Sonntag, August 05, 2007

Handwerk sucht goldenen Boden

Sollte eine Handwerkskammer das glatte Parkett der Hochfinanz betreten? Die Kernkompetenz liegt doch eigentlich eher im Eintreiben der Pflichtbeiträge. Die Kollegen von der IHK haben ihr Geschäftsfeld zwar in Richtung Stasi-Aufarbeitung erweitert - so richtig glücklich wirken sie auf dem neuen Betätigungsfeld aber nicht.

Unter Verstoß gegen das uralte Handwerkergesetz, wonach Schuster bei den Leisten zu verbleiben haben, entschied man sich jedoch im Jahr 2000 die Börse zu rocken. Scheinbar 2 Mill. € (nach Kammer-Angaben 545.000 €) wurden unter Anwendung des Satzungspassuses: "wenn es dem Esel zu Wohl wird, geht er aufs Eis", an die Börse gebracht. Mit durschlagendem Erfolg: "zumindest 450.000 €" (Kammer: 260.000 €) blieben unter dem Strich dann auch an der Börse zurück.

Für Kammervorstände erweist es sich in solchen Situationen als ausgesprochen lästig, dass Kammern, zumindest formell, aus Mitgliedern bestehen. Diese begannen nun zu grummeln. Daraufhin feuerte Hauptgeschäftsführerin Christa Knoblauch ein wahres Feuerwerk der guten Laune ab.

Sie und der damalige Präsident hätten niemanden vom Börsengang der Kammer informiert? Richtig! (sagt die Hauptgeschäftsführerin) War nicht nötig. Ist doch nur laufende Verwaltung. (Na, na, na - am Ende übernimmt die Handwerkskammer im Rahmen der laufenden Verwaltung noch Microsoft. Von den kurzen Verwaltungswegen in unserer Kammer können sich Hedge-Fonds noch eine Scheibe abschneiden.)

Außerdem: Man habe doch nur 5 % der Rücklagen als Spieleinsatz gebracht. Das klingt vernünftig - wirft allerdings eine Frage auf. Wenn 2 Mill. € 5 % der Rücklagen ausmachen, dann .. ja ... dann, dann hätte die Magdeburger Handwerkskammer Rücklagen von 40 Mill. € !?!!! Was planen denn die? Wird da auf einen Flugzeugträger gespart? Brauchen die Schreibtische neues Blattgold? Rechnet man mit steigenden Sektpreisen?

Frau Hauptgeschäftsführerin, seit immerhin 30 Jahren in der Handwerkskammerbürokratie tätig und somit sicherlich eine Handwerkerin mit Leib und Seele, ist etwas ungehalten, ob der allgemeinen Schelte. Sie hatte doch für die Transaktion einen wirklich schönen Grund: "Damals haben alle Aktien gekauft." Tja... zwar nicht wirklich alle, aber schon irgendwie richtig... allerdings überwiegend mit eigenem Geld! Zumindest mit Wissen des Finanziers. Nur ganz große Tröpfe ahnten nicht, dass es da auch Risiken für das viele schöne, einem nicht gehörende, Geld gibt. Christa Knoblauch: "Hinter her ist man immer schlauer. Und dann gibt es die ganz Schlauen, die alles besser wissen." Letzteres galt dem angesichts der Verluste nachvollziehbarer Weise etwas nörgeligen Chef der Magdeburger Kreishandwerkerschaft, Henning Rost.

Genau. Ersteinmal kritische Mitglieder gepflegt öffentlich anpöbeln! Das gelungene Krisenmanagement scheint aus dem Hause IHK zu stammen.

Labels: , ,

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Na wenn die Handwerkskammer mit ihrem Börsenabenteuer da mal nicht mehr Gewinn pro Euro für die Mitglieder erwirtschaftet hat als im Rahmen des Tagesgeschäfts, da kann man die Mitglieder doch nur beglückwünschen!

10:47 AM  
Anonymous Anonym said...

warum muss die führung das gemeine (fuß-)volk fragen? macht scheint zu ver*führen*, auch bei der hwk.

11:55 AM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home

Google
 
Web hildegunst.blogspot.com