Montag, September 10, 2007

Hirntod

Was passiert, wenn man einem Volksstimmeleserbriefschreiber das Gehirn entfernt (also jetzt mal hypothetisch - bloss nicht nachmachen)? Er schreibt seinen Brief zu Ende und bringt ihn zur Post - meint zumindest Herr Manfred Reichelt aus Tangermünde. Er muss es wissen, ist er doch schließlich Volksstimmeleserbriefschreiber.

Er tadelte nun milde die Volkstimme. Diese hatte die wissenschaftliche Absurdität verbreitet, dass Gedächtnis und Gehirn ... tja, wie soll man sagen ... also gewissermaßen ... wie Ei und Kuchen halt. Das ist aber hahnebüschender Unsinn! Im "Gehirn oder Körper des Menschen" sind keine "geistig-seelischen Inhalte zu lokalisieren. Also auch kein Gedächtnis." - kann sich Herr Reichelt erinnern. Das einem hin und wieder doch auch mal eine Erinnerung kommt, liegt bekanntlich an einer schönen Eigenschaft des Menschen. Das Gehirn funktioniert nämlich wie ein Radio. Da ist ja auch nicht der Ansager drin. Das Radio empfängt. Beweise? Klar! Wenn Herr Reichelt einer Krabbe das Gehirn entfernt, hört die nicht auf zu fressen. Der von seinem Gehirm befreite Regenwurm kriecht weiter (wobei ich, wenn ich ein Gedächtnis hätte, schwören würde mich zu erinnern, dass es früher immer hieß, Regenwürmer hätten kein Gehirn - was die Entfernung schwierig macht). Besonders eindrucksvoll schildert der Leser seine Nahtoderfahrung. Immer wenn das EEG die Nulllinie zeigt, blitzt die totale Erinnerung an alle bisherigen Erlebnisse auf. Stärker noch finde ich ja, dass der Leser in dieser Extremsituation die EEG-Anzeige im Auge behalten konnte. Zweifler? In den Staub mit euch. Das ist alles wissenschaftlich erwiesen.

Im Dunkeln läßt uns der Leser leider dahingehend, was denn der Sender ist und wo sich unseraller große externe Festplatte befindet (und wieso Krabben auch ohne Empfänger das Fressen nicht vergessen).

Da bleiben einem zwei Schlussfolgerungen:

1. Auch wenn es lustig ist, man muss als Leserbriefredaktion vielleicht ja nicht jedes geistige Gebrechen auch noch drucken.
2. Tangemünder Gymnasiasten! Hört auf die Tante Volksstimme mit Fake-Briefen zu ärgern.

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