Montag, Mai 07, 2007

Hätten Sie gewußt, dass...

... die Industrie- und Handelskammer Magdeburg "den imperialistischen Gegner an der unsichtbaren Front unter Anwendung spezifischer Mittel und Methoden" bekämpft und die Führungsebene, IHK-Präsident Klaus Hieckmann, "aus marxistisch-leninistischer Überzeugung" handelt? Tja, unsere Wirtschaftslenker sind ja immer für eine Überraschung gut: Die IHK als Arbeitsgruppe der Marxistisch-Leninistischen Partei (MLPD) - sieh an - wen der Böhmer sich so als Berater gönnt!

Nach dem Hieckmann nun als Gefolgsmann der Stasi enttarnt wurde, könnte man ja auf den Gedanken kommen, dass vielleicht ein ... Rücktritt? Ist doch eigentlich schon irgendwie peinlich. Ein vernüftiges Arbeiten dürfte ausgeschlossen sein - wenn die Geschäftspartner nun ihre Schreiben immer mit "Sozialistischem Gruß" unterzeichnen. Aber es gilt: Karrieristen aller Länder - vereinigt Euch! Der Hauptgeschäftsführer der IHK, Wolfgang März (CDU), ist nicht etwa verblüfft. Nein. Das ist doch nicht neu, sagt er. Genosse... ähm Präsident Hieckmann hatte doch bei seiner Wahl vor zwölf Jahren ausdrücklich gesagt, dass er in der DDR mit allen Institutionen zusammengearbeitet hatte. Also Junge Pioniere, GST, Vogelkundler, Redaktion der Sowjetfrau und eben Stasi - war doch immer klar. Meint der sonnige März, dessen Partei sonst erheblich aufgeregter ist, wenn man mal einen PDS-Angehörigen ein wenig mit Stasi am Zeug flicken kann..

Ganz überraschend kommt es allerdings tatsächlich nicht. Bei keiner Organisation weicht der offizielle Anschein der Seriosität so stark von der tatsächlichen Halbseidigkeit der Handelnden ab, wie bei der (Magdeburger) IHK. Gut dotiert haben einige Personen die IHK geentert. Sie profitieren davon, dass die tausenden Zwangsmitglieder neben der zwangsweisen Einziehung der Beiträge nicht auch noch bereit sind zu irgendeiner Veranstaltung der anachronistischen Kammer zu rennen. Da kann man dann gemütlich mit den Beinen baumeln und gutbezahlt ein wichtiges Gesicht machen.

Herr Hieckmann wurde 1986 übrigens von der fiesen totalitären Staatsmacht auf das übelste in die Pflicht genommen, gibt er zu verstehen. Drohte ihm Gefängnis? Politische Verfolgung? Naja.... fast. Er wollte doch so gerne Generaldirektor werden! Hatte man gedroht ihm das zu verweigern? Also nicht so direkt. Er hatte aber die Befürchtung, dass man ihm "vielleicht einen Strich durch die Rechnung macht". Da hatte er "keine Alternative"! Ein wirklich erschütterndes Schicksal. Da wäre er vielleicht poppeliger Direktor geblieben! Da meldet man doch lieber in höchster Not an die Genossen, dass der zu überwachende "keine klare politische Ausstrahlung" habe und "überheblich und arrogant" sei. Ob das wirklich förderlich für die Karriere des Bespitzelten war?

Es sind genau diese, nur für das eigene Fortkommen Andere gegen die Wand laufen lassenden Leute, vor denen es einen Ekeln sollte. Überzeugungstäter ändern vielleicht ihre Überzeugungen. Charakterlich Mängelbehafte bewahren ihre netten Eigenschaften auch im neuen System.

Nun will Herr Hieckmann, der überhaupt nicht an seinem Sessel klebt, zunächst einmal die Haltung der "Wirtschaft" abwarten. Schließlich ist er doch unverzichtbar. Das Planetensytem kreist praktisch um ihn. Seine Spezis werden ihm sicher fett auf die Schulter klopfen. Sie hätten genau so gehandelt - werden sie ihm sagen. Kammer ohne Hieckmann? Das ist wie Sommer ohne Sonne. Sollen wir denn alle verhungern?

Demokratie lebt ja bekanntlich vom mitmachen. Unter kammer@magdeburg.ihk.de kann man sich am Schulterklopfen beteiligen.

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

die "Lumpen" sind an der Macht.

1:36 PM  

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