Mittwoch, Januar 24, 2007

Seniorentanz

Manchmal ringt sich unsere, trotz allem heiß geliebte, Volksstimme zum Abdruck einer echten Perle durch. Heute zum Beispiel der Bericht von Katja Tessnow über den Antrag der Rats-FDP zur Seniorenfreundlichkeit. Da können Satire-Magazine (und -Blogs) einpacken. Gut - die Vorlage der FDP, hier dargestellt durch Sabine Paqué, schreit natürlich nach Satire. Der Oberbürgermeister soll doch an besonders seniorenfreundliche Geschäfte etc. Plaketten verteilen. (Übrigens: Typisch Magdeburger FDP! Etwas was gut in privater ehrenamtlicher Regie laufen könnte, soll doch - ganz unliberal - Vater Sozialstaat hucken!) Hintergrund eines solchen Begehrens ist natürlich eher weniger der tatsächliche Nutzen (welche gramgebeugte 85jährige liest sich schon die Plaketten an Geschäften durch?) sondern die Besetzung des Themas. (Etwa: Liebe zahnlose debile Senioren: wählt doch uns!)

Wenn man das zu offensichtlich macht, merken die anderen aber was und finden Gründe, den eigentlich nur im normalen Rahmen sinnfreien Antrag zu verdammen. So prügelten dann zunächst einmal alle auf die verdutzte Seniorenfreundin Paqué ein, als ginge es um Punkte! PDS, future!, Grüne, SPD. Es ist ein Lust. Jürgen Canehl (SPD): "Ich finde das richtig bescheuert!" wird eigentlich nur noch von Alfred Westphal (65, Grüne) mit "Zu Ihrer freundlichen Aufforderung, künftig am Stock zu erscheinen, sage ich dankend Nein!" übertroffen. Eigentlich Schade. Das wäre doch ausbaufähig gewesen. "Dieses Geschäft ist senioren-, kinder-, behinderten-, männer-, frauen-, ausländer-, kunden-, igelfreundlich! (Nicht zutreffendes bitte streichen!)" Endlich müsste man nicht mehr furchtsam in Geschäfte gehen, nicht wissend, ob sie einem nicht gerade feindlich gesonnen sind.

Es gab sogar bekennende Seniorenfreunde! Wigbert Schwenke (CDU) war über die Ablehnung des hochsinnvollen Antrags entsetzt! Ja sogar emotional aufgewühlt! Klaus Kutschmann (Bund für Magdeburg) sah zu hauf hilflose Menschen. Naja - man darf nicht so ohne weiteres von einer Antragseinbringung im Stadtrat auf die Allgemeinheit schließen.

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