Samstag, Oktober 20, 2007

Rocker beim Synchronschwimmen

Da soll noch einer sagen der Sport hätte Nachwuchsprobleme. Die 130 Wasserballer vom Magdeburger SCM haben gerade 319 Aufnahmeanträge aus der Post geholt. Eine Verdreieinhalbfachung der Mitgliederzahl über Nacht! Sollte das Tempo des Zuwachses anhalten, wäre in 5 Tagen auch der letzte Magdeburger mit Badekappe ausgerüstet (Nach 13 Tagen wäre jeder Erdenbürger Mitglied des SCM - dann würde das Wachstum vermutlich an seine Grenzen stoßen.) Immerhin haben die 319 Neumitglieder auch schon mal den Mitgliedsbeitrag, quasi en block, eingezahlt. 10.058 €! Haben die statt Chlor jetzt Rum im Wasser?

Natürlich nicht (leider). Es geht um Vereinspolitik. Also in der richtigen Politik ist ja manches schon ganz schön unterirdisch. Wenn Vereinsmitglieder sich jedoch zu "Vereinspolitik" hinreißen lassen, geht es im Vergleich dazu zielgerichtet zum Erdmittelpunkt. Dann werden Peinlichkeiten produziert, die jenseits menschlicher Vorstellungskraft liegen.

Die Magdeburger Volksstimme läßt uns dankenswerter Weise mal tief in die Gerüchteküche des Magdeburger Proficlubs blicken. Das der Ex-Sonnengott des Vereins, Bernd-Uwe Hildebrandt, nicht zwingend ein Ausbund an Seriosität ist, wurde ja schon hin und wieder mal angedeutet. Auch sein nicht ganz freiwilliger Rückzug von den Fleichtöpfen ist bereits aktenkundig. Nun soll also jemand (ob es wirklich Hildebrandt ist oder die Frontverläufe im Verein doch noch interessanter sind, ist unklar) 319 Neumitglieder geworben und für diese die Beiträge für vier Monate entrichtet haben. Diese Neumitglieder sollen bisher zum Teil dem interessanten Hobby "Motorradgruppe" nachgegangen sein, sich nun jedoch für ... sagen wir mal ... Synchronschwimmen interessieren. Ach ... und möglicherweise der nächsten Vereinsmitgliederversammlung eine völlig neue Note geben. Vielleicht - so wird gemunkelt - auch den größten Sportmanager aller Zeiten, Bernd-Uwe Hildebrandt wieder auf seinen Thron heben, zumindest jedoch den Wassersportlern eine Mehrheit verschaffen!

Der geübte Leser erkennt natürlich sofort das Konzept des "fliegenden Kreisverbandes" wieder- allerdings in ungewöhnlich dilettantischer Ausführung. Dieses Konzept gehört eigentlich zum Brauchtum der CDU im nördlichen Sachsen-Anhalt und wurde zuletzt erfolgreich in Schönebeck aufgeführt. Diese grottige, oberpeinliche Aufführung im SCM ist allerdings ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich aufopferungsvoll um die Brauchtumspflege bemüht haben. Fehler über Fehler! Also zunächst treten mal nicht alle auf einmal ein. Halloo! Das fällt auf! Immer erst einer nach dem anderen. Dann bitte auch nur soviel Eintritte wie nötig sind, um die kritische Masse zu verändern. Man muss ja nicht gleich eine verfassungsändernde Mehrheit und einen Sitz im UN-Sicherheitsrat wollen! Auch sollte man beim Personal etwas aufpassen. Nichtschwimmer (oder Rockergruppen) sind vorliegend zum Beispiel eher ungeeignet! Mitgliedsbeiträge in einer Summe zahlen? Da könnte man das Geld auch schreddern - da fällt es wenigstens nicht dem Feind in die Hände. Wer so debil die Strippen zieht, dass er am Ende auf der Titelseite der Volksstimme als Peinlichkeit des Monats endet, ist als Sportmanager nun wirklich völlig ungeeignet. (Angemerkt sei, dass man mit 319 Getreuen jeden beliebigen Bundestagssitz entern könnte. Ob der Aufwand sich für eine Mehrheit bei Hand- und Wasserballern wirklich lohnt?)

Nun, da der Angriff bereits 5 Monate vor der Mitgliederversammlung erkannt ist, kann der derzeitige SCM-Chef, Rolf Oesterhoff, sich gemütlich zurücklehnen. Aufnahmewillige einzeln einladen, Nichtschwimmer ablehnen, Mitgliedsbeitrag ein Jahr im voraus verlangen - alles ganz nach Handbuch.

Es bleibt die bange Frage, ob der Verein die Eskapaden, Intrigen und den unerträglichen Dilettantismus (eines Teils) seiner eigenen Mitglieder allerdings auf Dauer übersteht.

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