Freitag, Dezember 21, 2007

Türkisch für Fortgeschrittene

Na Hallo! - unsere Handwerker lassen es aber derzeit richtig krachen. Die im Ringen um die Alleinherrschaft in der Magdeburger Handwerkskammer gegen die Knoblauch-Fraktion knapp unterlegene Medoch-Fraktion hat sich nun des Kunstgriffs der Teilnahmeverweigerung bedient. Ein seltenes und auch noch gelungenes Schauspiel einer taktischen Finesse. (Zuletzt übrigens aufgeführt im türkischen Parlament beim Versuch der dortigen Opposition den vorgesehenen Präsidenten zu verhindern.) Dabei zieht sich die geknechtete Opposition überraschend aus dem Tagungssaal zurück und stürzt die Mehrheit in die Krise der fehlenden Beschlussfähigkeit. (Je nach Satzungslage muss manchmal ein einzelner Oppositionskämpfer zurück bleiben, um formal die Feststellung der Beschlussfähigkeit zu beantragen. Für diesen Job sollte man den laufstärksten Oppositionellen nutzen!)

Wie im türkischen Parlament gelang es damit nun auch der Handwerkeropposition die Wahl des Präsidenten zunächst zu verhindern. Dass die Handwerkskammer Magdeburg nun auch der NATO beitritt, ist aber nur ein infames Gerücht, obwohl die Rücklagen von inzwischen 18,9 Millionen Euro für die ein oder andere taktische Waffe reichen würde. Ganz dem türkischen Vorbild folgend hat nun die etwas einsame Mehrheit einen neuen Tagungstermin avisiert, bei welchem nach der Satzung kein oder ein günstigeres Quorum gilt. In der Türkei reichte das für die Präsidentenwahl. Ob bei den Handwerkern plötzlich das Licht ausgeht? Oder ein Wassereinbruch? Man wird es sehen.

Der Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU) versüßt der Handwerkerbasis nun ein wenig den etwas unaufgeräumten Zustand der gewählten Gremien und hat zwecks Sicherung des Weltfriedens durch Abschmelzung der exorbitanten Kammerrücklagen die Erhebung der Grundbeiträge für das Jahr 2008 ausgesetzt. Nun droht er sogar mit einer Zusammenlegung mit der Handwerkskammer Halle. Der Mann geht volles Risiko. Eigentlich spricht nämlich nichts dagegen, dass die unorthodoxe Geschäftsauffassung der Magdeburger sich dann auch in der südlicheren Kammer durchsetzen könnte.

Katrin Budde (SPD) forderte den Wirtschaftsminister nun sogar auf die verrückteste Vollversammlung seit Kammergedenken doch einfach aufzulösen. Dies würde einen dauerhaften Verstoß der Kammer gegen Rechtsvorschriften erfordern. Hmmm. Sie sind schon irgendwie crazy drauf und mit Geld umgehen ist auch nicht ganz ihr Ding. Aber Zwangsauflösung der Vollversammlung? Sich nicht mögen ist noch kein Rechtsverstoß. Außerdem, wo bliebe die Unterhaltung? Verrückt und Pech beim Geld - wenn das die allgemeinen Auflösungskriterien wären, hätten Gemeindevertretungen nur eine recht kurze Haltbarkeit.

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