Freitag, März 07, 2008

Wirtschaftsförderung

Was einen ja doch immer wieder fasziniert, ist die Gläubigkeit der Politik an die Anmut und Überzeugungskraft des eigenen Gesichts. Da lächelt einen nun jeden Tag auf der Titelseite der Volksstimme oben rechts Wigbert Schwenke an. Das kostet ein Schweine-Geld und setzt als grundsätzliche Idee voraus, dass sein schierer Anblick die Massen so in Verzücken versetzt, dass sie wie in Trance, mit einem glücklichen Lächeln zur Stimmabgabe schreiten. Ohne schon jetzt zu viel vom Ergebnis verraten zu wollen - diese phänomenale, ja schon fast aphrodisierende Wirkung ist dem Antlitz des CDU-Oberbürgermeister-Kandidaten nicht gegeben. Auch ständige Wiederholung macht es nicht besser. Hier wäre eine Priese mehr Inhalt vielleicht doch eine noch bessere Möglichkeit gewesen, als diese enorme Betonung der eigenen Körperlichkeit.

Für den den Freund des gepflegten Wahlkampfes ist natürlich auch die Frage - Was zur Hölle kostet das eigentlich alles? - recht spannend. Der Generalanzeiger erwies sich als neugierig und stellte mal die Frage. Wenn man die Beantwortung der Frage als kleinen Test für Offenheit und Ehrlichkeit werten möchte (muss man natürlich nicht), gibt es bei Frank Theile (Linke) durchaus Grund zu Befürchtungen. Sein Wahlkampf kostet nämlich: "Soviel wie nötig." Ahja. Auch Lutz Trümper (SPD) neigt zur Verschleierungstaktik: "Keinen einzigen Cent öffentlicher Mittel." Angesichts staatlicher Parteienfinanzierung eine durchaus auch zu hinterfragende Meinung. (Für OB-Wahlkämpfe gibt es allerdings tatsächlich keine Wahlkampfkostenrückerstattung.) Kandidat Gaede hat scheinbar die Frage nicht verstanden und sieht sich mehr als 20 Stunden am Tag im Einsatz und kündigt eine Fortsetzung auch nach der Wahl an. Die niedlichste Antwort stammt von Andre Höppner (parteilos), der 50 € investiert, diese aber nutzbringend in einer neuen Hose anlegte. Für Oliver Schilling (future) investiert die Partei 1000 €. Der Platz auf dem Monopoly-Brett wäre future bekanntlich 10.000 € wert gewesen. An der Schwerpunktsetzung sollte vielleicht doch noch einmal gefeilt werden. Olaf Meister (Grüne, etwa 6.000 €) und Lydia Hüskens (FDP, "Die Kosten liegen unter deutlich 10000 €") gönnen den Wählern fast schon konkrete Werte, auch wenn der Wahlkampf in der Grammatik der FDP Spuren hinterlassen hat. Phänomenale 30.000 € gibt Wigbert Schwenke (CDU) an. Ehrfürchtig steht man vor dieser gigantomanischen Summe, die so mir nichts dir nichts verbran ... ähm ... in die Wirtschaftsförderung der lokalen Druck- und Anzeigenindustrie investiert wird. Alle Achtung. Da wird Wirtschaftsförderung aber wirklich mal ernst genommen!

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