Freitag, Mai 04, 2007

Der Damokles-Tunnel

Wird er gebaut - der gefürchtete Tunnel des Damokles ? Das Unheil schwebt über der Stadt. Ob es herniedersaust und Stadtkasse und -entwicklung in den Abgrund reißt, ist völlig offen. An guten Tipps fehlt es nicht. Neulich versuchten Bauminister Daehre (CDU), die IHK und die Bahn AG mit hypnotischen Beschwörungen die Stadt wieder auf Linie bzw. in den Tunnelschacht zu bekommen: Eure Arme werden schwer, ihr atmet ganz ruhig, die Augen fallen zu, die Beine werden schwer, der Verstand setzt aus, Geld ist doch kein Problem, sehr hübsch so ein Doppelloch in der Innenstadt ...

Da Teile der SPD (nämlich Stadtrat Czogalla) in letzter Zeit die Linie der Partei etwas konterkariert hatten, sahen sich nun Rainer Löhr, Jürgen Canehl und Hans-Dieter Bromberg (alle SPD) veranlasst eine gemeinsame Presseerklärung zu verlautbaren. Tenor: Nein zur Hypnose. Nein zum Tunnel. Sie gehen dann recht deutlich ins Detail und stellen diverse fiese Fragen zur Sinnhaftigkeit des Projekts in den Raum. Wieso z.B. braucht die Straßenbahn am Damokles-Tunnel dringend eine Durchfahrtshöhe von 4,50 m nicht jedoch an der Halleschen Straße? Wächst so eine Bahn auf ihrem Weg nach Westen? Oder braucht da jemand nur dringend mal ein hübsches Argument wieso so ein Tunnel + 4,50 m Brücke unbedingt, unabänderlich, ja gottgewollt da hin muss.

Die CDU läßt sich nicht zu einer konkreten Beantwortung von Fragen hinreißen. In der Stellungnahme des Kreischefs Jürgen Scharf wird statt dessen mitgeteilt: "Wir haben inzwischen belastbare Erkenntnisse, dass die Tunnellösung gegenüber einer Sanierung der Eisenbahnunterführung weitgehend kostenneutral umgesetzt werden kann." Soso. Belastbare Erkenntnisse. Die hat Erich von Däniken (Volksstimme-Rubrik Lieste´s - weeßte´s) auch. Wobei er mehr auf von Quecksilber angetriebene Raumschiffe setzt.

Das Verblüffende an den belastbaren Erkenntnissen: neulich schwor man noch bei Trümpers Amtskette: Tunnelbau und "alles so lassen wie es ist" wäre gleich teuer. Gut das glaubt natürlich keiner - klang doch aber irgendwie fesch. Nun hat man nur noch belastbare Erkenntnisse! Die sprechen nicht etwa von Kostenneutralität, sondern sehen diese als ggf. weitgehend (!) gegeben an. Ah-ja. Die Produkte der DDR orientierten sich früher übrigens weitgehend am Weltmarkt. Weitgehend!

Labels: , , , , , , , , , ,

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Zur Problematik der MVB-Fahrdrahthöhe:
Dafür gibt es Vorschriften. Wenn die Fahrdrahthöhe in der Hallischen Straße diese unterschreitet (wie jetzt sicher auch bei den Bahnhofsbrücken) gibt es für diese "Bestandssituation" Ausnahmegenehmigungen.
Wenn die Deutsche Bahn AG die Brücken erneuert, kann sich niemand mehr auf solche "Bestandssituation" berufen, also muß das Straßenbahngleis abgesenkt werden.
Das muß man als Blogger nicht wissen, als langjähriger Stadtrat (z.T. seit anderthalb Jahrzehnten) zeugt es schon von selektivem Gedächtnis, solche Fakten nicht mehr parat zu haben; die sind nämlich nicht das erste Mal auf dem Tisch.
Zur Kostenproblematik: Bedauerlicherweise ist mir noch keine Zahl begegnet, was der Ersatz der Brücken kostet, ohne das untendrunter mehr geändert wird, als die Straßenbahn abzusenken. Davon müßte die Stadt schließlich auch 30 % bezahlen (Eisenbahnkreuzungsgesetz).
Ob der Eigenanteil einer Kommune an diesen Kosten sich per Inanspruchnahme weiterer Fördertöpfe herunterdrücken ließe, kann ich nicht sagen, bin aber im Zweifel (schließlich findet keine Verbesserung der vorhandenen Situation statt).
Wenn man als Leser der "Volksstimme" nur eine Seite einer Medaille kennt, kann man auf diese prima draufhauen; trotzdem behält sie ihre andere.

Jörg

10:10 AM  
Blogger Hildegunst said...

Die Volksstimme hatte ja durchaus beiden Seiten der Medaille Rederecht erteilt. Die scharfe Seite verzichtete allerdings weitgehend auf inhaltliche Details. Ob die Erneuerung der Brücken eine zukünftige Ausnahmegenehmigung ausschließt, kann man vermutlich auch anders sehen. Die Fahrdrahthöhe ist zumindest nicht ausdrücklich im Grundgesetz erwähnt. Bevor das Landesverwaltungsamt (oder wer da gerade mit der Zuständigkeit geschlagen ist) sagt: "dann fahren halt keine Bahnen mehr nach Stadtfeld" könnte eine Ausnahmegenehmigung (mit Auflagen zur zulässigen Durchfahrthöhe etc.) doch nicht völlig fern liegen.

6:56 PM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home

Google
 
Web hildegunst.blogspot.com