Mittwoch, April 11, 2007

Nächstenliebe

Ui - da werden die Leserbriefe aber hochschlagen. Die garstige Friedhofschefin hat doch tatsächlich versucht die Beerdigung einer Babyleiche vor den versammelten Trauergästen abzubrechen, da noch was mit der Rechnung offen war. Beim ungeübten Volksstimmeleser entsteht der Eindruck der Magdeburger Stadtgarten und Friedhofsbetrieb hat sich nun neben der sinnlosen Verstümmelung von Bäumen auch die gezielte Bekämpfung junger Familien auf die Fahnen geschrieben.

Das ist heute ganz sicher kein schöner Tag für Simone Andruscheck, die (Friedhofs-)Chefin des Eigenbetriebes. Die Volksstimme verwies nur recht verschämt darauf, dass der betroffene (und scheinbar ausgesprochen gewinnoptimierte - sich vermutlich auf einen Börsengang vorbereitende) Neustädter Friedhof NICHT wie sonst üblich zu den städtischen Friedhöfen gehört. Hier regiert das harte Regime christlicher (evangelischer) Nächstenliebe! Nur so am Ende des auf Seite 1 der Lokalausgabe der Volksstimme prangenden Artikels finden sich bedauernde (für die Leser eher kryptische) Stellungnahmen kirchlicher Stellen.

Scheinbar möchte die Volksstimme in Anwandlung christlicher Nächstenliebe allzu deutliche schlechte Presse für die Evangelische Kirche vermeiden. Naja. Volkes Stimme hat dabei übersehen, dass sich hinter der rüden Vorgehensweise ein neues Konzept verbirgt. Zunächst wurden in Halberstadt die nicht christlichen Domführer des Tempels verwiesen. Sie waren zwar (auch finanziell) engagiert im Verein zum Erhalt des Doms - aber eben ungetauft! Es erschall der Ruf: "Nieder mit den Ungläubigen!" Andernorts wird das Totengeläut für Nicht-Christen verweigert. Von wegen - Im Tod sind alle gleich. Da muss schon sehr fein differenziert werden. Sicher hat Petrus am Himmelstor (unter klarem Verstoss gegen den Datenschutz) auch direkten Zugriff auf das polizeiliche Führungszeugnis der Verblichenen.

Angesicht der Tatsache, dass über Fördermittel und Zuschüsse die kirchlichen Einrichtungen im zu 80 bis 90 % unchristlichen Sachsen-Anhalt ganz erheblich von Heiden finanziert werden (Zuschüsse zu Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft: 90 %) muss das Konzept: "Kampf den Ungläubigen" zwar etwas verblüffen, aber was soll`s. Nur weil ein Konzept nicht sinnvoll ist - muss man es ja nicht gleich ablehnen. Als derzeitiger Höhepunkt nun die neue Sympathiekampagne: "Siehe zu, wo du mit Deiner Kinderleiche bleibst!". Nichts für zarte Gemüter - aber sicher wirkungsvoll.

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3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Wenn es eine Päpstin gegeben haben soll (worüber sich die Gelehrten streiten): vielleicht exisitert auch eine Teufelin und sie will verhindern, daß verstorbene Menschen in geheiligtem Boden beerdigt werden...

Manno DeLarossa

4:07 PM  
Anonymous Anonym said...

Ein guter Grund, aus Protest die Kirche zu verlassen. Eigentlich Pflicht für jeden wahren Christen!

Manno DeLarossa

P.S.: Was macht die Friedhofverwaltung eigentlich, wenn sich nach einer Beerdigung herausstellen würde, daß die Rechnung nicht beglichen wird?

Werden die Toten dann wieder ausgegraben...??? :-/

9:54 AM  
Anonymous Anonym said...

ich warte noch auf den moment wo friedhöfe kapitalistische werbestrategien für sich entdecken um mehr geld einzunehmen

"der folgende film wird ihnen präsentiert vom friedhof zur stillen ruh kommen sie doch mal zum probeliegen"

gruss basti
magdeblog.de

1:19 AM  

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