Dienstag, März 25, 2008

Frühling...

...lässt sein graues Band flattern durch die Lüfte! Thermonuklearer Angriff? Ist Tilly in der Stadt? Nein! Ostern. Liebe Asthmatiker! Ihr könnt wieder aus den Kellern. Jubiliert! Ostern ist vorbei!

Wie jedes Jahr zu Ostern wurde in Magdeburg flächendeckend ein mittelalterlicher Stadtbrand nachgestellt. Die Gratulation für besonders verwegene Kokelei geht diesmal an Ottersleben. An der Ringabfahrt Osterweddingen auf beiden Seiten der Stadtautobahn garstig quiemende Feuer zu entzünden und so dem modernen Verkehr ein Schnippchen zu schlagen und den Feinstaubmessgeräten mal eine völlig neue Dimension aufzuzeigen - alle Achtung! Meine Güte. Wo kriegt ihr im Frühling so unglaubliche Massen an nassem Laub her? Gibts das im Baumarkt? Macht ihr das vorher irgendwie nass? Da können die Special-Effect-Typen aus Babelsberg aber total einpacken!

Dabei war diesmal ein erhöhter Schwierigkeitsgrad gegeben. Nicht nur, dass das Umweltamt Kontrollen angekündigt hatte (was bei Erlaubnisfreiheit auch von Ein-Mann-Brauchtumsfeuern allerdings nur wenig Sinn macht). Auch die Witterung war pyromaniefeindlich! Das mühsam herbeigeschaffte nasse Laub musste ersteinmal geschmolzen werden. Es galt erst Schnee und Hagel von den Autoreifen zu entfernen, bevor man sie überhaupt anzünden konnte.

Die Leute vom Ordnungsamt taten sich auch etwas schwer zu erschnüffeln, ob die aufsteigende atompilzartige Rauchsäule nun noch legal ist oder (angesichts der über den Zäunen hängenden Lungenkranken) doch schon irgendwelche nicht näher bekannten Grenzwerte tangiert. Dabei gibt es doch ein ganz einfaches Mittel, um echte nette Brauchtumsfeuer (gesellige Runde im Stadtteil mit Bier und Bockwurst) von vorgetäuschtem Brauchtum (zum Zwecke der Grillung der örtlichen Igelpopulation) zu unterscheiden. Wenn sie auf ein verdächtiges Feuer treffen (die werden eigentlich immer von einem verbiesterten Rentner bewacht, der gerade mit Mühe die alte Schrankwand in den Garten bugsiert hat), nehmen sie ihren Partner/ihre Partnerin an die Hand, überwinden sie keck die Grenzsicherungsanlagen des Rentners und springen sie behänd samt Lebensabschnittsbegleiter nach gutem alten Brauch das ein oder andere mal über das Feuerchen. Wenn sie dann, als Bonus vielleicht eine niedersorbische Volksweise singend, wieder mit allen Beinen fest in der Blumenrabatte stehen - schauen sie tief ins tränende Auge des Rentners. Sind es Tränen der Rührung - war es echtes Brauchtum. Sind es Tränen von Zorn und Wut - laufen sie um ihr Leben!

Labels: ,

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Wo waren die Astmathiker als es noch Myriarden von Braunkohleöfen, Trabbies sowie eine pemanente Abbrennerlaubnis gab?
Jetzt wird mit ungebremster Regelwut eine kleine, auf drei Tage im Jahr begrenzte Freude mancher Gartenbesitzer ausgebremst.
Andererseits müssen wir auf unseren Ruf im Ausland achten - regelt alles im klitzekleinsten Detail. Was nicht ausdrücklich erlaubt ist ist bei Todesstrafe verboten. Gut so!

3:16 PM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home

Google
 
Web hildegunst.blogspot.com