Mittwoch, Mai 09, 2007

Stasi in die Produktion

Die Mitarbeiter der Magdeburger IHK haben es derzeit nicht leicht. Da werden eifrig Sandsäcke geschleppt, wird Nato-Stacheldraht entrollt, Türen gepanzert und MG-Nester eingerichtet. Sicherlich werden im Keller schon Transparente bemalt: "Hieckmann bleibt Präsident!", "Die Stasi nahm nur die Besten!", "Alles für das Wohl des Volkes" etc. Man bereitet sich auf eine längere Belagerung vor.

Wolfgang März (CDU), IHK-Hauptgeschäftsführer musste sich nun von der Volksstimme (Seite 2 des Landesteils) sogar der Verbreitung unwahrer Tatsachen bezichtigen lassen. Als Schild und Schwert der IHK hat man derzeit einiges einzustecken. Dazu blickt er so finster auf einem Freundschaftsbild neben Hieckmann, dass man hofft, ihm nicht nachts alleine über den Weg zu laufen.

Draußen vor der IHK-Zentrale (einem ehemaligen Kino, welches unter Verlust von Arbeitsplätzen übrigens Anfang der Neunziger der IHK weichen musste) rotten sich Sozialdemokraten, Grüne und Opfer des Stalinismus zusammen und fordern die Auslieferung des der Stasimitarbeit überführten Präsidenten.

Schon etwas rußverschmiert, im Schein lodernder Fackeln und rauchender Nobelkarossen werden aus dem Befehlsstand die üblichen Durchhalteparolen abgesondert: Prösidium und Hauptgeschöftsführung stöhen UN ER BÖTT LICH an der Seite des Prösidenten. Es sei mit einer längeren Auseinandersetzung zu rechnen. März: "Die Unternehmerschaft setzt sich damit intensiv auseinander." Also dann: Helm ab zum Gebet!

Nun liegt es doch eigentlich auf der Hand, dass die Präsidentschaft für Herrn Hieckmann nie wieder so schön wird, wie sie einmal war. Immer wenn er irgendwo erscheint, wird in den Köpfen der Besucher der Gedanke gebildet: "Der war also mal bei der Stasi". Diverse Menschen im politischen Bereich werden diesen Gedanken auch immer wieder laut formulieren. Die Akzeptanz des offiziell seriösen Amtes bricht in sich zusammen. Die Arbeits- und vor allem Repräsentationsfähigkeit der Magdeburger IHK geht derzeit gegen Null und wird sich unter Hieckmann nicht mehr normalisieren. 61 ist er nun auch schon.

Die Situation schreit nach Rücktritt, wenn man die Kammer des Schreckens vor schlimmeren bewahren wollte. Diese Realität wird im Bunker jedoch nicht mehr erkannt. Irgendwie bleibt Hieckmann sich damit natürlich auch treu. Er war bereit Kollegen über die Klinge der Stasi springen zu lassen, um seine Karriere voranzutreiben - er ist bereit das Ansehen der IHK zu versenken, um Präsident zu bleiben.

PS: Man kann Klaus Hieckmann natürlich auch verstehen. 1989 forderten alle "Stasi in die Produktion". Er macht das - und nun ist es auch wieder nicht recht.

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6 Comments:

Anonymous Anonym said...

Was soll man noch hinzufügen? Wenn ich Fußballtrainer wäre, wünschte ich meinem Torhüter jedenfalls nicht die Höchststrafe: getunnelt zu werden.

Es ist mal wieder kaum auszuhalten, wie Magdeburgs Innenstadt für kommende Generationen zerklotzt werden soll. All ihr Tunnelfahrer: lasst ab von diesem Wahnsinn, spart das Geld, erspart der gebeutelten Innenstadt eine weitere Zerstörung. Sonst wird man noch sagen: Nun hat die Metropole Magdeburg die Innenstadt, die sie am 16. Januar 1945 gebraucht hätte.

6:17 PM  
Anonymous Anonym said...

mitmenschen, die an cvbk (chronischer vergangenheits-bewältigungs-konflikt) leiden, bedürfen unserer besonderen rücksicht und anteilnahme im alltag. man sollte sie nie nach der uhrzeit fragen und ihnen stets einen platz in der straßenbahn anbieten. insbesondere, da diese patienten oft parallel zu historia-absentia neigen, einer art temporär-corticalem verschlussmechanismus, der sich in verbindung mit cvbk in einer form synoptischer teilausblendung historischer lebensabschnitte manifestiert. das erinnern fällt den betroffenen in solchen situationen in der regel äußerst schwer - es herrscht eine art blockade. plötzliches und allzu eindringliches drängen auf erinnerung an das gewesene kann zu dramatischen fällen sogenannter blowouts führen - quasi erinnerungsschocks! um dies tunlichst zu vermeiden, ist es im allgemeinen notwendig, diese patienten um himmels willen nicht mit teilabschnitten ihrer vergangenheit zu konfrontieren. leider ist das nicht allen mitbürgern immer bewußt - dieses insiderwissen ist zumeist auf angehörige der medizinischen zunft beschränkt ... von denen ja einer unser bundesland regiert.

7:00 PM  
Anonymous Anonym said...

Eine Krähe kratzt ....

8:34 PM  
Anonymous Anonym said...

und 2 krähen hacken ...

11:15 PM  
Anonymous Anonym said...

Es ist eine Schande, wie derzeitig das immer offene und ehrliche Verhalten des Präsidenten der IHK verurteilt wird. Verständlich, dass die Reaktion des Herrn Hieckmann Schweigen (er war ja in allem was er tat so gut) hervorruft, denn ganz unbedarft hat er andere bespitzelt( auch nicht wirklich, nur eine unumgängliche Zusammenarbeit praktiziert) und das nicht zu deren Schaden. Dieses Verhalten kann einem gewissen Altersbereich zugeordnet werden. Also "Gebt den Kindern das Kommando! Kinder an die Macht!" Nun fragt man sich als Magdeburger schon, warum ein solches Verhalten vom Hauptgeschäftsführer und dem Präsidium unterstützt wird. Aber zuviel der Gedanken. Vielleicht sind ja alle nur gute Spielkameraden. Also, schnappen wir unser Spielzeug und spielen mit. Und wenn wir dabei schmutzig werden, nehmen wir das Wasser aus der Wand, welches uns die Wirtschaft zur Verfügung stellt.

11:04 AM  
Anonymous Anonym said...

Und die Moral von der Geschicht´?
"Habe keinem geschadet". Mindestens darf bezweifelt werden, ob Noch-IHK-Präsident und IM Hieckmann-Stahl in der Lage ist, dies selbst zu beurteilen. Und haben wir diese deswegen in Deutschland zu Recht unsäglich gewordene Phrase nicht bereits nach 1945 von unzähligen Mitläufern des NS-Regimes gehört? Davon abgesehen, lehrt uns dieser Fall aus Magdeburg vor allem zweierlei:
1. Der unwiderstehliche Drang, den berühmt-berüchtigten Schlusstrich zu ziehen, kommt auch über ein Vierteljahrhundert nach Hans Filbingers erzwungenem Rücktritt nicht aus der Mode.
2. Das "gute Gewissen" - O-Ton Hieckmann-Stahl: "Ich habe eines!" lässt man sich so schnell von niemandem ausreden, schon gar nicht aufgrund regel- und karrierewidriger Systemwechsel!

3:25 PM  

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