Dienstag, Juli 15, 2008

Blanke Freude und außerordentliches Entsetzen

Der Schlachtenrauch über dem Feld der Magdeburger Beigeordnetenwahl verzieht sich langsam. Humpelnd verlassen die Kombattanten den Ort des Gemetzels. Klagen und Wimmern klingt von weit her. Den Blick auf das volle Schlachtenpanorama gewährte uns die Magdeburger Volksstimme. Die Stellungnahmen der Bürger lauten unisono: Das ist ja grauenhaft. Schrecklich. Postengeschacher! Diese Absprachen! Wo sind wir hin geraten. Der letzte Tag ist gekommen. Kniet nieder und erwartet das Weltenende! Diese etwas dramatische Sichtweise lässt außer Acht, dass Absprachen zwischen Menschen durchaus üblich sind. Da auch der ein oder andere Stadtrat humanoide Züge aufweist ...naja.

Problematisch ist tatsächlich der gänzliche Verzicht auf inhaltliche Qualifikationen oder die Ausrichtung des eigenen Wahlverhaltens an der eigenen politischen Problema.. ähm Programmatik. An diesem Punkt winden sich die jeweiligen Propagandaabteilungen dann auch etwas.

Die Linke in Gestalt von Eva von Angern freut sich zunächst unbändig und erkennt die Qualifikation Hans-Werner Brünings gerade in seinem Parteibuch. Wer bei den Linken ist, ist natürlich bei der Leitung einer Sozialbehörde voll der Checker. Is ja klar. Die etwas überraschende Koalition mit der FDP (Volksstimme: "politisches Absurdistan") wird dann auf die enormen Schnittmengen zwischen FDP und Linkspartei zurückgeführt. (An diesem Punkt wird es den Liberalen vermutlich etwas peinlich.) Auch geübtere Betrachter werden etwas schwindelig. Letztens war die FDP noch die Ausgeburt des Neoliberalismus, jetzt gilt sie als bekannte Kämpferin gegen die Kinderarmut. Soso. Hans-Werner Brüning selbst schüttet zunächst vorsorglich noch den einen oder anderen Eimer Salz in die offenen Wunden und nörgelt ein wenig an Beate Bröcker (SPD), seiner Amtsvorgängerin in spe, herum.

Die SPD-Erklärung wird gleich von drei Stadträten unterzeichnet, damit zumindest die größeren Flügel der Ratsfraktion repräsentiert sind. Inhaltlich klingt es ein wenig nach "im Felde unbesiegt". "Schmerzlich" sei "auch das Wahlergebnis für unseren Beigeordneten für Wirtschaft." Diesen wird wohl insbesondere schmerzen, dass ihn seine Fraktion nicht wählte. Die CDU sieht den Vorgang als "sachorientierte Kommunalpolitik" ohne jedoch näher auszuführen, unter welchen Gesichtspunkten Hans-Werner Brüning jetzt die Sozialpolitik der CDU durchsetzen wird.

Während diese Stellungnahmen dem Erwartbaren entsprechen und Grüne und FDP sich in Schweigen hüllen, lässt einen die Stellungnahme Oliver Schillings (future) schon irgendwie ratlos zurück. Satire? Ernst? Ohne es jetzt mit letzter Sicherheit behaupten zu wollen - es klingt ernst gemeint. Die Beigeordnetenposition hat danach in etwa den Status eines Lottogewinns, der besonders Bedürftigen gegönnt wird. Ernsthaft wird vorgeschlagen die Karin vom Kiosk im Neustädter Feld wäre eine dufte Idee. Nach den zwei Kioskbränden könne sie das Geld gut gebrauchen. Nichts gegen uns Koarin. Aber Beigeordnete? Behördenleiterin? Weil sie mal eine finanzielle Spitze gebrauchen könnte? Dann könnte man vielleicht auch den alkoholisierten, klammen Magdeburger Weihnachtsmanndarsteller für das Amt gewinnen? Vielleicht machen die beiden Jobsharing? Natürlich werden auch wieder die Absprachen angeprangert. Volle Breitseite. "Abgekartetes Spiel", "unmoralisch", jeder ist sich selbst der Nächste, "Selbstbedienungsladen". Wie sollten das die "braven" Bürger ahnen? Sogar Korruption wird gehaucht. Als ob Absprachen und Gespräche, sei es nun zu Sachthemen oder zur Frage wer soll´s werden, nicht die ganz normale Pflicht und Schuldigkeit von Mandatsträgern wären. (Der Skandal war ja vorliegend eher der, dass die Absprachen aus dunklen Gründen nicht hielten. Dürften nach Meinung von future sich Räte der selben Fraktion eigentlich vorher abstimmen? Das wäre doch auch schon ganz schön abgekartet. Finden futuristischen Fraktionssitzungen schweigend statt?)

Der Beitrag schließt mit der düsteren Prophezeiung, dass auch zukünftig Fachkompetenz nicht gefragt ist. Naja. Die Absprachen sollten ja eigentlich die, zumindest nun von der Öffentlichkeit und dem Text nach auch von Oliver Schilling, für fachkompetenter gehaltene Beate Bröcker im Amt halten. Absprachenfreiheit oder Fachkompetenz? Für was hat sich den eigentlich future entschieden? Future soll, so wird gemunkelt, Hans-Werner Brüning gewählt haben. Bleibt zu hoffen, dass sie darüber nicht vorher mit jemandem gesprochen haben.

Labels: , , , , , , , , , , , ,

5 Comments:

Anonymous Anonym said...

wenn schwätzer wie schilling den nächsten stadtrat bevölkern, dann gnade uns gott

11:43 AM  
Anonymous Anonym said...

yes. dummheit wird aber volksstimme-mäßig protektion gewährt.

1:15 PM  
Anonymous Anonym said...

With a teггifіc consumer servіce, initially this waѕ created aѕ
a рreventіve crеam foг stгetch marks.


Havе а looκ at mу web-ѕitе; this One

12:46 AM  
Anonymous Anonym said...

No extra timе expended on the fitneѕs center, nο back ԁiscomfοrt since
of to quite a few сrunchеs or other stomаch exеrcise routіnes and no far additіonal
sweaty ωorκouts simplу to mаke sure that your abs appear great.



My ωeb page: Flex belt
My website > http://www.prnewswire.com

3:42 AM  
Anonymous Anonym said...

The item iѕ nаtural and mіnus anу ѕiԁe-effects and
сlаimed to give visible оutсоmes
in bеlοw 4 weekѕ.

Looκ аt mу homepage; more information

7:48 PM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home

Google
 
Web hildegunst.blogspot.com