Mittwoch, Mai 09, 2007

Heerschau

Das Kampfgetümmel um den Damokles-Tunnel wird zunehmend unübersichtlicher. Während sich heute die Leser in der Leserbriefspalte einen Schlagabtausch liefern, kann man mal versuchen durch den Schlachtenqualm hindurch die Aufstellung der Truppen zu erkennen.

Eine klare Sache scheint die CDU, neben der Volksstimme stärkster Tunnelbefürworter. Die Tunnelvorlage wurde Parteiintern zu einem heiligen Buch erklärt und kommt in der Wertigkeit knapp hinter der Bibel. Die 15 christdemokratischen Räte werden vermutlich geschlossen für den Tunnel, also gegen den SPD-Antrag, stimmen. Es sei denn, eine interessante Kulturveranstaltung (ist vielleicht wieder ein Zauberer in der Stadt?) reißt wieder einmal größere Löcher in die Fraktionsreihen.

Auf der Gegenseite stehen, scheinbar ebenfalls grimmig zum Kampf entschlossen, die Bündnisgrünen (4 Räte). Solange niemand auf die Idee kommt, ihnen den Tunnel mit dem Namensvorschlag "Kaiser-Otto-Tunnel" in letzter Minute schmackhaft zu machen, werden sie wohl bei ihrer langjährigen Ablehnung bleiben.

Schwierig ist die Lage bei der SPD (13 Räte). In den Fraktionsräumen sitzt der Fraktionsvorstand an knarzenden Funkgeräten: "Czogalla bitte kommen. Czogalla bitte kommen. Es gibt neue Erkenntnisse. Wechseln sie umgehend den Kurs! ... knarz.. krächz...(singend!).... Major Olaf ... wollen sie das Projekt, denn so zerstören?" Doch - er kann nichts hörn.
Mehrere SPD-Räte könnten mit Enthaltung oder gar Ablehnung des SPD-Antrages votieren. Es droht der sozialdemokratische Supergau - Ablehnung des eigenen Antrags durch den Stadtrat durch eigene Stimmen. Das bei der vermutlich wichtigsten städtebaulichen Entscheidung der Legislaturperiode. Könnte nach einem solchen Desaster der Fraktionsvorstand im Amt bleiben? Will er das?

Noch undurchsichtiger ist die größte Fraktion. Die 16 Mannen der PDS haben sich bisher stark zurück gehalten. Das Thema wird eher als lästig empfunden. Alles scheint möglich. Das die Fraktion sich geschlossen für eine Seite entscheidet ist jedoch eher ausgeschlossen.

Auch die 4 von der FDP sind nicht so richtig berechenbar. Steuergelder einsparen wäre an sich ja ein liberaler Ansatz. Andererseits dürfte das kaiserliche Dauerfeuer der Volksstimme nicht spurlos vorübergehen.

Bei future!, der Stagepartei (2 Räte) ist zwar anzumerken, dass rein jugendpolitisch der Tunnel nicht so richtig einzusortieren ist. Vermutlich wird man sich jedoch auf die Seite der Mehrheits-SPD und der Grünen schlagen.

Da der Tunnel für den Tierschutz keine Rolle spielt, werden wohl der Bund für Magdeburg und die Vertreterin der Tierschutzpartei (gemeinsam 2 Räte) vorher ein Los ziehen und dann entscheiden.

Die Spannung bleibt. Sicher wird die Volksstimme morgen noch mal die Tunnelgegner in die Defensive drängen. Morgen Abend wissen wir dann mehr.

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2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Was soll man noch hinzufügen? Wenn ich Fußballtrainer wäre, wünschte ich meinem Torhüter jedenfalls nicht die Höchststrafe: getunnelt zu werden.

Es ist mal wieder kaum auszuhalten, wie Magdeburgs Innenstadt für kommende Generationen zerklotzt werden soll. All ihr Tunnelfahrer: lasst ab von diesem Wahnsinn, spart das Geld, erspart der gebeutelten Innenstadt eine weitere Zerstörung. Sonst wird man noch sagen: Nun hat die Metropole Magdeburg die Innenstadt, die sie am 16. Januar 1945 gebraucht hätte.

9:37 AM  
Anonymous Anonym said...

Apropos (Er-)Sparen:

Von den voraussichtlich 36 oder 37 Millionen Euro Baukosten müßte die Stadt selbst nur 4 Millionen aufbringen.

Der Tunnel wäre also ein Schnäppchen!

Manno DeLarossa

P.S.: Ich frage mich, wie hoch das Wasser bei Starkregen übrigens im neuen Tunnel stehen würde... ;-)

12:09 AM  

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