Freitag, Juli 11, 2008

Ein Stück weit

Das Wort "dumm" ist im Sprachgebrauch der lokalen Tagespresse eher knapp. In Überschriften trifft man es praktisch gar nicht an (also "Quastenflosser" kommt da bestimmt häufiger). In Verbindung mit dem Namen eines Beigeordneten? Das war noch nie. Aber es gibt ja immer ein erstes Mal. Stadtrat Burkhard Lischka (SPD) war der Ansicht, dass das was der Baubeigeordnete Jörn Marx (CDU) so mitteilte "ein Stück weit dumm" sei. (Ist die Floskel "ein Stück weit" eigentlich nicht inzwischen international ein Stück weit geächtet?) Fatal für den Baubeigeordneten ist jedoch die Tatsache, dass die Einschätzung des Stadtrates Lischka ... nunja .... ein Stück weit ... auch von anderen Mitgliedern des geschätzten Kollegialorgans ... also ... so richtig widersprochen hat keiner!

Die löblichen Aktivitäten der Stadt Magdeburg im so genannten Elbebahnhofsareal werden teurer als erwartet. (Was für eine Überraschung. Ein städtisches Vorhaben wird teurer als geplant! Das war ja noch nie. Auf keinen Fall wird das beim bekanntlich praktisch kostenfreien Tunnel passieren! Eher wird Brüning Beigeordneter ...ähmm...) Um nun Übel von der Stadt abzuwenden, muss das Geld möglichst schnell organisiert werden. Da sich Banküberfälle und Drogenhandel für eine seriöse Großstadt verbieten, muss man hektisch irgendwo andere Massnahmen ins finanzpolitische Nirwana schicken. Da bieten sich Kindereinrichtungen (Montessori und Pusteblume), Rettungsprojekte für daniederliegende Stadtteile (Salbker Wasserturm), Kulturvorhaben (Kaserne Mark) und bereits eiternde Projekte (Wittenberger Platz) wie von selbst an. Die jeweils Betroffenen drängen dem Beigeordneten das Geld geradezu auf. Sagt er.

Der Abgleich mit der Lebenswirklichkeit kann dann sehr hässlich werden. Wolfgang Wähnelt (Grüne) stutzte beispielsweise angesichts einer überraschend auftretenden Kostenhalbierung beim Wittenberger Platz. Auch der Beigeordnete zeigte sich auf Nachfrage ratlos (Schnäppchenpreise im Baumarkt erwischt?) Nachdem der Baubeigeordnete die Antwort am Donnerstag schuldig blieb (340.000 € - man kann sich ja nun nicht um jede Kleinigkeit kümmern) hat doch der Grüne die Frechheit die Frage am Montag nochmal zu stellen! Statt sich ordentlich zu freuen, dass das ganze so unglaublich billig wird, fängt er an mit Fragen zu nerven. Natürlich hatte der Baubeigeordnete in den vergangenen bummelig 96 Stunden keine Gelegenheit sich mit diesem Detail zu befassen. Angemerkt sei, dass auch der ihm unterstehende langjährige Beherrscher des Stadtplanungsamtes, Ekkehard Peters, keine Idee hat, was mit den ganzen Kosten passiert sein könnte. Da sollte man mal die Bürgerauskunft anrufen.

Auch die anderen Betroffenen erhielten dann noch nach und nach die Möglichkeit ein wenig zu schäumen, um so zu demonstrieren, dass im Baudezernat die Aktenkenntnis nicht ganz so verbreitet ist. Letztendlich teilte der Oberbürgermeister noch mit, dass alle Aufträge aus dem Baudezernat vor Auslösung jetzt ersteinmal über seinen Tisch und den des Bauausschusses gehen müssen. Da fragt man sich ja ein Stück weit, wozu so ein Beigeordneter gut ist, wenn es der OB doch selbst macht.

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Der Marx ist doch schon auf der Amtsflucht. Ein Stück weit dumm, dass Karlsruhe ihn nicht haben will. Also ... natürlich weniger für Karlsruhe ... scheint's.

11:55 PM  

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