Mittwoch, Mai 30, 2007

Einer wird verglühen

Das politische Magdeburg hat derzeit die Chipstüten aufgemacht. Erdnussflips stehen bereit. Die Gattin holt noch schnell das Bier aus dem Keller. Man kuschelt sich gemütlich auf die Lümmelcouch und macht sich für ein sehr interessantes und seltenes Spektakel auf der Politbühne bereit. "Ewv - einer wird verglühen" die angesagte lokale Show. Entweder verglüht IHK-Präsident Hieckmann - oder die IHK Magdeburg. So oder so - es ist unterhaltsam. Intrigen, Stasi, wenn da jetzt noch Sex hinzukommt können die Holländer mit ihrer "Her mit der Niere!"-Show wirklich einpacken. Wir sind allerdings schon so skandalgestählt - die Nachricht, dass die IHK an Mitglieder ihrer Vollversammlung Kredite ausreichte, regte zum Beispiel schon keinen mehr auf. Da vergibt die IHK von den Zwangsbeiträgen ihrer Zwangsmitglieder Kredite an Leute aus dem eigenen Kontrollgremium. Als IHK-Vollversammelter - sollte man seinen netten, günstigen Kreditgeber wirklich abwählen - nur weil er den Text der Internationale in der IHK-Kantine trällert? So verrückt sind nur wenige!

Allerdings geht derzeit so eine merkwürdige Welle durch die Stadt. Neulich meldete sich mal wieder der schon hinlänglich bekannte Leserbriefschreiber Finzelberg aus Biederitz in der Volksstimme zu Wort. Der Heilung scheint er nicht näher zu kommen. Er fordert immer noch eine Autobahn zwischen Biederitz und Schönebeck. Die Begründung hat er verändert (letztesmal hatte er seinen monströsen Wahn im Dienste des Umweltschutzes gesehen) aber sonst steht er weiterhin zu seiner fixen Idee.

Heute zwingt Leser Ernst Schulze aus Magdeburg einem Tränen der Rührung ins Gesicht. Er befürchtet, dass die von der Natur leider völlig unzureichend ausgestattete Elbe verhindert, dass Magdeburg sich zukünftig das "Duisburg des Ostens" nennen könnte. Da unser Hafen recht häufig eisfrei ist - sollten wir nicht um den Titel "Murmansk des Südens" kämpfen? Angesichts des städtebaulichen Charms - wie wäre es mit "Castrop-Rauxel der Herzen"?

Andere Gruppierungen sind noch einen Schritt weiter. Geheimnisvoll Mächte scheinen den Abriss der Stadt vorzubereiten! Nachdem der sinnfreie Abriss der alten Sparkasse beschlossene Sache ist (nur Grüne und Bund für Magdeburg erhoben - wenn auch sicher vergeblich - ihr Stimmchen) plant die Messe den Abriss der bisher (unverständlicherweise) funktionierenden Gastronomie "Scheunenwirt". Man will expandieren. Wieso, warum, wohin, wie ... die Fragewörter prasseln knüppeldick auf Hartmut Schreiber - den Beherrscher des Magdeburger Messeimperiums - ein. Erkennbaren Sinn macht es nicht. Wenn es nichts Persönliches gegen den Scheunenwirt ist - wird wohl die sukzessive Ausradierung der Stadt das Ziel sein.

Die Magdeburger Verkehrsbetriebe polken mal wieder an den Schienen vor dem blauen Bock rum und halten das für eine "Operation am offenen Herzen". Liebe MVBler! Wenn Euch das Sorgen bereitet - wechselt schnell noch den Beruf. Wenn die Tunnelbaustelle die Stadt über Äonen in zwei Teile trennt, liegt der Patient sozusagen im Koma. Zwischen Ost- und Westberlin konnten wenigstens die Rentner fahren. Ost- und Westmagdeburg sind dann ähnlich gut verbunden wie ... Mond und Erde. Man sieht sich und es war auch schon mal jemand da - das ist aber lange her.

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Donnerstag, Mai 24, 2007

Dopingpflicht

Jetzt soll sogar eine türkische Raumpflegerin des Team Telekom Doping eingestanden haben. Sie würde zwar gar kein Fahrrad fahren aber der Gruppendruck wäre zu groß gewesen! Ein Glück blieb zumindest Jan Ullrich standhaft.

Man darf wohl jetzt davon ausgehen, dass Doping und Frühstück bei den Teamsitzungen des magentafarbenen Riesen ziemlich nahtlos ineinander übergingen. Merkwürdigerweise kann man sich aber nicht erinnern, dass das Team-Telekom im Profi-Radsport nun durch drückende Überlegenheit aufgefallen wäre. Sollten etwa noch ein, zwei andere Fahrer gedopt gewesen sein? Wenn man sich die vielen Niederlagen der Deutschen Post, Abteilung Fernmeldeverkehr, so ansieht: Gab es etwa Fälle in denen das Doping vergessen worden war? Sollte man vielleicht, um faire Wettkampfbedingungen herzustellen, eine Dopingpflicht einführen? Wieso nimmt man, nach zwischenzeitlicher Erfindung des Otto-Motors, nicht einfach ein Moped, wenn man ein wenig früher als die anderen irgendwo ankommen will?

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Mittwoch, Mai 23, 2007

Komasaufen auf Rezept?

Jürgen Drews, Costa Cordalis, Rolf Zuckowski, Truck Stop - es braut sich allerhand Bedrohliches über der Magdeburger Innenstadt zusammen - wenn man den Ankündigungsplakaten Glauben schenken darf. Die Planungen zum diesjährigen Stadtfest sehen vor, dass man Eintrittskarten erwirbt, um dieses "große Showprogramm" zu erleben. Eine Eintrittskarte kaufen? Für Costa Cordalis? Abgesehen davon, dass einem der Spott des gesamten Bekanntenkreises über Jahrzehnte gesichert wäre - es müßten einem doch erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, um solch ein Konzert zu verkraften. Wieviel Alkohol ist wohl nötig, um sich ein Drews-Cordalis-Duo schön zu saufen?

Es geht übrigens das Gerücht, dass sich die Veranstalter auch an Hans Albers gewandt hätten. Leider hat er einfach nicht reagiert. Auch der Versuch Heinz Erhardt, Theo Lingen und Hans Moser auf die Bühne zu zerren, scheiterte an deren unflexiblen Management. Schade, Schade.

Allerdings soll wohl ein Privatsender das Ganze aufzeichnen und als die "Die zehn größten gescheiterten Künstlerkarrieren" zur besten Sendezeit ausstrahlen.

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Dienstag, Mai 22, 2007

Passangelegenheiten

Wenn man sich als Stadtverwaltung blamieren kann, sollte man diese Chance natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Die verblüfften Bürger können derzeit mit atemloser Spannung verfolgen, wie sich die verschiedenen Organe der Stadt bei der Frage des Magdeburg-Passes eifrigst beharken. Der Pass, der übrigens gar nicht zur Ausreise aus dem Stadtgebiet oder gar der Ostzone berechtigt, dient dazu, sozial weniger erhaben gestellte Bürger etwas billiger ins Schwimmbad zu bringen. Nun hat sich der Stadtrat trotz Haushaltssperre gönnerhaft gezeigt und im April beschlossen, das Dokument zur Vermeidung einer revolutionären Situation unter der hungergeplagten Bevölkerung trotzdem zu verteilen. Eine gewisse Sinnhaftigkeit ist dem Beschluss nicht abzusprechen.

Nun wetterte aber der Oberbürgermeister Lutz Trümper von seinem Thron und hetzte den bibbernden Stadträten seine weithin gefürchtesten Bediensteten auf den Hals. Das Rechtsamt: Anders als bei Schwerbeschädigten ist die Ermäßigung für sozial Schwache eine freiwillige Leistung und damit in Zeiten der Haushaltssperre tabu! .... ? .... Basta! Der Stadtratsbeschluss soll von der königlichen Verwaltung nicht umgesetzt werden. Sozialschwache Schwerbeschädigte sind natürlich etwas verunsichert. Dürfen etwa vermögende Schwerbeschädigte verbilligt rein, die sozialschwachen dieser Zunft aber nicht? Ähm.. Nein. Im Rahmen eines Gottesurteils per gewürfelter Habichtknochen konnte klar ermittelt werden, dass Ermäßigungen für Schwerbeschädigte keine Ermäßigungen sind, sondern ... nun ja ... irgendwie mit den 10 Geboten auf die Erde kamen. Daher natürlich auch keine freiwillige Leistung! Also trotz Spardiktat möglich. Iss ja klar. Anders, wenn man kein Geld hat. Dann will die Stadt von einem auch keinen verbilligten Eintritt. Lieber gar keinen - bleibt das Schwimmbad eben weniger genutzt. Die Abnutzung der Fliesen durch Sozialschwache geht ja auch mächtig ins Geld.

Um dem Ganzen etwas Würze zu geben, hat sich die Volksstimme zu einem lustigen Spässchen entschlossen. Sie teilte heute mit, es habe doch schließlich im Januar 2006 einen Beschluss des Rates gegeben, wonach Arbeitslosengeld II- Bescheide in Zeiten noch nicht genehmigten Haushaltes als Ersatzpass gelten sollen. Volksstimme: "Alg-II-Empfänger können sich an Eintrittskassen von Bädern und anderen städtischen Einrichtungen auf diesen Beschluss berufen und die Pass-Ermäßigung einfordern." Na wenns in der Zeitung steht wirds stimmen. Da brechen für die städtischen Kassenwärter harte Zeiten an!

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Freitag, Mai 18, 2007

Leidkultur

Da scheint es Holger Stahlknecht (CDU) ja doch noch geschafft zu haben. Zumindest zitiert ihn die heutige Volksstimme als Fraktionsvorsitzenden - ein Titel den die CDU-Landtagsfraktion Sachsen-Anhalts selbst ihm bisher verwehrt hatte (wir berichteten). Inhaltlich ging es ihm um die Leitkultur, wobei er scheinbar versucht, die Sorgen der ostdeutschen Bevölkerung zu zerstreuen, zukünftig mit überteuertem Bier, in Zelten, im Dirndl, unter Absingung von volkstümlicher Musik die Freizeit verbringen zu müssen, um nicht ausgewiesen zu werden. (Vorsorglich empfiehlt es sich aber doch einen Gartenzwerg bereit zuhalten - falls mal eine Leidkulturkontrolle an der Haustür erfolgt.)

Seine Ehefrau zu schlagen ist im übrigen ausdrücklich ein Verstoss gegen die deutsche Leitkultur. Wer hätte das, bei der durchaus bestehenden Pflege dieses Brauchs in der heimischen Bevölkerung, gedacht? Verwirrender Weise warnt der Fraktionsvorsitzende der Herzen dann (mit Verweis auf die neulich zum Narrenwesen übergelaufene Frankfurter Richterin) letztlich vor einer islamischen Unterwanderung unserer geliebten Rechtsprechung - ein bisher weitgehend unbemerkt gebliebenes Phänomen.

Eine ganz andere Leidkultur treibt unsere örtliche IHK um. Die Magdeburger Uni hat den stasibelasteten IHK-Präsidenten Hieckmann als Ehrensenator gefeuert. Sollte es das ein oder andere IHK-Mitglied stutzig machen, dass ihr großer Vordenker zwar unbedingt das Zeug zum Präsidenten hat, man ihn aber bei anderen Gelegenheiten mit spitzen Fingern aussortiert?

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Mittwoch, Mai 16, 2007

Aus einem unbekannten Land

Wenn man so die Zeitung aufschlägt, drängen sich immer wieder einmal auch überraschende Fragen auf. Heute zum Beispiel: Was war denn in den Keksen bei Citypress? Dieses Unternehmen befüllt die Stadtteilseiten der hiesigen Lokalzeitung mit Inhalten. Im Unterschied zu den "eigentlichen" Volksstimme-Seiten fällt auf den Stadtteilseiten eine gewisse Unaufgeregtheit, Objektivität und das Fehlen eigener politischer Gestaltungswünsche angenehm auf. Heute nun erschien eine Glosse "Spar-Ideen vom Stadtrand", die zwar die vorgenannten Grundsätze beibehält, in Punkto Skurillität aber neue Maßstäbe setzt.

Zunächst wird dargelegt, dass der Oberbürgermeister die Stadtrandbevölkerung um Sparideen gebeten hätte. Diese Aufforderung des Oberbürgermeisters an speziell diese Personengruppe ist zwar dem näheren redaktionellen Umfeld nicht zu entnehmen, dem Oberbürgermeister aber ohne weiteres zuzutrauen. Die dann zitierten Bürger haben, angesichts ihrer Namen, sicher schon als Kinder unter übelsten Hänselein gelitten. Nach dem Inhalt der Äußerungen der Bürger scheint das auch nicht spurlos an ihnen vorüber gegangen zu sein. Hier nun die Namen: Prof. Koch-Löffel (von den Reformer Küchenfrauen), S. Taub (aus der Kleen-Ex-Straße), Verein Goldige Eigentümer von Lust und Dirnen (GELD e.V.), Spar-Partei Deutschlands (SPD), Fraktionsvorsitz: S.Parmann. Antoinette Hör. Muschel (Arcorstraße), Bernhard Schmöker (Puppendorf), Ronald McDonald (USA), Heiner Mö. Bell (2. Olvenstedter Bauabschnitt).

Hmm.

Also nicht dass das entschieden weniger Sinn machen würde als die Berichte bei Lieste´s - weeßte´s. Man ist sich aber nach dem Lesen auch nicht sicher, ob man die Intention in Gänze erfasst hat. Vielleicht braucht man zum Verständnis auch diese Kekse? Was war da bloß drin? Ob es eine neue Serie wird?

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Glasnost in der IHK

Die Magdeburger IHK scheint an der unsichtbaren Front eine Niederlage erlitten zu haben. Aus dem Hauptquartier wurde mitgeteilt, dass man nun doch geruht die Mitglieder der IHK-Vollversammlung im Zuge einer geheimen Abstimmung zum weiteren Schicksal des geliebten und ewigen Präsidenten Klaus Hieckmann zu befragen. Die bei Einzelgesprächen und gleichzeitiger Information über die Wirkungsweise von Daumenschrauben erzielten Befragungsergebnisse waren für die Präsidentschaft seiner Heiligkeit zwar ausgesprochen schmeichelhaft - Kritiker, Neider und imperialistisches Gesindel hatten jedoch Zweifel an der Repräsentativität der Befragung geäußert.

Ob man noch genügend Wahlurnen mit doppelten Boden im Fundus hat? Zumindest sollen nun die Vollversammlungsmitglieder entscheiden, ob die IHK die Öffentlichkeit weiter mit intimen Details zu den Charaktereigenschaften des großen Präsidenten beglückt oder ob man schnöde diesen ausgesprochen interessanten Aspekt fallen lässt und sich so abseitigen Dingen wie der wirtschaftlichen Entwicklung widmen will. Letzteres wäre zwar irgendwie seriös - aber auch mega langweilig.

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Montag, Mai 14, 2007

Ausverkauft

Wer hätte gedacht, dass der FCM in diesem Jahrhundert zu Hause mal vor ausverkauftem Stadion spielt? Wer noch keine Karten für das Endspiel 1. FCM gegen St. Pauli hat, sollte sich welche stehlen - am Schalter soll es bereits keine mehr geben.

Ob die lokalen CDU-Größen so einem Spiel beiwohnen? An sich müssten CDU-Mitglieder ja so bald mehr als 15.000 Karten verkauft sind, draußen vor dem Stadion warten. Was wurde da in den vergangenen Jahren nicht an Hähme verteilt (na wegen der 2.000 Zuschauer bauen wir doch kein (so großes) Stadion). Die Kritik an der Größe des Stadions ist, seit dem der FCM dank neuem Stadion Kurs auf die 2. Liga nimmt, deutlich leiser geworden. Größe würden die Fans des gepflegten Dorffußballplatzes (Stern, Heynemann etc.) ja beweisen, wenn sie öffentlich ihrer bisherigen Kritik abschwören und der Gegenseite einfach mal Recht geben würden. Schauen wir mal.

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Samstag, Mai 12, 2007

IHK wird Volksdemokratie

Alle Achtung! Gelernt ist gelernt.

Da hatte die Hauptabteilung IHK angekündigt, dass IM Stahl, alias Klaus Hieckmann, sich dem Votum der Vollversammlung stellen wolle. Nun bringt jedoch so eine geheime Abstimmung über Personalfragen das Risiko mit sich, dass auch die ein oder andere Nein-Stimme das Bild der Geschlossenheit empfindlich stört - selbst wenn es eigentlich gut läuft. Wenn eine Industrie- und Handelskammer wegen ihres antiimperialistischen Kampfes die Presse beschäftigt, ist jedoch nicht einmal sicher, dass wirklich alle Stimmberechtigten der Meinung sind, es liefe dufte. Nichteinmal in Magdeburg. Da Ergebnisse unter 50 % häufig als Niederlage gewertet werden - eine Niederlage aus Gründen des Weltfriedens für Herrn Hieckmann aber nicht angezeigt ist - bedurfte es einer kreativen Lösung.

Da hat IM Stahl mal in einem alten Handbuch geblättert - schließlich schlug sich die DDR ja mit ähnlichen Problemen herum. Das Problem ist gar nicht die Wahl - ärgerliche Ergebnisse entstehen nur, wenn die Stimmabgabe geheim verläuft (daher waren Wahlkabinen in der DDR und sonstigen "Volksdemokratien" nicht sonderlich populär). Also hat die geschätzte IHK-Hauptgeschäftsführung, aus dem schon arg glimmenden Befehlsstand "Alter Markt", Einzelgespräche mit den Stimmberechtigten geführt - da können die sich erforderlichenfalls bei ungünstiger Stimmabgabe gleich mal rechtfertigen. Siehe da "mehrheitlich" wollte man Herrn März (CDU), kommandierender Offizier des Bunkers, nicht frech ins Gesicht sagen, dass diese Stasi-Aktion die bescheuertste Marketingkampagne seit Iwan dem Schrecklichen ist. Also steht die IHK doch felsenfest zu ihrem IM und kann sich nichts Schöneres vorstellen, als von IhM geführt zu werden. Ein Geschäftsführer soll sogar die "uneingeschränkte Solidarität" erklärt haben (hatte Schröder ja auch mal den Amerikanern erklärt - wenige Monate später nannten die Amis Deutschland dann gleich auf mit Nordkorea und Kuba. Merkwürdigerweise bleibt der solidarische Geschäftsführer ungenannt - wie unsolidarisch von ihm).

Hieckmann will es aussitzen - koste es was es wolle. Aber Achtung! Wenn einem die Gülle bis zu den Schultern steht, kann der Versuch sich zu setzen, um es auszusitzen, zu einem häßlichen Geschmack im Mund und den Nasennebenhöhlen führen.

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Freitag, Mai 11, 2007

Wiederholungstäter

Sie haben es schon wieder getan! Wird vielleicht eine neue obskure Tradition: Einmal im Jahr trifft man sich im Schein tausender Teelichter zur Sonnenwende unter dem goldenen Hirsch vor dem Magdeburger Rathaus und beschließt den Bau des Damokles-Tunnels. Na wenns dem Tourismus hilft.

Eigentlich ist es kaum zu fassen, dass ein schon fast objektiv absurdes Projekt, wie der nun angestrebte Bau einer Autobahn mitten durch das Stadtzentrum, auch nur einen öffentlichen Fürsprecher findet. In Magdeburg wird das Vorhaben aus der Steinzeit der Stadtplanung von einer Mehrheit bejubelt und als Zukunftssicherung der Stadt verstanden (CDU-Vertreter gucken an der Stelle immer ganz ernst. Der Bau einer vierspurigen Straße durch die Innenstadt ist für sie so selbstverständlich, dass ihnen Gedanken moderner Stadtplanung fast wie eine Hostienschändung erscheinen.). Gerne bezieht man sich in Magdeburg dann auf den guten alten Guericke, der schon 1631 eine leistungsfähige West-Ost-Querung an der Stelle plante, sie damals aber nicht verwirklichen konnte. Nun könnten einem Zweifel kommen, ob 376 Jahre alte Pläne noch so topaktuell sind. In Guerikes Zeit machte es natürlich Sinn, den Verkehr direkt am Knotenpunkt Alter Markt zu bündeln und zur Abwechslung mal annähernd gerade Straßen zu bauen. In Zeiten des motorisierten Indivudualverkehrs und die Sonne durch ihre schlichte Anwesenheit verdunkelnde LKWs könnten sich andere Konzepte erforderlich machen. Naja - den Tunnel kann man ja vielleicht auch wieder zu schütten.

Interessant das Tänzchen der SPD. Die SPD hatte sinnigerweise die aktuelle Tunnel-doch-noch-Verhinderungsaktion losgetreten. Es hätte sogar geklappt, wenn die SPD-Fraktion ihrem Antrag zugestimmt hätte. Gut, das ist jetzt vielleicht etwas viel verlangt, aber 21 zu 28 bei 5 Enthaltungen heißt auch, dass, wenn nur vier Tunnelfreunde den SPD-Antrag mit Ja bedacht hätten ... tja. Der reiche Fundus der SPD-Fraktion an Enthaltungen und Nein-Stimmen - es hätte gereicht. Da bleiben ja eigentlich nur zwei Optionen. Entweder spricht man in der SPD Anträge vor deren Stellung nicht ab oder die geschätzten Fraktionsmitglieder ändern danach noch ihre Meinung und lassen den Fraktionsvorstand im Regen stehen. In beiden Fällen sollte ein Fraktionsvorstand nach einem solchem Desaster beim wichtigsten Antrag des Jahres mal über eine ehrenamtliche Neuorientierung nachdenken. Olaf Czogalla als neuer Fraktionsvorsitzender der SPD hätte sicherlich einen erheblichen Unterhaltungswert!

Die anderen Fraktionen? Eigentlich wie erwartet. Stadtrat Kutschmann vom Bund für Magdeburg hatte ein kurzes Streichholz gezogen und war somit vehemment für den Tunnel. Stadtrat Brüning (PDS neulich: der Tunnel ist verzichtbar) demonstrierte seine eisenharte Linie und änderte die Meinung (immerhin äußert sich die PDS wieder - war ja in letzter Zeit nicht immer so). Stadtrat Franke (FDP) war für den Tunnel (und somit gegen die Sparvorschläge seiner Fraktion - na die sind ja nun auch schon wieder bestimmt drei Wochen alt).

Wenn man mal durch eine schöne Stadt schlendern will - wozu gibt es Urlaub.

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Donnerstag, Mai 10, 2007

Viel Feind - viel Ehr

Während die Magdeburger IHK von Hauptgeschäftsführer März zur Festung erklärt und das Kriegsrecht über die nördliche Seite des Magdeburger Alten Markts verhängt wird, erhalten die Hieckmann kritischen Truppen weiteren Zulauf.

Gerhard Ruden (CDU) vermag seinem Parteifreund März bei der Seeligsprechung Hieckmanns nicht so recht zu folgen. Hubertus Knabe (Stasiopfergedenkstätte Berlin) fordert den Rücktritt und auch die Jungen Liberalen würden Hieckmann gern nicht mit Führungsaufgaben betraut wissen.

Die IHK bleibt standhaft. Von den Mitarbeitern soll jetzt stündlich folgendes Mantra gemurmelt werden:"Hieckmann ist unser Präsident. Es gibt nur einen Hieckmann - und März ist sein Prophet. Du sollst keine Hieckmänner neben ihm haben."

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Mittwoch, Mai 09, 2007

Stasi in die Produktion

Die Mitarbeiter der Magdeburger IHK haben es derzeit nicht leicht. Da werden eifrig Sandsäcke geschleppt, wird Nato-Stacheldraht entrollt, Türen gepanzert und MG-Nester eingerichtet. Sicherlich werden im Keller schon Transparente bemalt: "Hieckmann bleibt Präsident!", "Die Stasi nahm nur die Besten!", "Alles für das Wohl des Volkes" etc. Man bereitet sich auf eine längere Belagerung vor.

Wolfgang März (CDU), IHK-Hauptgeschäftsführer musste sich nun von der Volksstimme (Seite 2 des Landesteils) sogar der Verbreitung unwahrer Tatsachen bezichtigen lassen. Als Schild und Schwert der IHK hat man derzeit einiges einzustecken. Dazu blickt er so finster auf einem Freundschaftsbild neben Hieckmann, dass man hofft, ihm nicht nachts alleine über den Weg zu laufen.

Draußen vor der IHK-Zentrale (einem ehemaligen Kino, welches unter Verlust von Arbeitsplätzen übrigens Anfang der Neunziger der IHK weichen musste) rotten sich Sozialdemokraten, Grüne und Opfer des Stalinismus zusammen und fordern die Auslieferung des der Stasimitarbeit überführten Präsidenten.

Schon etwas rußverschmiert, im Schein lodernder Fackeln und rauchender Nobelkarossen werden aus dem Befehlsstand die üblichen Durchhalteparolen abgesondert: Prösidium und Hauptgeschöftsführung stöhen UN ER BÖTT LICH an der Seite des Prösidenten. Es sei mit einer längeren Auseinandersetzung zu rechnen. März: "Die Unternehmerschaft setzt sich damit intensiv auseinander." Also dann: Helm ab zum Gebet!

Nun liegt es doch eigentlich auf der Hand, dass die Präsidentschaft für Herrn Hieckmann nie wieder so schön wird, wie sie einmal war. Immer wenn er irgendwo erscheint, wird in den Köpfen der Besucher der Gedanke gebildet: "Der war also mal bei der Stasi". Diverse Menschen im politischen Bereich werden diesen Gedanken auch immer wieder laut formulieren. Die Akzeptanz des offiziell seriösen Amtes bricht in sich zusammen. Die Arbeits- und vor allem Repräsentationsfähigkeit der Magdeburger IHK geht derzeit gegen Null und wird sich unter Hieckmann nicht mehr normalisieren. 61 ist er nun auch schon.

Die Situation schreit nach Rücktritt, wenn man die Kammer des Schreckens vor schlimmeren bewahren wollte. Diese Realität wird im Bunker jedoch nicht mehr erkannt. Irgendwie bleibt Hieckmann sich damit natürlich auch treu. Er war bereit Kollegen über die Klinge der Stasi springen zu lassen, um seine Karriere voranzutreiben - er ist bereit das Ansehen der IHK zu versenken, um Präsident zu bleiben.

PS: Man kann Klaus Hieckmann natürlich auch verstehen. 1989 forderten alle "Stasi in die Produktion". Er macht das - und nun ist es auch wieder nicht recht.

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Heerschau

Das Kampfgetümmel um den Damokles-Tunnel wird zunehmend unübersichtlicher. Während sich heute die Leser in der Leserbriefspalte einen Schlagabtausch liefern, kann man mal versuchen durch den Schlachtenqualm hindurch die Aufstellung der Truppen zu erkennen.

Eine klare Sache scheint die CDU, neben der Volksstimme stärkster Tunnelbefürworter. Die Tunnelvorlage wurde Parteiintern zu einem heiligen Buch erklärt und kommt in der Wertigkeit knapp hinter der Bibel. Die 15 christdemokratischen Räte werden vermutlich geschlossen für den Tunnel, also gegen den SPD-Antrag, stimmen. Es sei denn, eine interessante Kulturveranstaltung (ist vielleicht wieder ein Zauberer in der Stadt?) reißt wieder einmal größere Löcher in die Fraktionsreihen.

Auf der Gegenseite stehen, scheinbar ebenfalls grimmig zum Kampf entschlossen, die Bündnisgrünen (4 Räte). Solange niemand auf die Idee kommt, ihnen den Tunnel mit dem Namensvorschlag "Kaiser-Otto-Tunnel" in letzter Minute schmackhaft zu machen, werden sie wohl bei ihrer langjährigen Ablehnung bleiben.

Schwierig ist die Lage bei der SPD (13 Räte). In den Fraktionsräumen sitzt der Fraktionsvorstand an knarzenden Funkgeräten: "Czogalla bitte kommen. Czogalla bitte kommen. Es gibt neue Erkenntnisse. Wechseln sie umgehend den Kurs! ... knarz.. krächz...(singend!).... Major Olaf ... wollen sie das Projekt, denn so zerstören?" Doch - er kann nichts hörn.
Mehrere SPD-Räte könnten mit Enthaltung oder gar Ablehnung des SPD-Antrages votieren. Es droht der sozialdemokratische Supergau - Ablehnung des eigenen Antrags durch den Stadtrat durch eigene Stimmen. Das bei der vermutlich wichtigsten städtebaulichen Entscheidung der Legislaturperiode. Könnte nach einem solchen Desaster der Fraktionsvorstand im Amt bleiben? Will er das?

Noch undurchsichtiger ist die größte Fraktion. Die 16 Mannen der PDS haben sich bisher stark zurück gehalten. Das Thema wird eher als lästig empfunden. Alles scheint möglich. Das die Fraktion sich geschlossen für eine Seite entscheidet ist jedoch eher ausgeschlossen.

Auch die 4 von der FDP sind nicht so richtig berechenbar. Steuergelder einsparen wäre an sich ja ein liberaler Ansatz. Andererseits dürfte das kaiserliche Dauerfeuer der Volksstimme nicht spurlos vorübergehen.

Bei future!, der Stagepartei (2 Räte) ist zwar anzumerken, dass rein jugendpolitisch der Tunnel nicht so richtig einzusortieren ist. Vermutlich wird man sich jedoch auf die Seite der Mehrheits-SPD und der Grünen schlagen.

Da der Tunnel für den Tierschutz keine Rolle spielt, werden wohl der Bund für Magdeburg und die Vertreterin der Tierschutzpartei (gemeinsam 2 Räte) vorher ein Los ziehen und dann entscheiden.

Die Spannung bleibt. Sicher wird die Volksstimme morgen noch mal die Tunnelgegner in die Defensive drängen. Morgen Abend wissen wir dann mehr.

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Dienstag, Mai 08, 2007

Wählt Volksstimme!

Die Magdeburger Volksstimme strebt zu neuen Ufern. Immer dieses langweilige Berichten. Jetzt heißt es mittendrin statt nur dabei. Die Volksstimme geht in die Politik! Vermutlich wird sie zur nächsten Kommunalwahl mit einer eigenen Liste antreten. Es wird auch von einer Oberbürgermeisterkandidatur des Journalisten Karl-Heinz Kaiser gemunkelt. Da die Volksstimme annähernd Monopolcharakter hat, können sich die kommunalpolitischen Laiendarsteller der anderen Parteien jetzt warm anziehen.

Zumindest brach man nun mit der alten Journalistentradition über ein Thema (der Damokles-Tunnel - wir berichteten) zu informieren. Lieber geht man in die Vollen. Die Volksstimme will den Tunnel! Zack. Kommentar und Artikel wurden daher heute auf Seite 1 des Magdeburger Lokalanzeigers zu einer interessanten Masse verschmolzen. Kostprobe: "Im Zuge der Sparpolitik dreht die SPD-Fraktion plötzlich am Rad - gegen die Röhre.". In den Rathausfluren wird, zumindest auf sozialdemokratischer Seite, etwas gemurrt. "Beleidigen lassen könnte man sich ja auch preisgünstiger durch Internet-Blogs." (Da ist natürlich was dran.) Die Volksstimme dreht dann aber weiter auf. Sie spricht von "gemäßigten Insidern" der SPD-Fraktion, was ja auch nicht gemäßigte, also militante Insider voraussetzt. Die Rats-SPD somit als integraler Bestandteil der Achse des Bösen. Löhr als militanter Anführer einer terroristischen Vereinigung. An diesen Gedanken werden sich wohl auch die gemäßigten Insider erst noch gewöhnen müssen. Unausgegoren, pragmatisch und plötzlich sei der SPD-Antrag gegen den Tunnel. (Drei Vokabeln der deutschen Sprache, die vermutlich noch nie gemeinsam in einem Satz aufgetreten sind.) Die Argumentationen der SPD seien aus dem hohlen Bauch heraus. Das meint die Volksstimme dann lieber nicht selber, sondern wird den anonymen gemäßigten Insidern zugeschrieben.

Wirtschafts- und Verkehrsexperten sind perplex von der Position der SPD - weiß die Volksstimme auf Seite 1 (!) zu berichten. Abgesehen davon, dass nicht perplexe sondern freudig erregte Experten nicht so richtig gewürdigt werden, verschweigt der Text leider nähere Details zu den Experten. Statt dessen kommen der Tiefbauamtsleiter Thorsten Gebhardt ("infrastrukturelle Zukunft wird verbaut") und der Leiter der städtischen Baurechtsabteilung Dr. Dieter Scheidemann üppig zu Wort. Beide eigentlich (amtsbedingt) nicht so richtig objektiv und eigentlich auch nicht für die kommunalpolitische Willensbildung zuständig - egal. Wird man in dem 5spaltigen, halbseitigen Artikel die SPD-Sicht würdigen? Alberner Gedanke. Das würde dem Kampfauftrag des Artikels doch arg zu wider laufen.

So heißt es dann in Magdeburg ab jetzt: VOLKSSTIMME AN DIE MACHT! Ist vielleicht nicht ganz die reine journalistische Lehre, aber wenn es um die Macht geht, kann man sich nicht mit blöden Prinzipien aufhalten.

PS: Eine Berichterstattung über die Abstimmung im Stadtrat ist in der Volksstimme nicht zu erwarten. Der so gründlich wie objektiv recherchierte Artikel gibt als Datum der Abstimmung im Stadtrat konsequent, aber falsch, den 11. Mai an. Damit keine Verlassenheitsgefühle im leeren Ratssaal aufkommen, sei verraten, dass die Abstimmung für den 10. Mai geplant ist.

PPS: Ob es irgendeinen Zusammenhang zum ausgesprochen verwirrten Bericht "Maradona aus Psychatrie entlassen" (Rubrik Rund um die Welt) gibt? Dort wird heute detailliert von grün leuchtender, gentechnisch veränderter, Sprengstoff erschnüffelnder Bäckerhefe (Schuld: US-Forscher) berichtet. Was hat Maradona mit Bäckerhefe zu schaffen? Das bleibt ein kleines süsses Geheimnis der Volksstimme. Vermutlich wächst beides in Tunneln zu stattlicher Größe heran.

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Montag, Mai 07, 2007

Hätten Sie gewußt, dass...

... die Industrie- und Handelskammer Magdeburg "den imperialistischen Gegner an der unsichtbaren Front unter Anwendung spezifischer Mittel und Methoden" bekämpft und die Führungsebene, IHK-Präsident Klaus Hieckmann, "aus marxistisch-leninistischer Überzeugung" handelt? Tja, unsere Wirtschaftslenker sind ja immer für eine Überraschung gut: Die IHK als Arbeitsgruppe der Marxistisch-Leninistischen Partei (MLPD) - sieh an - wen der Böhmer sich so als Berater gönnt!

Nach dem Hieckmann nun als Gefolgsmann der Stasi enttarnt wurde, könnte man ja auf den Gedanken kommen, dass vielleicht ein ... Rücktritt? Ist doch eigentlich schon irgendwie peinlich. Ein vernüftiges Arbeiten dürfte ausgeschlossen sein - wenn die Geschäftspartner nun ihre Schreiben immer mit "Sozialistischem Gruß" unterzeichnen. Aber es gilt: Karrieristen aller Länder - vereinigt Euch! Der Hauptgeschäftsführer der IHK, Wolfgang März (CDU), ist nicht etwa verblüfft. Nein. Das ist doch nicht neu, sagt er. Genosse... ähm Präsident Hieckmann hatte doch bei seiner Wahl vor zwölf Jahren ausdrücklich gesagt, dass er in der DDR mit allen Institutionen zusammengearbeitet hatte. Also Junge Pioniere, GST, Vogelkundler, Redaktion der Sowjetfrau und eben Stasi - war doch immer klar. Meint der sonnige März, dessen Partei sonst erheblich aufgeregter ist, wenn man mal einen PDS-Angehörigen ein wenig mit Stasi am Zeug flicken kann..

Ganz überraschend kommt es allerdings tatsächlich nicht. Bei keiner Organisation weicht der offizielle Anschein der Seriosität so stark von der tatsächlichen Halbseidigkeit der Handelnden ab, wie bei der (Magdeburger) IHK. Gut dotiert haben einige Personen die IHK geentert. Sie profitieren davon, dass die tausenden Zwangsmitglieder neben der zwangsweisen Einziehung der Beiträge nicht auch noch bereit sind zu irgendeiner Veranstaltung der anachronistischen Kammer zu rennen. Da kann man dann gemütlich mit den Beinen baumeln und gutbezahlt ein wichtiges Gesicht machen.

Herr Hieckmann wurde 1986 übrigens von der fiesen totalitären Staatsmacht auf das übelste in die Pflicht genommen, gibt er zu verstehen. Drohte ihm Gefängnis? Politische Verfolgung? Naja.... fast. Er wollte doch so gerne Generaldirektor werden! Hatte man gedroht ihm das zu verweigern? Also nicht so direkt. Er hatte aber die Befürchtung, dass man ihm "vielleicht einen Strich durch die Rechnung macht". Da hatte er "keine Alternative"! Ein wirklich erschütterndes Schicksal. Da wäre er vielleicht poppeliger Direktor geblieben! Da meldet man doch lieber in höchster Not an die Genossen, dass der zu überwachende "keine klare politische Ausstrahlung" habe und "überheblich und arrogant" sei. Ob das wirklich förderlich für die Karriere des Bespitzelten war?

Es sind genau diese, nur für das eigene Fortkommen Andere gegen die Wand laufen lassenden Leute, vor denen es einen Ekeln sollte. Überzeugungstäter ändern vielleicht ihre Überzeugungen. Charakterlich Mängelbehafte bewahren ihre netten Eigenschaften auch im neuen System.

Nun will Herr Hieckmann, der überhaupt nicht an seinem Sessel klebt, zunächst einmal die Haltung der "Wirtschaft" abwarten. Schließlich ist er doch unverzichtbar. Das Planetensytem kreist praktisch um ihn. Seine Spezis werden ihm sicher fett auf die Schulter klopfen. Sie hätten genau so gehandelt - werden sie ihm sagen. Kammer ohne Hieckmann? Das ist wie Sommer ohne Sonne. Sollen wir denn alle verhungern?

Demokratie lebt ja bekanntlich vom mitmachen. Unter kammer@magdeburg.ihk.de kann man sich am Schulterklopfen beteiligen.

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Samstag, Mai 05, 2007

Äpfel im Rat

In seltenen Glücksmomenten gibt es im Magdeburger Stadtrat mal einen Antrag, der irgendwie eine innere Schönheit hat, ja fast schon ästhetisch ist - zumindest so von der Idee her. Ein Antrag der zwar die Welt nicht rettet, dass aber eben auch nicht behauptet. Jetzt war es mal wieder so weit.

Stadtrat Kurt Schmidt (FDP), seines Zeichens ständiger Vertreter der evangelischen Kirche in der Freien Demokratischen Partei Deutschlands, zeichnet für so ein Kunststück verantwortlich. Er will zu Ehren Luthers bis zum 500. Jahrestag der Revolu... ähm.. Reformation 500 Apfelbäume in Magdeburg pflanzen lassen. In einer Stadt, in der sonst zu solchen Anlässen einfach die üblichen Magistralen umbenannt werden, ein wahrlich kreativer Ansatz.

Auch wenn man dem Luthersatz mit dem Untergang der Welt und zuvor noch schnell gepflanzten Apfelbäumen durchaus skeptisch gegenüber stehen kann. Die schnelle Einleitung eines netten innigen Beisamenseins mit der schönen Nachbarin/Nachbarn scheint im Falle zügigen Weltuntergangs doch erheblich sinnvoller als gärtnerische Betätigung (bei Luther weiß man allerdings nicht, ob er mit der Pflanzung (s)eines Apfelbaums nicht vielleicht genau das meinte).

Zumindest ist auch für Nichtchristen die Vorstellung im Stadtpark unter einem (Luther)Apfelbaum zu verweilen, eine recht angenehme Option.

Selbstverständlich hat die FDP auch etwas Angst vor der eigenen Courage (schöngeistige Anträge sind im Magdeburger Stadtrat durchaus Widrigkeiten ausgesetzt). Vorsorglich werden die noch nicht aufgetretenen Kritiker beruhigt. Man könne ja auch Zierapfelbäume nehmen und somit das Auftreffen fallender Äpfel auf Köpfe und (schlimmer noch) Autos vermeiden. Naja - als Parkplatzbegrünung sind Äpfel vielleicht wirklich eher ungeeignet, aber sonst?

Luther kann man doch nicht mit einem Zierapfel ehren! Könnte man ja gleich Tulpen oder Vergißmeinnicht nehmen.

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Freitag, Mai 04, 2007

Der Damokles-Tunnel

Wird er gebaut - der gefürchtete Tunnel des Damokles ? Das Unheil schwebt über der Stadt. Ob es herniedersaust und Stadtkasse und -entwicklung in den Abgrund reißt, ist völlig offen. An guten Tipps fehlt es nicht. Neulich versuchten Bauminister Daehre (CDU), die IHK und die Bahn AG mit hypnotischen Beschwörungen die Stadt wieder auf Linie bzw. in den Tunnelschacht zu bekommen: Eure Arme werden schwer, ihr atmet ganz ruhig, die Augen fallen zu, die Beine werden schwer, der Verstand setzt aus, Geld ist doch kein Problem, sehr hübsch so ein Doppelloch in der Innenstadt ...

Da Teile der SPD (nämlich Stadtrat Czogalla) in letzter Zeit die Linie der Partei etwas konterkariert hatten, sahen sich nun Rainer Löhr, Jürgen Canehl und Hans-Dieter Bromberg (alle SPD) veranlasst eine gemeinsame Presseerklärung zu verlautbaren. Tenor: Nein zur Hypnose. Nein zum Tunnel. Sie gehen dann recht deutlich ins Detail und stellen diverse fiese Fragen zur Sinnhaftigkeit des Projekts in den Raum. Wieso z.B. braucht die Straßenbahn am Damokles-Tunnel dringend eine Durchfahrtshöhe von 4,50 m nicht jedoch an der Halleschen Straße? Wächst so eine Bahn auf ihrem Weg nach Westen? Oder braucht da jemand nur dringend mal ein hübsches Argument wieso so ein Tunnel + 4,50 m Brücke unbedingt, unabänderlich, ja gottgewollt da hin muss.

Die CDU läßt sich nicht zu einer konkreten Beantwortung von Fragen hinreißen. In der Stellungnahme des Kreischefs Jürgen Scharf wird statt dessen mitgeteilt: "Wir haben inzwischen belastbare Erkenntnisse, dass die Tunnellösung gegenüber einer Sanierung der Eisenbahnunterführung weitgehend kostenneutral umgesetzt werden kann." Soso. Belastbare Erkenntnisse. Die hat Erich von Däniken (Volksstimme-Rubrik Lieste´s - weeßte´s) auch. Wobei er mehr auf von Quecksilber angetriebene Raumschiffe setzt.

Das Verblüffende an den belastbaren Erkenntnissen: neulich schwor man noch bei Trümpers Amtskette: Tunnelbau und "alles so lassen wie es ist" wäre gleich teuer. Gut das glaubt natürlich keiner - klang doch aber irgendwie fesch. Nun hat man nur noch belastbare Erkenntnisse! Die sprechen nicht etwa von Kostenneutralität, sondern sehen diese als ggf. weitgehend (!) gegeben an. Ah-ja. Die Produkte der DDR orientierten sich früher übrigens weitgehend am Weltmarkt. Weitgehend!

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Mittwoch, Mai 02, 2007

Das Schweigen der Harfe

Das Buckauer ein wagemutiges Völkchen sind, ist ja bekannt. Nun werden sie aber tollkühn! Da haben sich doch tatsächlich Buckauer beklagt, dass die errichtete Windharfe schweigt - selbst bei Sturm. Die Stadtverwaltung will jetzt natürlich dem Grund der Sprachbehinderung der Harfe auf die Schliche kommen.

Das, liebe Buckauer, kann allerdings ins Auge bzw ins Ohr gehen. Sollten nämlich die städtischen Heiler das Schweigen der Harfe brechen, könnte die Harfe zur Plaudertasche werden. Dann harft sie denn lieben langen Tag - und Nacht. Auch an Sonn- und Feiertagen! Das kann sehr schön sein - muss es aber nicht. Spuckende Brunnen werden bei Geldmangel schonmal abgestellt. Klingende Harfen harfen klingend bis sie ein gnädiger Blitz niederstreckt. Sagt nicht, ihr wusstet nicht Bescheid.

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Patentante

Während alle gebannt auf die Sonderberichterstattung der Rubrik Lieste´s - weeßte´s der Magdeburger Volksstimme über die Feierlichkeiten zum 30. des personifizierten Ehrenamtes warten, gelang es der Rubrik scheinbar eine andere Volksstimme-Seite zu entern. Unter der Überschrift: "Fest-Splitter" reißt sich zumindest die bisher unverdächtige Abteilung "Aus den Stadtteilen" einen echten Lieste´s - weeßte´s-Splitter ein.

Im Neustädter Feld wird ein bestehendes Nachbarschaftszentrum mit dem Titel Mehrgenerationenhaus geadelt. Der werte Steuerzahler läßt sich das 200.000 € kosten. Es mag zwar sein, dass sich in dem Gebäude hin und wieder mehrere Generationen treffen (wenn die Enkel dem Großvater die Knete für die Moped-Betankung aus dem Kreuz leiern), dass sich dort aber auch nicht CDU-Mitglieder aufhalten, scheint jedoch ausgeschlossen. Das ein CDU-Bundestagsabgeordneter, hier: Bernd Heynemann (CDU) die Anerkennungstafel übergibt, mag noch irgendwie begründbar sein (Küster (SPD) war vermutlich verhindert - Bärenjagd?). Merkwürdigerweise übernimmt jedoch scheinbar der CDU-Bundesvorstand so etwas wie eine "Patenschaft" für die mit öffentlichen Geldern finanzierte Einrichtung - damit man sich besser präsentieren kann. Eva Wybrands (CDU und Patentante) führt zur Begründung aus, dass sie ja sowieso alle vier Wochen mit Ursula von der Leyen (CDU, Familienministerin) zusammensitze. Das trifft vermutlich auch auf von der Leyens Frisör zu, ohne dass er bisher eine Patenschaft angestrebt hätte.

Bei einer Zoo-Patenschaft fließt ja normalerweise Geld. Der Pate darf sich dafür im Lichte von zum Beispiel Knut sonnen. Hier sonnt sich nun die CDU und Mama hat nicht einen Pfennig dazu bezahlt. Sehr praktisch und kostengünstig.

Ok. Dieser Blog übernimmt hiermit die Patenschaft für einen Elefanten im Magdeburger Zoo. Lieber Bundesfinanzminister! Überweisen sie doch bitte mal schnell 6000 € an den städtischen Zoo. Danke schön!

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