Wehrturmschändung
In der Dienstagsausgabe der Volksstimme war doch tatsächlich von einer "Perle am Elbufer" zu lesen. Gemeint war allerdings der hier schon wiederholt bespöttelte, ja verurteilte, Umbau der Lukasklause. Mit der Anklatschung eines verklinkerten (Iiiii-bah) Fahrstuhlschachtes an den historischen Wehrturm haben wir nicht nur einen weiteren architektonischen Tiefpunkt erreicht. Das von den Verantwortlichen in Redebeiträgen zynisch auch noch als "Kleinod" verspottete, an ein mittelalterliches Raumschiff erinnernde Ensemble sieht nun so aus, als hätte Hundertwasser einen Scherz gemacht, der dann auch noch versehentlich gebaut wurde.
Auch die nette Entschuldigung das Ding sei jetzt behindertengerecht kann hier nicht gelten. Die ägyptischen Pyramiden sind auch sowas von nicht behindertengerecht. Wehe den Pyramiden, wenn die Magdeburger Stadtverwaltung da mal was zu sagen kriegen sollte!
Auch die nette Entschuldigung das Ding sei jetzt behindertengerecht kann hier nicht gelten. Die ägyptischen Pyramiden sind auch sowas von nicht behindertengerecht. Wehe den Pyramiden, wenn die Magdeburger Stadtverwaltung da mal was zu sagen kriegen sollte!
Labels: Kultur, Magdeburg, Stadtplanung
3 Comments:
Also mal zusammengefasst:
Die Lukasklause ist -als Gebäudekomplex, wie er da steht- höchstens etwa 150 Jahre alt (der Turm ist älter, schon klar). Damit ist offenbar das Zeitlimit überschritten, das es erlaubte, was anzubauen.
Die Stützwand am Schleinufer (vgl.anderer Eintrag), ist auch etwa so alt. An der soll man nichts wegnehmen.
Hilfreich wäre nun eine Aufklärung, bei welchem Zeitpunkt sich das Limit für zulässige Hinzufügungen / Wegnahmen einstellt, lieber Hildegunst.
Weiterhin: Interpretiere ich es aus diesem Blog richtig, daß die Glaspyramide vor dem Louvre in Paris zu den worst cases der Architekturgeschichte gehört?
Jörg
Pyramiden in Magdeburg?
Aha!
Jetzt erahne ich die wahre Funktion dieses neuen Sendeturmes. Derzeit 140 Meter des Turmes entsprechen in etwa der Höhe der Cheops-Pyramide (147 Meter).
Immerhin kann man sich anhand des Turmes die Höhe der Cheops Pyramide vorstellen. ;-)
Manno DeLarossa
@Jörg: Es gibt kein Zeitlimit. Es gibt ein "sieht albern aus Limit" (Die Glaspyramide in Paris war heftig umstritten- ich hätte sie vermutlich auch eifrig befehdet). Es ist selbstverständlich - wie eigentlich immer beim Denkmalschutz - eine Geschmacksfrage. Unter Abriss historischer Bauteile eine Glas-Klinkerkonstruktion anzuheften, finde ich reichlich abwegig. Bei solchen historischen Anlagen ist (noch dazu wenn die Stadt kaum noch über welche verfügt) ein gewisses Fingerspitzengefühl gefragt. Im Zweifel gilt: bewahren. Beide Eingriffe (Lukasklause und Stadtmauer) kommen jedoch mit modernistischer Arroganz daher und verändern das historische Erscheinungsbild ohne wirkliche Not sehr stark. Wenn ich sehe wie der Magdeburger "Denkmalschutz" sonst diskutiert, wenn ein Arzt sein Praxisschild an ein normales Gründerzeithaus anbaut und wie (unnötig) radikal andererseits mit öffentlicher historischer Bausubstanz umgegangen wird, staune ich schon.
Ich hätte das Beibehalten des ursprünglichen Erscheinungsbildes für deutlich angenehmer gehalten. Das nach dem Umbau der Lukasklause im 19. Jahrhundert nach dem damaligen Zeitgeschmack entstandene etwas "märchenhafte", idyllische Bild des Wehrturms ist nun nachhaltig beeinträchtig. Optisch wurde er (nach dem Tunnel zu seinen Füßen) nun brutal in das 21. Jahrhundert geholt. Schade.
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