Montag, August 04, 2008

China nervt

... und zwar sowas von! Fächer schwingende, mit angetackertem Grinsen tanzende Menschenmassen werden uns nun demnächst als Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele heimsuchen. Gut - die sind immer peinlich. (Diese tanzenden Luftballons neulich bei der EM. tststs) Das Problem in China ist aber, dass man nicht den Eindruck hat, die wollten nette Spiele. Nein. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit will man vielmehr darlegen, was für ein phänomenal großartiger Staat China doch ist! Und diese grandiosen Politiker! Olympia lediglich als schmückendes Beiwerk eine unerträglich schlechten Propagandashow. Das IOC mittendrin mit einem Image irgendwo zwischen internationalem Atomschmuggel und der Jahreshauptversammlung eines Pharmakartells. Man kann nicht so viel essen wie man kotzen möchte.

Natürlich hat jedes Gastgeberland so seine Eitelkeiten. (Die USA als Gastgeber: das braucht man auch nicht immer.) China scheint aber einen größeren kollektiven Minderwertigkeitskomplex auskurieren zu wollen. Alles wird zum Politikum. (Auweia, wenn sich da mal wieder jemand als nicht ausreichend vom Nachbarschaftskomitee geschult erweist und irgendetwas Olympiagelangweiltes äußert. Diese Schande!) Jeder muss siegen. Überall. Fürs Vaterland! Und sie werden siegen. Die Dopingkontrollen waren schön intransparent. Die Kinderquäler vom Turnen, Leichtathletik etc. können ihre Kunst in China zu ungeahnter Perfektion treiben. In Deutschland lungern dann ja gleich immer Kinderschutzbeauftragte in der Halle rum. (Kein Verständnis für die große Aufgabe der Nation Ruhm einzubringen, diese Kinderschützer.) Außerdem: Meine Güte - China stellt ein Sechstel der Menschheit, da werden doch ein paar Sportliche drunter sein. Jeder Sieg Chinas wird dann aber nationalistisch als politischer Erfolg gewertet, gefeiert, bejubelt. Hatte ich schon erwähnt das mir schlecht wird?

Unterdessen begeht die staatliche Propagandaabteilung, im Bemühen den Ruhm der Nation zu mehren, jeden Tag mehrere PR-Supergaus. Das Bild Chinas in der Welt wird derzeit von dicklichen Provinzpolizisten in schlecht sitzenden Uniformen dominiert, die Journalisten irgendetwas total absurdes erzählen, um sie bei der Arbeit zu behindern. Typisches Skript: Journalist will Kloster besuchen, Polizist an Straßensperre verwehrt die Passage mit der Begründung: "Die 150 Mönche sind im Urlaub." 24 Sendestunden live aus dem Kloster könnten nicht annähernd so gut die Fiesheit, Willkürlichkeit und Dummfrechheit des Regimes darlegen, wie der bescheuerte Polizist. Dass das Sperren des Internetzugang zu Angeboten zum Beispiel der Deutschen Welle (einem öffentlich-rechtlichen Programm der zu Gast weilenden "Freunde") schon beleidigenden Charakter hat - was soll´s.

Der Stolz der Chinesen auf ihr im Aufbruch befindliches Land ist durchaus auch verständlich, wer wollte es missgönnen. Dass China sich aber so nervig nationalistisch zeigt und nicht in der Lage ist seine dramatischen Probleme, deren obskure Auswüchse wir nun täglich zur Kenntnis nehmen dürfen, auch nur offen zu benennen, selbst zu erkennen und der Kritik gelassener und aufgeschlossener gegenüber zu stehen, lässt böses ahnen. Zumindest ist es unsympathisch.

Mal sehen, ob die Übertragungen von den Spielen trotzdem irgendwie Spass machen. Produkte mit Olympiawerbung drauf kann man ja meiden, um das extrem eklige IOC im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu ärgern.

PS: Dieser Beitrag ist die Bewerbung dieses Blogs um den Ehrentitel "von der chinesischen Zensur gesperrt".

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5 Comments:

Anonymous Anonym said...

Mindestens so verlogen wie das offizielle China sind doch alle irgendwie an dem Spektakel teilhanbenden (verdiendenden): Rundfunkanstalten, Präsidenten, Sportler und Zuschauer. Und damit auch Du und ich.

Konsequenterweise dürfte man sich keinerlei Fernsehübertragung angucken. Es geht nur ums Geld. Nur wenn die Quote im Eimer ist wird auf eine Übertragung verzichtet.

Vielleich wird es aber auch wieder höchst unterhaltsam. Wenn vor laufender Kamera mehere hundert chinesiche Versuchskaninchen,(sog. Spitzensportler) vor den Dopingkontrolleuren durchs offene Fenster entfleuchen (nee, das waren Ösis oder? - egal)kann kein Tatort mehr mithalten.
Wahrscheinlich gibt es jedoch mit dem ekligen IOC einen Zusatzvertrag, dass China von Nachstellungen der Dopingkontrolleure sowieso völlig verschont bleibt.

8:56 AM  
Anonymous Anonym said...

Ich werde die Spiele boykottieren. Ist sowieso nur eine Promoveranstaltung der Pharmakonzerne.

12:33 PM  
Anonymous Anonym said...

Was habt ihr denn für Probleme? Kommt mal runter! Letztlich geht es um die Sportler. Dass das nun in China stattfindet ist prinzipiell nebensächlich.

9:47 PM  
Anonymous Anonym said...

schön diese Spiele brauch man doch für 3 Wochen keinen Fernseher anstellen

11:10 PM  
Anonymous Anonym said...

Zeit, den OK zu schauen, garantiert olympiafrei.

2:16 AM  

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