Freitag, November 21, 2008

Palma de Börde

Üblicherweise bricht der Winter über Magdeburg ja vollkommen unerwartet herein. Gerne so um Neujahr herum, wenn sich auch der letzte Winterdienstmitarbeiter noch im wohl verdienten Winterurlaub befindet. Heute war alles anders. Seit Tagen wirbeln die Fernseh-Meteorologen aufgeregt mit ihren Ärmchen. Eine Kaltfront! Was für eine Kaltfront! Ungewöhnlichstes Wetterereignis seit Kyrill! Kyrill-erprobte Magdeburger legten schon mal Kerzen und Streichhölzer bereit. Die Meteorologie hat auch große Fortschritte gemacht. Vorhergesagtes Eintreffen der Kaltfront: 13.00 Uhr. Das ist doch mal präzise. Die Volksstimme brachte einen Sonderbericht: Gefahr von Blitzeis! Streudienst steht "Salz bei Fuß"! Das Ganze illustriert mit dem Magdeburger Aufgebot an Räum- und Streufahrzeugen. Sollte Packeis kommen - wir halten es an der Stadtgrenze zu Barleben auf! Kein Thema.

Halbwegs pünktlich so gegen 11.30 Uhr folgte auch eine ordnungsgemäße Himmelsverfinsterung und dann ca. eine Stunde Flocke an Flocke. Allerdings macht der Schnee gleich die Flocke. (Mein Gott - hier haut sogar der Schnee ab, sollen missgünstige Kritiker geäußert haben.) Dann Sonnenschein und nettes Wetter. War das jetzt schon der Winter? Wer einen längeren Mittagsschlaf benötigte, hat den Winter diesmal glatt verpasst. Da ist Magdeburg einmal vorbereitet, weite Teile Deutschlands versinken auch ordnungsgemäß im Schnee und was passiert? Magdeburg nimmt an der Katastrophe nicht teil! Es strebt den Titel "Palma de Börde" an.

Na gut. Wollen wir mal nicht über verpasste Katastrophen jammern. In Stadtfeld Ost hatten sich Diebe in einem Brillengeschäft mit 90 Sonnenbrillen eingedeckt. Diese Angst vor der Schneeblindheit war eindeutig überzogen.

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PS: Für alle die die örtliche Lokalpresse nicht konsumieren, sei im Zuge der ja auch irgendwie bestehenden Chronistenpflicht noch Folgendes kommunalpolitisch bedeutsames aber satireungeeignetes satirefrei mitgeteilt: Für Überraschung und Bedauern sorgte die Mitteilung der Volksstimme, wonach die Apotheke des Stadtratsvorsitzenden Jens Ansorge Insolvenz anmelden musste.

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9 Comments:

Anonymous Anonym said...

Martin Krems, Sprecher des Innenministeriums, sollte nicht ungelobt bleiben, wenn es um die Vorbereitungen auf das Schneechaos geht. Seiner Umsicht ist es zu verdanken, dass Tausende Reisende in diesen schweren Tagen nicht mehr ohne vollen Tank, warme Decke und Proviant! ausrücken zur Eroberung der subpolaren Zonen rings um Magdeburg. Werde meine alte Alu-Frühstücksdose reaktivieren müssen, wenn es morgen ins Büro geht.

Hätte mal der gute alte Scott vor fast hundert Jahren schon so einen Berater gehabt – er könnte heute noch leben.

11:45 AM  
Anonymous Anonym said...

Warum ist es kommunalpolitisch bedeutsam wenn die Apotheke des Herrn Ansorge in Konkurs geht?
Gut, uns steht eine Rezession ins Haus, oder wir sind schon drin. Ich glaube letzteres liegt näher, wenn eine Apotheke dicht machen muß. Bedauerlich ist so etwas auf jeden Fall, geht es doch auch um Arbeitsplätze.

10:04 PM  
Anonymous Anonym said...

es wirft kein gutes licht auf die politik, wenn deren handlungsträger insolvenz anmelden müssen - gravierender ist jedoch, dass bei all der wohlfeilen kritik an den politikern oft vergessen wird, welches maß an selbstausbeutung mit dem (ehrenamts-)job verbunden ist - es ist schade, wenn über den belastungen des ehrenamts der 'broterwerb' krachen geht

12:07 AM  
Anonymous Anonym said...

Wobei ich in diesem konkreten Fall keinen Zusammenhang zwischen Belastung aus dem Ehrenamt und der Insolvenz sehe. Anscheinend haben falsche unternehmerische Entscheidungen (Expansion, Standortwahl) zur Insolvenz geführt. Das ist sicherlich sehr bedauerlich, insbesondere für die Angestellten, läßt sich aber nicht immer umgehen.

1:38 PM  
Anonymous Anonym said...

... kann mich POSTMAN nur anschließen. Und wenn einer meint, dass er den aufgelaufenen Mietschulden seines alten Geschäfts (resp. seiner alten Apotheke) dadurch entgehen kann, dass er noch zentraler und noch größer bauen läßt. Nun ja, etwas blauäugig.

Allerdings ist Herr Ansorge nicht der erste Vertreter im Stadtrat, der nun das Insolvenzrecht am eigenen Leibe erfährt. Auch in der SPD-Fraktion gibt es da erfahrene Geschäftsleute - nur berichtet die örtliche Presse darüber nicht so "liebevoll".

Nur ein Schelm, der da parteipolitische Präferenzen in der Schreibstube an der bahnhofstraße unterstellt.

1:11 PM  
Anonymous Anonym said...

Die anderen „erfahrenen“ Geschäftsleute haben nicht so öffentlich-geschäftlich gekegelt, wie Herr Ansorge mit seiner Zentralapotheke.
Ein Schelm, wer da der Öffentlichkeit eine politische Färbung unterstellt, wenn sie das eine wahrnimmt und das andere nicht.

5:19 PM  
Anonymous Anonym said...

Platz für neue a) Apotheken b) Köpfe c) Sorgen.
Schade für die ApothekerInnen! god bless you.

10:00 PM  
Anonymous Anonym said...

dass volkes stimme als veröffentlichte meinung im magdeburger lokalteil trümperrot und dazu grün gefärbt ist, wird kein täglichleser bestreiten können - ist es nicht schön, wie man dem ob beim anziehen des (natürlich ZU GROSSEN guericke-kostüms zusehen darf!) - jede beschimpfung der konkurrenz, zuletzt von herrn löhr, wird abgedruckt - die insolvenz eines spd- oder grünen-stadtrates wäre nie auf der auftaktseite des lokalteils platziert und derart lustvoll zelebriert worden - das gibt's so nur in md - gut, dass die öffentliche meinung nicht so tickt wie die veröffentlichte!

11:54 AM  
Anonymous Anonym said...

Naja, dass das Marietta- Quartier vom Lutzefreund Aengelvelt vermarktet wurde und ofensichtlich nicht nur die kommunalen Computerheinis, sondern auch mal eben der Chef des Stadtrates zum Gelingen dieses merkwürdigen Kuhhandels beitrugen bleibt unseren dumpfbackigen Möchtegern- Journalisten verborgen- da gabs bestimmt direkt ne Abmahnung vom ehemaligen Stadtvermarkter Schüller..

10:58 PM  

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