Montag, Februar 04, 2008

Bananenrepublik

Sachen gibts! Das Magdeburger Umweltamt, Teil der vom SPD-Oberbürgermeister geführten Stadtverwaltung, hält von 50 Bäumen, die einem wunderschönen und formvollendeten, im Planungsstadium befindlichen Lidl-Markt-Parkplatz in Salbke weichen sollen, 6 für erhaltenswert. 4 davon stehen leider so ungünstig, dass die Kettensäge auch mit viel gutem Willen ihrer nicht habhaft werden kann. 2 aber würden glatt eine (plantechnische) Änderung eines Parkstreifens erfordern - wo Tinte doch so teuer ist.

Der Investor sieht sich bedauerlicherweise außerstande die Kosten für die Tinte vorzustrecken. Außerdem: Bäume gehören in den Wald! Wer hat gesagt, dass ein Lidl-Markt irgendwie nett aussehen oder sich in den Stadtteil einpassen muss? Um sich in Salbke einzupassen, müsste man eh Ruinen auf dem Gelände errichten. Also sagt der Investor nicht, denkt er aber.

Der Umweltausschuss hält den ursprünglichen Gedankengang des Umweltamtes nicht für völlig wesensfremd und beschließt mit einer Mehrheit aus SPD, Linken und Grünen - Schock! - einen Änderungsantrag. Die 2 Bäume sollen bleiben. Eine Welle der Empörung schlägt über dem infamen Ausschuss zusammen - als hätte man eben Lidl mit der Anpflanzung eines tropischen Regenwaldes beauflagt. Der in Salbkefragen bisher eher nicht in Erscheinung getretene CDU-Oberbürgermeisterkandidat Wigbert Schwenke sieht das Ende des Wirtschaftsstandortes Deutschland nahen. Die SPD ist zerknirscht, an der sich nun ankündigenden Weltwirtschaftskrise will man nicht Schuld sein. Nicht wegen zweier Bäume. Der Zorn trifft den Fraktionskollegen Jürgen Canehl (SPD), der einfach frech der Meinung der baumfreundlichen Teile der SPD-geführten Stadtverwaltung gefolgt war. Da er in der Vergangenheit mal die Verklappung Salbkes in der Nordsee gefordert hatte (zumindest sinngemäß) eignet er sich auch hervorragend als Symbol für eine Verschwörung, die mit Hilfe zweier Bäume das Ende des Stadtteils herbeiführen will. Sehr praktisch.

Blöderweise sitzt er auch im Bauausschuss, der die Sache als Nächster auf den Tisch bekommt. Schluck. Was nun? Einfach bei der eigenen Meinung bleiben? Wer weiss, was die netten Fraktionskollegen einem noch so in den Kaffee tun! Umfallen und an den Planer für die gelungene Ortszerstaltung ein ergebene Dankadresse senden? Es gibt Grenzen! (Die Dankadresse füllt derweil eifrig Olaf Czogalla (SPD) aus.) Jürgen Canehl wählt die Emigration und geht während der Abstimmung lieber mal Bananen kaufen. Achja - ewig lockt die Südfrucht!

Es bleiben einige Fragen:
1. Wenn die Planung des Investors doch sowieso umzusetzen ist und geringfügig abweichende Meinungen die Exkommunikation nach sich ziehen - wieso dann dieses aufwendige Verfahren?
2. Sollte man Stadtratsentscheidungen nicht vielleicht lieber im Hammelsprungverfahren entscheiden? Alle Stadträte die vor einer Abstimmung den Saal hastig durch Fenster oder Türen verlassen oder aber Lähmung oder Tod vortäuschen, müssten dann als Gegenstimmen gewertet werden. Das lockert auch ungeheuer auf!

Labels: , , , , , , , , , ,

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Nach dem Südfrüchte-Verfahren ist Genosse Jürgen auch schon bei der Abstimmung zum Tunnel verfahren. Damals soll er pünktlich zur Abstimmung den Sitzungssaal verlassen haben- wegen eines wichtigen Telefonats...

3:48 PM  
Anonymous Anonym said...

Wer hat uns verraten? Spezialdemokraten.

4:16 PM  
Anonymous Anonym said...

man wird sehen, mit welchem Listenplatz er 2009 zur Kommunalwahl "belohnt" wird - auch die SPD "ist nicht immer so einig hinter dem OB" - wie sie mal in einem Newsletter bekundet hat - und in der Uneinigkeit ist Mr. C. der allererste der Spezialdemokraten.

10:19 AM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home

Google
 
Web hildegunst.blogspot.com