Samstag, Juni 06, 2009

Verwirrter Wähler ersucht um Hilfe

Am Donnerstag erfreute uns die Volksstimme wieder mit einer wahren Leserbriefperle. Peter Welmans (Magdeburg) verkündet unheilvoll, dass er, wie viele andere, Lutz Trümper (SPD) nur als Oberbürgermeister gewählt habe, um Hans-Werner Brüning (Linkspartei) zu verhindern. Hmm. Nachdenklich sollte den Leser stimmen, dass Brüning gar nicht zur Oberbürgermeisterwahl antrat und insofern seine redlichen Bemühungen (und die seiner imaginären Mitstreiter) verhältnismäßig mühe- aber auch sinnlos verpufften. (Um Brüning als Sozialbeigeordneten zu verhindern, hätte Herr Welmans bei der letzten Stadtratswahl albernerweise ausgerechnet von der Wahl von CDU und FDP absehen müssen - seine damaligen Wahlentscheidungen lässt der Wähler aber im dunkeln.)

Dann geht der geschätzte Bürger mit den Parteien hart ins Gericht. Die SPD sei Steigbügelhalter (gemeint ist vermutlich für Brüning, obwohl das die Intention der Sozialdemokratie nun wirklich nur ungenau wieder gibt.) FDP, CDU und Linkspartei sind die übliche "Nationale Front" (auch eine etwas starke Verallgemeinerung). Grüne und future würden auch noch die letzten funktionierenden Verkehrsverbindungen zurück bauen (Ach du meine Güte. Was wurde denn mal zurück gebaut?). Andere Ideologen (gemeint wohl die NPD) sind ihm suspekt (Wo er recht hat, hat er recht.) Da wird es natürlich mit der Wahlentscheidung langsam eng.

Beunruhigend ist, dass Herr Welmans angibt, als Stadtfelder vom Wahlamt genötigt zu werden, Lemsdorfer Kandidaten zu wählen. Grundsätzlich sollte man schon auf der Aushändigung des richtigen Stimmzettels bestehen und sich nicht mit fadenscheinigen Ausreden (Sind gerade aus. Kriegen wir erst morgen wieder rein.) abspeisen lassen. Allerdings verfügt nicht jeder Straßenzug über einen eigenen Wahlbereich. Also nicht gleich die Wahlmitarbeiter zur Sau machen, nur weil man im Kannenstieg auch Kandidaten aus Rothensee, auf dem Werder aus Randau-Calenberge oder eben in Stadtfeld West aus Lemsdorf oder Ottersleben vorfindet. Kandidaten aus Halle sollte man dann aber schon reklamieren.

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6 Comments:

Anonymous svenja said...

sehr schöner Text --- nur ein klitzekleiner Fehler: Im Kannenstieg stehen tatsächlich Kandidaten aus Rothensee zur Wahl, denn Kannenstieg und Rothensee bilden zusammen mit dem Neustädter See (und anderen Kleinststadtteilen) den Wahlbereich 1

10:14 AM  
Anonymous Anonym said...

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil, Svenja....

12:39 PM  
Anonymous Manuela Hasenfuß said...

Anscheinend gibt es für alle Lebenslagen auch ein passendes Sprichwort;-)
"Getroffene Hunde bellen!".

Ein Leserbriefschreiber löst eine solidarische "Ehrverletzung" kommunalpolitischer Identität aus. Die Motivation, den belächelten Schreiber (auch Bürger genannt) seines fehlenden Überblicks bzw. Urteilsvermögens zu überführen und das dann im Eifer des Gefechts unter völligem Ausblenden der ursächlichen Intention der "Leserbriefperle".

Weshalb die Mühe investieren, "zwischen den Zeilen zu lesen", sich vielleicht mal damit auseinanderzusetzen, wie die Geschehnisse beim (noch) kommunalpolitisch - interssierten Bürger angekommen und eben diese Bewertung erfahren? Trotz erfreuter Belustigung doch erschreckend, dass sich "unsere Leserbriefperle" auch noch als politisch interessiert und sogar Wähler identifiziert.
Oder wäre "outen" die bessere Formulierung, da er quasie mit Unterschrift seine Meinung öffentlich bekundet hat?
Sollten wir es uns nicht wirklich leisten dürfen, auf Bürgermeinung, wenn sie nervig, querulant und so gar nicht unserer eigenen Wahrhaftigkeit entspricht, verzichten zu können?

Das wäre doch mal im Kommunalwahljahr ein "Plakatslogan" gewesen, mit dem sich sicherlich eine Vielzahl von BürgerInnen angesprochen gefühlt hätten ... dass ihre Meinung nicht wirklich gewünscht ist! Dazu Foto des Kandidaten mit genervten Gesichtsausdruck (z. B. Augenrollen). Ungeklärt bleibt die hypothetische Fragestellung, ob es für diesen Mut zur Ehrlichkeit nicht sogar Sympathiekreuze gegeben hätte.

Aber böse Unterstellung und gemeine Dreistigkeit, denn natürlich interessiert uns die Bürgermeinung! Ein bisschen Spaß mit Unterhaltungswert muss schließlich sein und weil es so schön war/ ist, nachfolgend nochmals zum Nachlesen:


Volksstimme, 04.06.2009
OB-Stellvertreterwahl
Parteibuch wichtiger
als Fachkompetenz

Ich weiß nicht, wie es anderen politisch interessierten Magdeburgerinnen und Magdeburgern beim Lesen des Artikels geht:
Ich denke, es ist an der Zeit, Herrn Oberbürgermeister Dr. Trümper zu sagen, dass ich ihn ausschließlich deshalb gewählt habe, um Herrn Brüning als ehemaligen SED-Funktionär auf dem Posten zu verhindern.
Ungeachtet dessen hat er ihn zu seinem Stellvertreter gemacht. Gerade noch rechtzeitig eine Woche vor der Kommunalwahl erfahre ich zum wiederholten Mal das Prinzip der Postenverteilung in Stadtrat und Verwaltung:
„Haust Du meine Tante, hau ich Deine Tante“, oder nach Absprache manchmal eben auch nicht.
Abgesehen davon, dass ein sich in der geschilderten Weise äußerndes Stadtoberhaupt kein gutes Image abgibt, sage ich mir als Wähler:
Die SPD-Fraktion bleibt ihrem Klischee als Steigbügelhalter treu, die „Nationale Front“ aus FDP, CDU und Linken – und sicher auch von Teilen der SPD-Fraktion, funktionierte schon bei der Beigeordnetenwahl für Herrn Brüning. Mit den Grünen und future werden wahrscheinlich die letzten noch funktionierenden Verkehrsverbindungen in der Stadt weiter „zurück gebaut“...
Mit anderen Ideologen habe ich ohnehin nichts am Hut. Ich gebe allerdings zu, dass ich seit Geburt in keiner Partei Mitglied gewesen bin. Nun soll ich laut meiner Wahlbenachrichtigung die Kandidaten für den Stadtrat und für Europa aus Lemsdorf wählen, obwohl ich in Stadtfeld wohne. Ist mir als Wähler noch zu helfen?

3:28 PM  
Anonymous Manuela Hasenfuß said...

Was ich vergessen habe zu erwähnen, eine allgemeine Info an potentielle
"Kläffer":
Nein, natürlich habe ich mir nicht die Mühe gemacht den Leserbrief extra abzutippen, irgendwo findet jedes Engagement auch seine Grenzen ... Volksstimme digital;-)))

3:40 PM  
Anonymous Anonym said...

Liebe Frau Hasenfuß, es gibt auch andere Sprichwörter, z.B.
"In der Kürze liegt die Würze"

Im Internet, noch dazu in einem Blog(g) sollte dies überhaupt "Standard" sein. Probieren Sie es doch mal!

2:53 PM  
Anonymous Manuela Hasenfuß said...

Lieber Herr/ Frau Anonym,

"Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu!"
Glück, dass der Hinweis nicht
"Lange Rede, kurzer Sinn!" war;-)
"Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!", aber ich werde mein Bestes geben, um mich zu standardisieren;-))

4:39 PM  

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