Donnerstag, März 08, 2007

Filigran

Zur Geschichte Magdeburgs gehört auch die in regelmäßigen Abständen stattfindende mehr oder weniger lustvolle Zerstörung der bisherigen Bausubstanz. Hin und wieder neigten äußere Feinde dazu, den Stadtplan recht weitgehend zu überarbeiten. Wenn sich Gegner nicht so richtig blicken lassen oder nachlässig sind, erledigen die Magdeburger das natürlich gern auch selbst.

So hat die DDR von den britischen und amerikanischen Freunden noch übersehene Innenstadtbebauung zügig gesprengt und uns diese wundervollen Architektenalbträume in Plattenbauweise geschenkt, die wir nun liebevoll "Altstadt" nennen.

Merkwürdigerweise hatte ein Stück alte Stadtmauer an der Elbe die wechselvollen Zeiten gut überstanden. Hatte fast historisches Ambiente. Da muss doch was zu machen sein. Einfach so abreißen? Fällt ja doch irgendwie auf. Gibt bestimmt fiese Leserbriefe! Also lieber "aufwerten". Man könnte doch eine wuchtige Brücke durch die Mauer führen und dann gegenüber, knapp neben den Resten alter Festungsbauten, niedergehen lassen. Das ganze schön in Quietschblau. Gesagt, getan. Das neue Blaue Wunder durchbricht das garstige historische Mauerwerk. Filigran und schonend? Ach Quatsch. Die Volksstimme war von der Monströsität des als Fußgängerbrücke bezeichneten Infrastrukturprojekts so verblüfft, dass zunächst der Bau einer neuen Elbbrücke gemeldet wurde.

Von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt konnte auch noch ein anderes Bauwerk übel verschandelt werden. Die Südseite des alten Wehrturms Lukasklause bekam, nach Abriss einiger eher weniger benötigten Bauteile, einen oberfiesen Fahrstuhlschacht dran gezimmert. Sieht schön albern aus. Bestimmt plant die untere Denkmalschutzbehörde unter der bewährten Leitung von Dr. Eckhart W. Peters schon an der Genehmigung eines Garagenrolltores für die Nordseite des Doms. Wie wäre es denn mit schicken Glasbausteinen für das Kloster?

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2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Welche Brücke meinst du denn? Die alte Nordbrücke? Der südlichere Teil ist doch der ältere und damit der DDR zuzurechnen oder täusch ich mich da?
Und der Fahrstuhlschacht an der Lukasklause ist mir noch gar nicht aufgefallen.

9:57 PM  
Blogger Hildegunst said...

Die südlich des Doms das Schleinufer überspannende (neue -1 oder 2 Wochen alt) Fussgängerbrücke. Die Volksstimme hatte tatsächlich versehentlich zunächst vom Bau einer neuen Elbbrücke gesprochen - verständlicherweise. Naja, wir werden uns dran gewöhnen (müssen).

2:27 PM  

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