Freitag, Mai 29, 2009

Chaos-Tage

Dass die CDU mal ihre Liebe zum Punk entdeckt - wer hätte das gedacht? Zumindest hat sie 10 Tage vor der Wahl nun die Chaos-Tage ausgerufen. Die Konzeptionslosigkeit mit der die Landes-CDU durch die Madl-Affäre stolpert ist schon beachtlich. Die Fraktions"führung" hat so etwas wie "Aussitzen" als Parole ausgegeben. In der Politik ein durchaus bewährtes Mittel. Aber! Abgesehen davon, dass nicht alle Fraktionsmitglieder dieser taktischen Maßnahme folgen, sollte man dieses Hausmittel nicht kurz vor einer Wahl anwenden. Für das Aussitzen braucht man vor allem eins: Zeit - die hat man vor der Wahl nun gerade nicht. Den Journalisten und der Öffentlichkeit müsste auf Dauer langweilig werden. Damit ist in der nächsten Woche aber eher nicht zu rechnen - im Gegenteil. Die Leserbriefschreiber beginnen gewisse ärgerliche Diskrepanzen in der christdemokratischen Politikperformance zu thematisieren. Einerseits wird eine Kassierin bei Unregelmäßigkeiten von um die 1,50 ihren Job los, ein tiefer in die Kriminalität eindringender Landespolitiker wird mit einer "Ehrenerklärung" belobigt. Ohoh - das gibt aber Klärungsbedarf am Wahlkampfstand.

Das eigentliche Problem ist vielleicht auch weniger Thomas Madl (CDU). Dreiste Gierhälse gibt es in allen Lebenslagen. Die offizielle Reaktion der CDU stößt die Leute und dem gängigen Wertekanon vor den Kopf bzw. drischt mit einer Keule darauf ein. Statt Klartext wird frech beschönigt. Erst CDU-Fraktionschef Jürgen Scharf und nun auch noch CDU-Parteichef Thomas Webel. Hat Madl betrogen oder geschwindelt? fragt die Volksstime. Nein nicht doch! Er hat - eventuell - einen Fehler gemacht. "Christliche Gnade" sei ihm gewiss. Soso. Mal angenommen ein SPD-Abgeordneter hätte eine ihm sehr, sehr nahestehende Frau so mit Steuergeldern finanziell unter die Arme gegriffen - wäre "christliche Gnade" die von Thomas Webel zu erwartende Reaktion? Da sind Zweifel erlaubt.

Im Hintergrund schmiedet derweil Holger Stahlknecht (CDU) bereits an einigen gewagten Metaphern. Ob Jürgen Scharf nach den Chaos-Tagen noch allzu lange sein Amt inne hat, erscheint doch etwas fraglich. Das Stahlknecht aber bei der Ererbung des Madlchens Ausschussvorsitzes eine geheime Abstimmung - trotz entsprechender Forderungen - strikt ablehnte, lässt erahnen, dass auch er die katastrophale Außenwirkung noch nicht begriffen hat.

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1 Comments:

Anonymous njema problema said...

Daß der stählerne Holger eine offene Abstimmung zum Innenausschussvorsitz verlangte, ist Kalkül, und kein Übersehen der Außenwirkung, liebe Hilde. Der ist doch nicht doof. Würde zufällig keine Wahl anstehen, hätte der Holger den Jürgen nach dessen Reaktion zum Fall Madl sofort attackiert und die Machtfrage in der CDU-Fraktion erneut aufgemacht. Wetten? So hat er sich als Freund einer offenen und ehrlichen "Auge-in-Auge-Politik" beweisen können - mehr war für ihn momentan nicht drin, hätte er die Wahlchancen seiner Partei nicht vollends ruinieren wollen.

6:13 PM  

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