Sonntag, März 09, 2008

Wahltag

Der Wahlkampf um die Magdeburger OB-Wahl ist beendet und hinterlässt eine gewisse Ratlosigkeit. Irgendwie fehlte ihm ein Thema. Gut, die Kandidaten haben fein das Stadtwappen gezeichnet und lustige Fragen beantwortet. Wer steht denn nun aber für was?

Das Wahlvolk scheint Fragen zum Thema Soziales und Wirtschaft zu favorisieren. Dazu haben auch alle Kandidaten was gesagt - bedauerlicherweise im Wesentlichen das Gleiche. Auch wenn z.B. die FDP ("Magdeburg kann mehr" und neuerdings mit dem Knaller "Mittelstand stärken") gerade auf das Wirtschaftsthema abzielt, bleibt für den geneigten Wähler offen, was da genau anders gemacht würde. Im Ergebnis erschöpft es sich in einer Absichtserklärung, dass man bzw in diesem Fall frau mehr machen würde. Bei Sozialem sind alle Kandidaten unglaublich - sozial! Wie auch alle Kandidierenden Jugendliche und Senioren total knorke finden. Die Frage wäre, welchem Kandidaten man das dargelegte Engagement wirklich auch für den Fall abkauft, dass sich Zielkonflikte mit anderen Themen ergeben. Auch Finanzen (sparen ja, aber nicht beim Fragesteller) und Kultur (besser und mehr) sind nicht wirklich umkämpft. Der Fachkundige kann zwar aus bisherigen Handlungen und Aktivitäten der jeweiligen Personen/Fraktionen mal hochrechnen, wie ernst das jeweils zu nehmen ist - der Wahlkampfbetrachter muss aber schon etwas raten.

Unterschiede ergeben sich dann bei einigen eher spezielleren aber eben tatsächlich kommunal stärker beeinflussbaren Themen. Wenn jemand das Wort "Tierheim" sagt, bilden sich umgehend die zu diesem Thema bestehenden Lager. Pro Neubau: Lydia Hüskens (FDP) und Olaf Meister (Grüne) (beide genüsslich petzend darauf verweisend, dass Wigbert Schwenke (CDU) den Neubau in Ottersleben aus lokalen Interessen verhindert hatte) Contra Neubau: Lutz Trümper (SPD) und Wigbert Schwenke. Bizarre Ansicht (Zusammenlegung mit dem Zoo): Oliver Schilling (future). Beim Thema Wobau-Verkauf ist die Frontlage übersichtlicher: Pro-Verkauf: Hüskens, Contra-Verkauf: alle anderen. Geradezu emotional wird es beim Thema Tunnel an den Bahnhofsbrücken: Contra: Olaf Meister ("Für eine Stadtplanung ohne Tunnelblick") und Oliver Schilling; Pro: alle anderen. Beim Alk-Verbot am Hassel und Videoüberwachungen ergeben sich im groben (mit einigen Nuancen) die Fronten "Hoch die Bürgerrechte": Hüskens, Meister und Schilling, sowie "Diese Jugend von heute": Trümper, Schwenke, Theile (Linke).

Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass bei keinem Thema die Kombination Trümper vs. Schwenke aufgetaucht ist. "Nah bei den Menschen" (Schwenke) eignet sich eher schlecht für eine wirkliche inhaltliche Auseinandersetzung. (Gleiches gilt aber auch für: kompetent, erfolgreich, gut (Trümper)) Ein Hauch von Konflikt ergibt sich beim Flugplatz, für den Wigbert Schwenke sich Status quo wünscht (spielen die denn noch?), während Trümper und die anderen einen privaten Betrieb oder aber eine Rübenzucht in Erwägung ziehen.

Dann gab es noch einige kleinere Aufreger wie z.B. den Pflegeskandal. Es wurde beim Volksstimmeforum tatsächlich mal (heißt ja WahlKAMPF) der ein oder andere Angriff gegen den Amtsinhaber geflogen (vor allem Olaf Meister wagte es sich), ohne dass jedoch Kratzer an der Teflonbeschichtung des OB festzustellen waren.

Tja liebe Leser. Soweit ihr im Status der Wahlberechtigung schwelgt, wäre es nun an Euch eine Entscheidung zu treffen. Da radikale Kräfte nicht antreten, bedarf es hier ausnahmsweise nicht des üblichen Hinweises, doch bitte den Untergang der Welt durch demokratische Wahl zu vermeiden. Allerdings kann man sich bei den beiden unabhängigen Kandidaten nicht sicher sein, ob die Stadt deren siebenjährige Amtszeit tatsächlich überstehen würde - Nicht dass es wieder heißt, das habe keiner gewusst.

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