Mittwoch, Juli 02, 2008

Seemannsgarn

Es ist Weihnachten. Und Ostern. Zumindest im Magdeburger Stadtrat, denn es steht die langersehnte Beigeordnetenwahl an. Dass die ganze Angelegenheit bereits im Vorfeld schon etwas ins Realsatirische kippt, ist dem Chef des Magdeburger Hafens, Karl-Heinz Erhardt, zu verdanken. In seiner Funktion als Hafendollster hat er sich nun an die Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen und Linke gewandt (FDP, Stages und Bund für Magdeburg bleiben als sonstiges politisches Gelichter unbehelligt) und mal geäußert, dass die parteitaktische Spielchen doof sind. Da ist was dran. Allerdings fragt man sich, ob gerade ein Chef einer städtischen GmbH seinem eigenen Arbeitgeber solche Texte ins Poesiealbum schreiben sollte. Demnächst teilen auch noch die Amtsleiter ihre Positionen zur Kommunalpolitik mit. (Auch darf man sich ruhig fragen, welche politische Rückendeckung eigentlich erforderlich war, um Beherrscher der Hafenkante zu werden.) Schlussendlich wird der offene Brief von Magdeburgs Küste als Parteinahme für den Amtsinhaber Klaus Puchta (SPD) verstanden, was nun auch nicht zwingend parteitechnisch als neutral anzusehen wäre. (Schön die mediale Watsche für den Baubeigeordneten Jörn Marx (CDU). Der Hafen meint, dass auch die CDU mit Jörn Marx nicht mehr glücklich ist. Das ist sicher richtig. Möglicherweise werden Bauanträge der Hafen GmbH jetzt aber doch einige Zeit mehr in Anspruch nehmen.)

Interessanterweise arbeiten tatsächlich sämtliche Bewerber um den Wirtschaftsposten derzeit nicht in der freien Wirtschaft. Der eine leitet eine Polizeischule, der andere (mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit) ein städtisches Unternehmen mit dem blumigen Namen Gesellschaft für Wirtschaftsservice (macht ein wenig in Immobilienverwaltung und "Cluster-Management") und der Dritte war Offizier und leitet nun eine Landtagsfraktion. Tja gut. Man muss ja nicht gleich an Sumpffieber oder Lepra erkranken, um die Krankheiten heilen zu können. Ein guter Manager leitet alles, heißt es. Die Häufung von Hobby-Wirtschaftsberufenen die nur aufgrund günstiger Parteibuchkonstellationen für den nicht unerheblich dotierten Posten in Frage kommen, ist aber wirklich schon etwas arg.

Trotz der maritimen Schützenhilfe gelten Puchtas Chancen als schlecht. Die SPD soll die heimliche Unterstützung eines CDU-Kandidaten planen, um die anderen beiden Posten (Sicherheit und Soziales) zu schützen. Das wäre bitter, da die beiden aufgrund eigener Kompetenz oder zumindest nur lustiger Gegenkandidaten ziemlich unsinkbaren sind.

Ein weiteres Schmankerl ist noch vorbereitet. Future will den Breiten Weg zwischen Bärstraße und Reuterallee sperren. Ein gewisser Charme ist der Idee nicht abzusprechen, allerdings soll die CDU schon die Lynchutensillien herausgelegt haben. Solche Anträgen kommen nur dann durch, wenn man sie mit einem Tunnelbau begründet. So wäre ein Tunnel von der Bärstraße bis zum Universitätsplatz sicher mehrheitsfähig und, wenn man Jörn Marx an die Berechnung lässt, auch kostenfrei.

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9 Comments:

Anonymous Anonym said...

Man wundert sich aber auch, dass ein offener Brief bekannten Inhalts scheinbar ohne der ansonsten so stets schwebenden Angst vor Sanktionierung geschrieben und dann auch noch veröffentlicht wird.
Es scheint so klar, welcher Stuhl neu eingestellt werden muss, dass es schon fast wieder zu einer anderen Spekulation ermuntert.
Parteifreundschaft hat auch einen Wert und wie will man es erklären.
Selbst schon gar nicht! Außerdem ist man machtlos, wenn der Unmut, die Störung u.Einflussnahme von Außen und dann auch noch öffentlich zu groß wird. Aber versucht hat man alles, aber die Umstände, da muss man sich fügen.
Schuld haben die anderen.

Hin und Her, schauen wir, wie die Wahl heute ausgeht, denn so klar wie suggeriert, erscheint sie kurioserweise nun doch nicht mehr.

Tipp fürs Endspiel:
Platz muss sich nach wie vor keine Gedanken machen;-)

12:56 PM  
Anonymous Anonym said...

erhardt ist ein orakel. die klüngelmaschinerie hat ein meisterstück abgelegt. ohne jeglichen blick auf fachliche qualifikationen wurde der absolvent der moskauer parteihochschule und ehemalige SED-Stadtbezirksleitungs-genosse hans werner brüning zum sozialbeigeordneten gewählt. es spricht einiges dafür, daß cdu und fdp ihm ihre stimmen gegeben haben. damit sitzt jetzt einer der dumpfbackigsten provinzler magdeburgs in der beigeordnetenriege.

4:22 PM  
Anonymous Anonym said...

Wo wird denn eigentlich zukünftig der Mini unserer (kann man schon sagen) Ex-Sozialdezernentin parken;-)

8:57 PM  
Anonymous Anonym said...

wo soll sie schon parken, vermutlich weit weg von Magdeburg.

10:25 PM  
Anonymous Anonym said...

Ich befürchte ja eher, dass sie in der ARGE wiederzufinden sein wird, allerdings nicht auf ´ner Wartefläche...

10:32 PM  
Anonymous Anonym said...

Bullshit, BVG-Urteil mal lesen: ARGE ist passe

10:42 PM  
Anonymous Anonym said...

mein Tipp: Sie besetzt einen Abteilungsleiterposten im Sozialministerium der ach so überforderten Frau Kuppe - mich würde nicht wundern, wenn Frau Bröker irgendwann noch mal den politischen Aufstieg macht - vorher muss sie aber den Pflegeskandal in MD vergessen machen

10:35 PM  
Anonymous Anonym said...

In Treue fest steht das bröckelnde SPD-Biotop und wartet auf den Koch, der die Suppe bei der nächsten Beigeordnetenwahl auslöffelt. Und diese Suppe wird gegessen, wenn derselbe Ratsfamilie am Tisch sitzt. Denn die nächste Kommunalwahl ist ja erst im Juni 2009. Ich bin mal gespannt, ob der im Frühjahr über sein Wahlergebnis so freudig erregte Oberbürgermeister bis dahin wieder politikfähig ist. In den Stunden nach der Beigeordnetenwahl war er - nicht Herr Brüning - der große Grantler.

10:40 PM  
Anonymous Anonym said...

Wann steht der liebe Herr Koch eigentlich zur Wiederwahl an?

... und wer wählt ihn dann? (außer der SPD und den Wellemeyer-Freunden bei future und Grünen)

... vielleicht gibt es demnächst ja einen FDP-Mann (wenn es bloß nicht Frau Paqué ist!) in diesem Amt?! Denn Linke + CDU + FDP müßte doch reichen, oder?

Und dann ist es in der Magdeburger Ratsrunde wieder richtig lustig. Bunt und irgendwie multi-kulti. ;-)

Nur die Grünen werden mit ihrer Nibelungentreue zur Stadt-SPD auch weiterhin auf einen Beigeordneten warten müssen. Der letzte war Gerd Ruden, oder?

10:50 AM  

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