bwin-Affäre hat sich nun zu einer ausgewachsenen Provinzposse entwickelt. Und was für eine! Bekanntlich drehten einige Landesbeamte völlig frei (soweit eigentlich nicht ungewöhnlich) und riefen den Dschihad gegen den verruchten Wettbetreiber bwin aus. Die versehentlich mal auf sachsen-anhaltinischem Boden spielenden (und bwin-Trikots tragenden) Fussballer von Werder Bremen wurden vom Bannfluch gestreift. Der Magdeburger Oberbürgermeister Lutz Trümper, der Duldung der satanischen Umtriebe im städtischen Stadion verdächtig, bekam die Heilige Inquisition (Ordnungsleute keine Conferenciers - wir berichteten) ins Rathaus.

Der Deutsche Fussballbund griff nun zu seiner härtesten Waffe - einem internen Memo. Das in Magdeburg für den 29. Juli 2007 vorgesehene Fussballländerspiel der Frauen wird in Frage gestellt, da man bei der sachsen-anhaltinischen Landesregierung sich ja nie so richtig sicher ist, ob die Gastmannschaft unbehelligt das Land auch wieder verlassen kann oder zunächst eine Weile im Kerker schmachtet. (Gerade bei einem Länderspiel der Frauen könnte das Herunterreißen der Trikots bei Spielbeginn - wie dies das Land vom Oberbürgermeister verlangte - tatsächlich einige Verwicklungen mitsich bringen. Sollte der Gegner Iran heißen: Ein Atomkrieg wäre unausweichlich!)

Ergebnis des Memos: Heulen und Zähneklappern.

Die Mullahs, also die sachsen-anhaltinischen, hatten sich im Innenministerium verschanzt und scheinbar Innenminister Holger Hövelmann (SPD) als Geisel genommen. Zumindest sonderte dieser Durchhalteparolen im Kampf für die gerechte Sache ab. Tatsächlich war es den Eiferern gelungen, das eingeleitete Strafverfahren auch gegen das Deutsche Sportfernsehen (DSF) und die Volksstimme zu richten. Die hatten doch von dem Fussballspiel berichtet - in Sachsen-Anhalt eine klare Straftat. (Man ahnt, dass die Leute dieselbe Ausbildung wie Stadtrat Heendorf genossen haben!) Das Zuschauer, Schiedsrichter und scheinbar auch Lutz Trümper ohne Strafverfahren davon kamen, ist sicherlich nur auf Schlamperei zurück zu führen.

Die Devise "Viel Feind, viel Ehr!" wurde gemäßigteren Teilen der Landesregierung allerdings unheimlich. Justizministerin Angela Kolb (SPD) deckte dann den Handstreich gegen die Ultras. Die Verfahren wurden eingestellt. Freiheit für Bremen! Freiheit für die Volksstimme!

Was bleibt? Die Spitzen der hiesigen Sozialdemokratie spielen öffentlich guter Sozialdemokrat / böser Sozialdemokrat - etwas albern, aber doch unterhaltsam. Die Manager von bwin müssen sich wegen anhaltender Schlaflosigkeit (wir berichteten) in ärztliche Behandlung begeben. Ist Schlafentzug nicht irgendwie strafbar? Landeskriminalamt - übernehmen sie!

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