Sonntag, Dezember 02, 2007

Alles fließt

Es gibt Aufgaben - die sind eigentlich unlösbar. So eine unmögliche Aufgabe wurde zum Beispiel vom gerade verflossenen Chef des Landeskriminalamt Sachsen-Anhalts, Frank Hüttemann, verlangt. Wie bitte schön soll man eine Hakenkreuzverwendung an einer Hauswand politisch und damit statistisch einordnen? Links, rechts, liberal, ungeklärt? Nun - Kleingeister und Engstirnige könnten geneigt sein, einen gewisse Rechtslastigkeit der Tat zu unterstellen. Immer diese Vorurteile! Schämt Euch! Könnte es nicht auch sein, dass einige durchreisende Hindus das Symbol des Sonnenrades nach alter Tradition als Glücksbringer an unsere Hauswände pinselten? Möglicherweise waren auch Bürger der autonomen panamaischen Region Kuna Yala zu gange und lechzten danach, den die Welt bekanntlich erschaffenden Oktopus, mit der ihn ordnungsgemäß symbolisierenden Swastika zu ehren? Vielleicht waren es ja auch Linksradikale, die sich als Rechtsradikale tarnen? Oder aber Niedersachsen, die unser schönes, weltoffenes Sachsen-Anhalt aus Gründen des Neids auf unsere emporstrebende Tourismusindustrie als rechtsradikalen Sumpf verunglimpfen wollen?

Da sah Herr Hüttemann nur eine Alternative: Solange die mittelamerikanische Oktopustheorie nicht ausgeschlossen werden kann, handelt es sich bei Hakenkreuzschmiererein um "Straftaten ohne erkennbare politische Motivation". Das hatte auch den Vorteil, dass die rechtsradikalen Straftaten stark rückläufig waren. Solange man die Täter nicht ermittelt und die ihre wahre Motivation gestehen, ist ein sicherer Nachweis kaum möglich. Geschändete jüdische Friedhöfe? Tja - die Satanisten nehmen etwas überhand. Hitlergruß? Könnte natürlich auch eine bedauerliche spastische Lähmung sein. Überfälle auf Ausländer? War Hitler nicht sogar selbst Ausländer? Da scheidet ein rechtsradikaler Hintergrund ja fast schon aus.

Natürlich kann man so oder so zählen. Um eine Statistik wirklich unbrauchbar zu machen, muss man jedoch so UND so zählen. In Sachsen-Anhalt hatte sich jede Polizeidirektion so ihre eigenen Ansichten zur politischen Einschätzung von Hakenkreuz & Co. erarbeitet. Nachdem Frank Hüttemann seine das internationale Ansehen schonende Verfahrensweise auch öffentlich per Fernsehinterview gegen seinen Chef Holger Hövelmann (Innenminister, SPD) vertrat, war er unter Loyalitätsgesichtspunkten nicht mehr zu halten. Er darf sich, die Polizeistatistik ist ihrer Glaubwürdigkeit ja nun entledigt, im Justizministerium versuchen. Die führen doch bestimmt auch irgendeine überarbeitungswürdige Statistik.

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1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Links, rechts, liberal, ungeklärt? - das geht nicht! - da fehlt noch "GRÜN"

8:31 AM  

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