Wählt Volksstimme!
Die Magdeburger Volksstimme strebt zu neuen Ufern. Immer dieses langweilige Berichten. Jetzt heißt es mittendrin statt nur dabei. Die Volksstimme geht in die Politik! Vermutlich wird sie zur nächsten Kommunalwahl mit einer eigenen Liste antreten. Es wird auch von einer Oberbürgermeisterkandidatur des Journalisten Karl-Heinz Kaiser gemunkelt. Da die Volksstimme annähernd Monopolcharakter hat, können sich die kommunalpolitischen Laiendarsteller der anderen Parteien jetzt warm anziehen.
Zumindest brach man nun mit der alten Journalistentradition über ein Thema (der Damokles-Tunnel - wir berichteten) zu informieren. Lieber geht man in die Vollen. Die Volksstimme will den Tunnel! Zack. Kommentar und Artikel wurden daher heute auf Seite 1 des Magdeburger Lokalanzeigers zu einer interessanten Masse verschmolzen. Kostprobe: "Im Zuge der Sparpolitik dreht die SPD-Fraktion plötzlich am Rad - gegen die Röhre.". In den Rathausfluren wird, zumindest auf sozialdemokratischer Seite, etwas gemurrt. "Beleidigen lassen könnte man sich ja auch preisgünstiger durch Internet-Blogs." (Da ist natürlich was dran.) Die Volksstimme dreht dann aber weiter auf. Sie spricht von "gemäßigten Insidern" der SPD-Fraktion, was ja auch nicht gemäßigte, also militante Insider voraussetzt. Die Rats-SPD somit als integraler Bestandteil der Achse des Bösen. Löhr als militanter Anführer einer terroristischen Vereinigung. An diesen Gedanken werden sich wohl auch die gemäßigten Insider erst noch gewöhnen müssen. Unausgegoren, pragmatisch und plötzlich sei der SPD-Antrag gegen den Tunnel. (Drei Vokabeln der deutschen Sprache, die vermutlich noch nie gemeinsam in einem Satz aufgetreten sind.) Die Argumentationen der SPD seien aus dem hohlen Bauch heraus. Das meint die Volksstimme dann lieber nicht selber, sondern wird den anonymen gemäßigten Insidern zugeschrieben.
Wirtschafts- und Verkehrsexperten sind perplex von der Position der SPD - weiß die Volksstimme auf Seite 1 (!) zu berichten. Abgesehen davon, dass nicht perplexe sondern freudig erregte Experten nicht so richtig gewürdigt werden, verschweigt der Text leider nähere Details zu den Experten. Statt dessen kommen der Tiefbauamtsleiter Thorsten Gebhardt ("infrastrukturelle Zukunft wird verbaut") und der Leiter der städtischen Baurechtsabteilung Dr. Dieter Scheidemann üppig zu Wort. Beide eigentlich (amtsbedingt) nicht so richtig objektiv und eigentlich auch nicht für die kommunalpolitische Willensbildung zuständig - egal. Wird man in dem 5spaltigen, halbseitigen Artikel die SPD-Sicht würdigen? Alberner Gedanke. Das würde dem Kampfauftrag des Artikels doch arg zu wider laufen.
So heißt es dann in Magdeburg ab jetzt: VOLKSSTIMME AN DIE MACHT! Ist vielleicht nicht ganz die reine journalistische Lehre, aber wenn es um die Macht geht, kann man sich nicht mit blöden Prinzipien aufhalten.
PS: Eine Berichterstattung über die Abstimmung im Stadtrat ist in der Volksstimme nicht zu erwarten. Der so gründlich wie objektiv recherchierte Artikel gibt als Datum der Abstimmung im Stadtrat konsequent, aber falsch, den 11. Mai an. Damit keine Verlassenheitsgefühle im leeren Ratssaal aufkommen, sei verraten, dass die Abstimmung für den 10. Mai geplant ist.
PPS: Ob es irgendeinen Zusammenhang zum ausgesprochen verwirrten Bericht "Maradona aus Psychatrie entlassen" (Rubrik Rund um die Welt) gibt? Dort wird heute detailliert von grün leuchtender, gentechnisch veränderter, Sprengstoff erschnüffelnder Bäckerhefe (Schuld: US-Forscher) berichtet. Was hat Maradona mit Bäckerhefe zu schaffen? Das bleibt ein kleines süsses Geheimnis der Volksstimme. Vermutlich wächst beides in Tunneln zu stattlicher Größe heran.
Zumindest brach man nun mit der alten Journalistentradition über ein Thema (der Damokles-Tunnel - wir berichteten) zu informieren. Lieber geht man in die Vollen. Die Volksstimme will den Tunnel! Zack. Kommentar und Artikel wurden daher heute auf Seite 1 des Magdeburger Lokalanzeigers zu einer interessanten Masse verschmolzen. Kostprobe: "Im Zuge der Sparpolitik dreht die SPD-Fraktion plötzlich am Rad - gegen die Röhre.". In den Rathausfluren wird, zumindest auf sozialdemokratischer Seite, etwas gemurrt. "Beleidigen lassen könnte man sich ja auch preisgünstiger durch Internet-Blogs." (Da ist natürlich was dran.) Die Volksstimme dreht dann aber weiter auf. Sie spricht von "gemäßigten Insidern" der SPD-Fraktion, was ja auch nicht gemäßigte, also militante Insider voraussetzt. Die Rats-SPD somit als integraler Bestandteil der Achse des Bösen. Löhr als militanter Anführer einer terroristischen Vereinigung. An diesen Gedanken werden sich wohl auch die gemäßigten Insider erst noch gewöhnen müssen. Unausgegoren, pragmatisch und plötzlich sei der SPD-Antrag gegen den Tunnel. (Drei Vokabeln der deutschen Sprache, die vermutlich noch nie gemeinsam in einem Satz aufgetreten sind.) Die Argumentationen der SPD seien aus dem hohlen Bauch heraus. Das meint die Volksstimme dann lieber nicht selber, sondern wird den anonymen gemäßigten Insidern zugeschrieben.
Wirtschafts- und Verkehrsexperten sind perplex von der Position der SPD - weiß die Volksstimme auf Seite 1 (!) zu berichten. Abgesehen davon, dass nicht perplexe sondern freudig erregte Experten nicht so richtig gewürdigt werden, verschweigt der Text leider nähere Details zu den Experten. Statt dessen kommen der Tiefbauamtsleiter Thorsten Gebhardt ("infrastrukturelle Zukunft wird verbaut") und der Leiter der städtischen Baurechtsabteilung Dr. Dieter Scheidemann üppig zu Wort. Beide eigentlich (amtsbedingt) nicht so richtig objektiv und eigentlich auch nicht für die kommunalpolitische Willensbildung zuständig - egal. Wird man in dem 5spaltigen, halbseitigen Artikel die SPD-Sicht würdigen? Alberner Gedanke. Das würde dem Kampfauftrag des Artikels doch arg zu wider laufen.
So heißt es dann in Magdeburg ab jetzt: VOLKSSTIMME AN DIE MACHT! Ist vielleicht nicht ganz die reine journalistische Lehre, aber wenn es um die Macht geht, kann man sich nicht mit blöden Prinzipien aufhalten.
PS: Eine Berichterstattung über die Abstimmung im Stadtrat ist in der Volksstimme nicht zu erwarten. Der so gründlich wie objektiv recherchierte Artikel gibt als Datum der Abstimmung im Stadtrat konsequent, aber falsch, den 11. Mai an. Damit keine Verlassenheitsgefühle im leeren Ratssaal aufkommen, sei verraten, dass die Abstimmung für den 10. Mai geplant ist.
PPS: Ob es irgendeinen Zusammenhang zum ausgesprochen verwirrten Bericht "Maradona aus Psychatrie entlassen" (Rubrik Rund um die Welt) gibt? Dort wird heute detailliert von grün leuchtender, gentechnisch veränderter, Sprengstoff erschnüffelnder Bäckerhefe (Schuld: US-Forscher) berichtet. Was hat Maradona mit Bäckerhefe zu schaffen? Das bleibt ein kleines süsses Geheimnis der Volksstimme. Vermutlich wächst beides in Tunneln zu stattlicher Größe heran.
Labels: Löhr, Magdeburg, Stadtplanung, Verkehr, Volksstimme
1 Comments:
Mal was am Rande:
Du machst hier unten auf deiner Seite Werbung für einen dieser dubiosen, betrügerischen Lebenserwartungsservices, die angeblich kostenlos sind aber im Kleingedruckten 99€ kosten. Nur mal so ... um dein Gewissen ein wenig anzuregen.
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