Montag, Mai 18, 2009

Nervensäge

Oh - da bin ich beim aufregenden Wahlkampfgeschehen wohl kurz weggenickt. Letzten Sonnabend durfte nun Ostelbien zeigen, was es an Kandidaten so zu bieten hat. Die NPD zeigte erbarmen und ersparte uns das Bild ihres Kandidaten. (Bei nur elf Kandidaten und einar strommen doitschen Organisation hätte man ja angenommen, dass das Einsammeln von elf Passbildern die Kameraden nicht gleich überfordert.) Möglicherweise will man dem Verfassungsschutz aber auch nur die Suche nach dem in Ostelbien antretenden Kameraden erschweren. Mit kernigen Sätzen wie "Systemüberwindung beginnt an der Basis", wird Zweifeln an der Verfassungsuntreue nur wenig Raum gelassen. Wenn man den Rechtsstaat überwindet, was kommt dann eigentlich? Ist das Erreichen eines Unrechtsstaates ein sinnvolles Ziel? Zumindest versichert der schneidige Kandidat: "Wir werden die Nervensägen an den Stuhlbeinen der Etablierten sein." Eine Nervensäge an einem Stuhlbein - soso. Im neuen Stadtrat wird es wohl zu hauf total genervte Stuhlbeine geben.

Bei der SPD, die mit angenervten Stuhlbeinen notfalls wohl leben könnte, wusste man nichts Näheres zum Kandidaten Klaus-Dieter Pantke zu berichten. Eingeweihten ist er noch als Macher der Buga 1999 und Magdeburger des Jahres bekannt - ein Geheimwissen, welches sich nicht bis zur aufstellenden Partei rumgesprochen hat. (Merkwürdig dass die Parteien zwar immer wieder mal bekanntere Gesichter erhaschen, diese dann im Wahlkampf aber kaum nutzen - letztens die Grünen mit dem Ausländerbeauftragten, nun die SPD mit Mister-Buga.)

Sonstige Auffälligkeiten: Christian Köhler (CDU) bezeichnet Parkautomaten als "Strafautomaten" (wird von den jeweiligen Haushaltspolitikern anders gesehen). Petra von Arnim (CDU) setzt sich gegen Open-Air-Konzerte ein (was sich etwas mit der Forderung anderer Kandidaten nach mehr Kulturangeboten für Jugendliche beißt). Die FDP stellt mit Holger Franke jemanden wieder auf, der nach finanziellen Unregelmäßigkeiten sich und seine Ratsfraktion heftig ins Trudeln gebracht hatte und zurücktrat. (Immerhin scheint man bei aller innerparteilichen Gegnerschaft sich auch mal zusammenraufen und am Ende so was wie Verzeihen praktizieren zu können.)

Dass das Antreten für monothematische Splitterparteien Merkwürdigkeiten produziert zeigt sehr schön Enrico Richei (Tierschutzpartei). Er fordert für die Tierschutzpartei mehr Transparenz in Tier- und Pflegeheim. Die Probleme sollte man vielleicht doch nicht in einem Atemzug benennen. Interessant ist das Antreten des Einzelbewerbers Günther Erhard Kräuter. Der Parteilose ist Bürgermeister von Randau-Calenberge. Sein Einzug in den Stadtrat ist allerdings eher unwahrscheinlich, selbst wenn alle Randauer geschlossen für ihn Stimmen würden - Randau ist als Heimatbasis ein bisschen sehr klein.

Statistik: Nur NPD und Tierschutzpartei treten auch in diesem Wahlbereich wieder mit ausschließlich ortsfremden Kandidaten an.

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6 Comments:

Anonymous Burger said...

Gegen die selbsterklärte Nervensäge Sascha Braumann (immerhin der erste Schritt zur Selbsterkenntnis) lief 2008 ein Verfahren wegen Weiterführung einer verbotenen Vereinigung, nämlich des rechtsextremen Musik-Netzwerks "Blood & Honour".

3:08 PM  
Anonymous Anonym said...

Was kam raus?

11:25 AM  
Anonymous C.Köhler said...

Petra von Arnim (CDU) setzt sich explizit nicht gegen Open-Air-Konzerte ein. (!)
Es ist nur so, dass die Stadt in dem Punkt nicht weiss, was sie will und kann. Und wer in der Nähe der Elbe wohnt, der kann den Sommer über nächtigens kaum ein Auge zumachen, da die Leistungen der Subwoofersysteme enorm gestiegen sind. Die Verwaltung kann die Pegel nicht kontrollieren und das Einmessen ist von der Funktionsweise keine Pegelbegrenzung. Ich bin selbst gerne feiern, aber man muss die Leute auch verstehen, die an der Elbe wohnen und die seltenen Störereignisse sind im Sommer jeden Freitag und Samstag.
Vielleicht gibt es dazu einen Mittelweg?

Die Innenstadt kämpft um die Besucher, viele Läden haben es extrem schwer, der Breite Weg ist oft fast ausgestorben und im Allee-Center trifft sich die ganze Börde. Warum? Weil man keine Angst um einen Parkplatz haben muss und keine Tickets riskiert; und mit 30ct sehr moderate Kosten hat. Die Innenstadt kann da nicht mithalten. Das CityCaree hat das Konzept nach 10 Jahren jetzt auch verstanden... aber "die Stadt" lässt jedes Jahr 30 neue Parkautomaten aufstellen...
Grüße von
christianköhler.de

1:34 PM  
Anonymous Anonym said...

Wer in der Nähe der Elbe wohnt, weiß worauf er / sie sich eingelassen hat. Wer die Ruhe eines Dorfes genießen möchte, der soll auch aufs Dorf ziehen. Eine Stadt zeichnet sich eben auch durch ein aktives Nachtleben aus. Außerdem, so viele Open-Air-Konzerte sind es ja wirklich nicht.
Viel schlimmer ist, dass sich Privatpersonen an Ruhezeiten, also Mittags und Sonntags, halten muss, aber Firmen da noch so viel Krach machen dürfen, anstatt solche Arbeiten auf Zeiten außerhalb der Ruhezeiten zu legen. Dies ist besonders stressig, wenn man Nachts arbeiten muss oder kleine Kinder hat, welche ihren Mittagsschlaf echt brauchen.

Das die Innenstadt fasst lehr ist, liegt wohl nicht in erster Linie an zu viel Parkautomaten, dann wäre sie ja wohl schon voller gewesen. Vielleicht liegt es an fehlenden oder mangelhaften Konzepten zur Belebung der Innenstadt?

2:16 PM  
Anonymous Anonym said...

sorry, leer nicht lehr.

2:39 PM  
Anonymous Ditmar said...

Wenn schon Korrektur, dann bitte richtig:
Dass die Innenstadt fast leer ist, ...

Sonst ist es eher peinlich.

2:15 AM  

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