Mittwoch, Mai 13, 2009

Bedenklich

Der Magdeburger Innenstadthandel geht unter Ausnutzung modernster technischer Errungenschaften gegen die Bevölkerung vor. Mit hohen Pfeiftönen wird versucht gerade die jüngere Bevölkerung zurückzuschlagen. Wieso nicht einfach auf die mit einer gewissen Kraft des Faktischen versehenen Gesangsdarbietungen eines Florian Silbereisen zurück gegriffen wird, sondern den Leuten umständlich hohe Töne ins Ohr getrötet werden, bleibt allerdings rätselhaft.

Unsere ungeteilte Aufmerksamkeit gilt natürlich trotzdem den Kommunalwahlkandidaten - diesmal im Wahlbereich Neue Neustadt und Neustädter Feld. Klarer Sieger in der Rubrik "Mein Ziel" ist selbstverständlich Wolfgang Stein (CDU). Es darf bezweifelt werden, ob seine Aussage noch von irgendjemandem übertroffen werden kann: "Mein Ziel: 6000 Studenten ehrenamtlich im Stadtrat, damit sich ältere und jüngere Erwachsene, Kinder und Jugendliche in Magdeburg wohl fühlen." Tja. Lesen Sie es ruhig nochmal. Hmm. Da sieht man, dass 32 Jahre Parteimitgliedschaft in der CDU nicht spurlos an einem Menschen vorüber ziehen. Wieso um alles in der Welt sollten gleich 6000 Studenten in den Stadtrat? Wird das nicht sehr eng? Es mag ja sein, dass sich die anderen Mitbürger besser fühlen, wenn 6000 Studis von der Straße weg sind. Die Kasernierung der örtlichen Studentenschaft ist jedoch nicht das eigentliche Ziel, der ja nur auf 56 Leute angelegten städtischen Selbstverwaltung.

Der Sonderpreis für das schönste sprachliche Bild geht an Alrik Eckert (SPD). Er will "die Probleme der Stadt Magdeburg und deren Bürger an den Hörnern .. packen." Die Bürger an den Hörnern zu packen setzt - bildlich gesehen - ersteinmal das Vorhandensein von Hörnern voraus, was wiederum so manchen Leserbrief unkompliziert erklären würde.

Dass die Vorhut der Arbeiterklasse etwas schwächelt, war in den vergangenen Jahrzehnten bereits zu beobachten. Die Linkspartei sah sich nun zum Beispiel organisatorisch nicht in der Lage, für ihren Kandidaten Nico Kruck ein Bild zugänglich zu machen. Während man die Verschleierung eines hypothetischen kiloschweren Furunkels auf der Nase des Kandidaten vielleicht noch als geschickten Schachzug der örtlichen Wahlkampfleitung durchgehen lassen könnte, muss es doch erstaunen, dass die Linkspartei auch keine Mutmaßungen darüber anstellen will, ob der Kandidat der Partei überhaupt angehört. Andere haben da Mitgliederkarteien. Da die Linke in einem Wahlbereich, in welchem sie vermutlich zwei Personen in den Stadtrat entsendet, ohnehin nur knapp bemessen zwei Kandidaten aufstellt und dann auch noch von näheren Angaben zum zu erwartenden Stadtratsmitglied absieht, sind doch Zweifel an der Effizienz des Linken Kommunalwahlkampfs begründet. Auch im Straßenbild verzichtet die Partei immer noch auf kommunalpolitische Wahlwerbung.

Das Thema Fremdherrschaft bleibt auch weiterhin aktuell. Auf die Frage nach ihrem Wohnort gibt Ursula Biedermann (SPD, Listenplatz 1 (!)) zur allgemeinen Verblüffung "Wesenberg" an. Wesenberg ist bestimmt idyllisch gelegen. Unter wahlrechtlichen Aspekten ist allerdings anzumerken, dass der Wohnsitz in Magdeburg liegen müsste. Andernfalls würde sich ja eine Kandidatur für den Wesenberger Stadt- oder Gemeinderat anbieten. Ob sich da ein Rückzug einer Kandidatur andeutet?

Nicht unerwähnt soll der Kandidat der NPD, Michael Grunzel, bleiben. Mit einem beherzten: "Mein Ziel: Den Scheindemokraten die Grundlagen ihres politischen und gesellschaftlichen Handelns zu entziehen." legt er seiner Partei in zukünftigen Verbotsverfahren fette Wackersteine in den Weg. Grundlage des Handelns der anderen Parteien, die Herr Grunzel uncharmant unter "Scheindemokraten" zusammenfasst, ist die scheinbar als lästig empfundene freiheitlich demokratische Grundordnung. Dem Aufbau eines arischen Volksstaates durch Stadtrat Grunzel werden allerdings durch die Gemeindeordnung des Landes Sachsen-Anhalt gewisse Grenzen gesetzt.

Labels: , , , ,

4 Comments:

Anonymous Anonym said...

"Auch im Straßenbild verzichtet die Partei immer noch auf kommunalpolitische Wahlwerbung."
Ähm, was hängen da da in den ganzen Straße, wo DIE LINKE drauf steht??? Und das teilweise schon seit zwei Wochen.
Vielleicht sollte Hildegunst nicht nur Magdeburger Nebenstraßen nutzen.
Gut wenn die Linke nicht gleich 4 Plakate an einen Mast hängen, so wie es teilweise die Grünen machen, da kann man sie schon leicht übersehen.

10:23 AM  
Anonymous Anonym said...

@Anonym, auch ich habe noch keine "kommunalpolitische" Wahlwerbung gesehen. Bis jetzt hängt der Bisky überall herum. Dass dieser für den Stadtrat kandidiert, wäre mir neu. Insofern hat Hilde recht.

10:27 AM  
Anonymous Anonym said...

@Anonym II
was ist das in der Dodendorfer, Schilfbreite und Leipziger, was hängt in "Ostelbien"?
Wenn "Zukunft denken" oder "Öffentlich, weil's wichtig ist" keine kommunalpolitische Aussagen sind, was dann?

10:48 AM  
Anonymous Anonym said...

"Zukünftig denken" wäre ein wünschenswerter Slogan. Aber ob sie dieses Versprechen halten könnten?

5:51 PM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home

Google
 
Web hildegunst.blogspot.com